GVA & Kur | Schmerztherapie
Ein wesentlicher Aspekt der GVA ist die Vermittlung einer Eigenverantwortung und Anleitung zur Umsetzung von Maß- nahmen, vor allem dem persönlichen Le- bensstil angepassten Bewegungsprogrammen.
Beim Schwerpunkt „Mentale Gesundheit“ stehen sowohl Workshops als auch Ein- zelberatungen durch
Gesundheitspsychologen auf dem Programm.
Kur und GVA –
eine Erfolgs-
geschichte
fotoS: moorheilbad harbach
Wir können uns heute noch alle an die Kuraufent- halte erinnern, wie sie bis 2014 flächig von allen Sozialversicherungsträgern bewilligt wurden. Diese Kuraufenthalte waren an sich eine Maßnah- me der Gesundheitsfestigung, die sich aber im- mer mehr in Richtung kurativer Therapieaufent- halte entwickelt haben.
Ein Paradigmenwechsel erfolgte in diesen Jahren, der zum Ersatz der Kuraufenthalte durch ein völlig neues Programm, nämlich der Gesundheits- vorsorge Aktiv, führte. Dies ist ein Nachfolgemodell, völlig anders strukturiert als die herkömmlichen Kuraufenthalte und vor allem mit einem ganz klaren Fokus auf Prävention, wie man dem Namen „Gesundheitsvorsorge Aktiv“ entnehmen kann.
Einhergehend mit dem Paradigmenwechsel war auch eine Veränderung im therapeutischen Angebot gegeben. Therapien sollten vor allem der körperlichen Ertüchtigung dienen. Ziel des GVA-Aufenthaltes sollte sein, den Impuls für eine Lebensstilmodifikation zu setzen, der nachhaltig die Lebensstilfaktoren Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit positiv beeinflusst und auf diese Weise zu einer längerfristigen positiven Verän- derung des Gesundheitszustandes sowie der längerfristigen Gesundheitserhaltung dienen sollte. Denn evident ist heute, dass die Verbesserung des Lebensstils schlussendlich zu einer nachhaltigen Verbesserung oder Stabilisierung des Gesundheitszustandes und damit zu einer Verlänge- rung der Zeitspanne, die wir als gesunde Lebensjahre bezeichnen, führt.
GVA – der Hintergrund
Seit März 2018 wird nun dieses Programm, anfänglich in acht Pilotbetrieben durchgeführt, flächig in Österreich angeboten. Bereits im ersten Jahr wurden mehr als 80.000 Patienten versorgt, zu einem Gutteil Berufstätige aber auch Pensionisten, denn auch im Pensionsalter ist eine Verbesse- rung des Lebensstils immer mit einem Gesundheitsnutzen verbunden. Ein wesentlicher Aspekt der GVA ist die Vermittlung einer Eigenverantwor- tung und Anleitung zur Umsetzung von Maßnahmen, vor allem dem persönlichen Lebensstil angepassten Bewegungsprogrammen, aber beson- ders bei Patienten mit dem Fokus auf Problemen mit der mentalen Gesundheit, auf Stärkung der persönlichen Ressourcen, Coping-Strategien und Entspannungsmaßnahmen, die den Alltag erleichtern sollen. Voraussetzung für eine GVA ist auf jeden Fall eine Problematik im Bewegungs- und Stützapparat. Wir wissen heute, dass 2018 mehr als 600.000 Menschen wegen Krankheit des Muskel-Skelett-Systems im Krankenstand waren und mit 9,3 Millionen Krankenstandstagen diese Diagnosen die dritthäufigste Ursache für eine vorübergehende Berufsunfähigkeit darstellen. Aber ge- rade bei unspezifischen Rückenschmerzen, die ja die am weitesten verbreitete Symptomatik darstellen, gefolgt von Gelenksschmerzen in Knie und Hüfte, ist Bewegung eines der besten und multimodalsten Mittel, um eine Reduktion der Beschwerden zu erreichen. Gleichzeitig ist es evidenzba- siert auch eine präventive Maßnahme.
Modularer Aufbau ermöglicht zielgerichtete Betreuung
Bestehende Schmerzzustände, aber auch private oder berufliche Belastungssituationen führen natürlich auch zu psychischen Belastungen, die spezifische Betreuungsprogramme erfordern. Hier bietet die GVA eine perfekte Möglichkeit, da ein modularer Aufbau eine sehr genau auf den Pa- tienten ausgerichtete, beschwerdezentrierte und zielorientierte Programmerstellung ermöglicht. Erstmalig in niederschwelligen Betreuungsangebo- ten der Sozialversicherungsträger steht in der GVA neben den Schwerpunkten „Bewegung Optimierung“, „Bewegung Motivation“ auch erstmalig der Schwerpunkt „Mentale Gesundheit“ zur Verfügung, wo neben dem allen zur Verfügung stehenden Basismodul im Aufbaumodul auf den Patien- ten abgestimmte Zielsetzungen festgelegt und therapeutische Maßnahmen gesetzt werden.
Wichtig ist aber, dass allen Antragstellern vermittelt wird, dass die GVA nicht mit Rehabilitation oder einer ausschließlichen multimodalen Schmerz- therapie, bei schweren oder auch chronischen Schmerzsymptomen, zu verwechseln ist. Chefarzt der PVA, Dr. Martin Skoumal zeigt auf, dass „der Fokus der GVA vor allem auf der Bewegung, mentaler Gesundheit und gesunder Ernährung liegt. Aktivtherapien und angepasster Sport bilden die medizinische Basis, um vor allem die Eigenverantwortung zu stärken, die erlernten Übungen und die ausgeübte sportliche Tätigkeit in den Alltag zu integrieren und dauerhaft umzusetzen“. Die GVA soll zu einer Verbesserung von Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates, die unspe- zifischer Natur sind, beitragen. Vor allem können durch geeignete therapeutische Maßnahmen und auch in der weiteren Folge konsequent umge- setzter Bewegungsprogramme potenzielle Spätschäden vermieden und die Arbeitsfähigkeit erhalten werden.
Die Strukturdetails der GVA im Einzelnen
Die Struktur des Programms ist durch einen modularen Aufbau charakterisiert. Die gesamte Therapiezeit während des dreiwöchigen Aufenthaltes beträgt 1.400 Minuten. Im Zuge einer ausführlichen Anamneseerhebung von Risikofaktoren und eines physikalischen Status wird auch der Aktivi- tätslevel der Patienten evaluiert. Handelt es sich beim jeweiligen Patienten um jemanden, der schon Ausgleichssport betreibt, wäre der Schwer- punkt „Bewegung Optimierung“ angezeigt. Für Menschen, die eher als „Bewegungsmuffel“ gelten, ist der Schwerpunkt „Bewegung Motivation“ die
geeignete Zielrichtung. Der dritte Schwerpunkt „Mentale Gesundheit“ ist für Personen geeignet, die vor allem psychisch belastet sind. Somit stellt die Eingangsuntersuchung der GVA nicht nur Defizite im Bewe- gungs- und Stützapparat und im täglichen Bewegungsumfang fest, sondern auch erstmalig die psychische Belastung, die im Sinne des bi- opsychosozialen Gesundheitsmodells als einer der wesentlichen Ein- flussfaktoren auf den Gesundheitszustand gesehen werden. In Summe werden während des für alle Gruppen gleichen Basismoduls Bewe- gungstherapie, Kraft-Ausdauer-Training, Entspannungstraining und bei Bedarf auch eine Raucherberatung angeboten. Therapien wie Massa- gen, Heilbäder, Heilpackungen oder elektrophysikalische Therapien runden das Angebot ab.
In der weiteren Folge angebotene Aufbaumodule sind spezifisch auf die Optimierung des persönlichen Bewegungsprofils, aber auch der Moti- vation bei Bewegungsmangel abgestimmt. Bei der Bewegungsoptimie- rung helfen Therapeuten bei der Analyse der physischen Aktivitäten und bieten Verbesserungsmöglichkeiten an. Bei der Motivation geht es
vor allem darum, den Teilnehmern Freude und Lust am körperlich aktiven Gestalten des Alltages näherzubringen. Beim Schwerpunkt „Mentale Ge- sundheit“ stehen sowohl Workshops als auch Einzelberatungen durch Gesundheitspsychologen auf dem Programm.
Kur, GVA oder Rehabilitation?
Es ist auch wichtig zu wissen, dass wenn die Beschwerden so massiv sind, dass die therapeutischen Zielsetzungen einer Kur oder GVA nicht aus- reichen, natürlich andere Modalitäten vorgesehen sind. So ist für Patienten, die höhergradige Beschwerden im Bewegungs- und Stützapparat ha- ben, natürlich eine Rehabilitation die bessere Option, da eine bedeutend höhere Therapiedichte und ein zielgerichteter Mix an rehabilitativen Maß- nahmen die Beschwerden lindern oder Veränderungen rückgängig machen sollen. Bei Patienten, bei denen chronische Schmerzzustände im Vor- dergrund stehen, die nicht morphologisch korrigiert werden können, ist eine multimodale Schmerztherapie, wie sie im Moorheilbad Harbach ange- boten wird, auch ein zielgerichtetes Konzept im Rahmen der Rehabilitation.
Konservativ orthopädische Rehabilitation
Für Patienten, die einen erhöhten therapeutischen Bedarf haben oder mittelschwere Beschwerde- und Schmerzustände beklagen, ist im Rahmen der konservativ orthopädischen Rehabilitation die Möglichkeit gegeben, durch eine multimodale interdisziplinäre Therapie, eine Verbesserung der
Teilhabe am privaten und beruflichen Leben zu bewirken. Die intensivierte multimodale, orthopä- dische Rehabilitation als integriertes Therapiekon- zept wirkt sich nachhaltig positiv aus. Der subjek- tive Gesundheitszustand der Patienten ist bei Be- endigung des Aufenthaltes deutlich besser, nicht zuletzt dadurch, weil auch die Intensität der Schmerzen in der Regel nachgelassen hat. Eine aktuelle Studie belegt, dass 74 % der Patienten unmittelbar von einer stationären orthopädischen Rehabilitation im Sinne eines integrierten Behand- lungskonzeptes bei Problemen im Bewegungs- und Stützapparates profitieren.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Etablierung der GVA eine Veränderung bestehen- der Behandlungs- und Betreuungskonzepte mit sich gebracht hat, da vor allem die Lebensstilmo- difikation der Faktoren Ernährung, Bewegung und
mentaler Gesundheit das Ziel ist. Einer der GVA-Pioniere ist das Moorheilbad Harbach, das bereits als Pilotbetrieb fungierte. Die Gründe, warum man sich bereits sehr früh mit der GVA beschäftigt hat, war die schon lange bestehende Ausrichtung des Hauses auf Lebensstilmedizin. Nicht mehr die ausschließliche Verbesserung biomechanischer Parameter, sondern die Zielsetzungen, die mithilfe des ICF gesetzt werden, sind die Leit- linien. Die Orientierung am bio-psycho-sozialen Gesundheitsmodell, die die Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens und damit die Ver- besserung der Teilhabe zum Ziel hat, ist ein zentraler Bestandteil der Patientenbetreuung im Moorheilbad Harbach.