MEDIZIN | HNO-Infekte

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Erste Hilfe bei

Husten, Schnupfen und Heiserkeit

Die Wintersaison steht vor der Tür und trotz ver- mehrter Hygieneschutzmaßnahmen nehmen auch die banalen Erkältungserkrankungen oder akuten Infektionen der oberen Atemwege an Häufigkeit zu.

Eine Erkältung dauert sieben Tage oder eine Woche“, so die allgemeine medizinische Vorhersage. Welche Möglichkeiten es gibt, diesen fixen Zeit- rahmen vielleicht doch zu verkürzen und welche Medikamente eher nicht helfen, wurden in den aktuellen Leitlinien zur Behandlung unkomplizier- ter Erkältungserkrankungen des American College of Family Physicians untersucht www.aafp.org/afp/2019/ 0901/p281.html.

Eine akute Infektion der oberen Atemwege, auch Erkältung, Verkühlung, Schnupfen genannt, gehört zu den häufigsten Erkrankungen in der indus- trialisierten Welt. Typische Symptome sind die blockierte Nase, Rhinorrhoe, Halsschmerzen, Husten, allgemeines Unwohlsein und/oder Fieber. Die Beschwerden sind im Allgemeinen selbstlimitierend und sollten nicht länger als zehn Tage andauern. Bei Kindern, die medizinisch betreut werden, dauert die Erkrankung im Mittel acht Tage. Wichtige Differenzialdiagnosen sind neben Covid-19 und Influenza die allergische Rhinitis, isolierte Pharyngitis, akute Bronchitis (die im Allgemeinen länger andauert), bakterielle Sinusitis und Keuchhusten. Viren sind die häufigsten Erreger einer akuten Infektion der oberen Atemwege, wobei mehr als 200 verschiedene Viren mit der Erkrankung assoziiert werden konnten. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Nasensekret und Speichel von infizierten Personen. Das Hauptziel der medizinischen Behandlung ist die Verringerung der Dauer und des Schweregrads der Symptome.


Erkältung bei Erwachsenen

Nichtsteroidale Antirheumatika werden am häufigsten bei Erkältungen zur Symptomlinderung angewandt. Insbesondere für Ibuprofen ist bekannt, dass es Kopf-, Ohren-, Muskel- und Gelenkschmerzen verbessert, nicht jedoch den Husten, die Dauer der Erkältung oder die Gesamtzahl der Symptome. Paracetamol kann eine kurzfristige Linderung von Rhinorrhoe und Nasenverstopfung bewirken, hat jedoch keine Wirkung auf Hals- schmerzen, Unwohlsein, Niesen oder Husten.

Abschwellende Nasensprays, die Pseudoephedrine oder Oxymetazoline enthalten, können eine verstopfte Nase frei machen, es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass sie einen Husten verbessern. Patienten sollten vor dem Risiko einer Rhinitis medicamentosa gewarnt werden, wenn intrana- sales Oxymetazolin länger als drei Tage angewandt wird.

Antihistaminika in Kombination mit oralen Abschwellungsmitteln wie Pseudoephedrin und/oder Analgetika können eine gewisse Linderung von Husten bewirken. Frühzeitig eingesetzt können Präparate, die zusätzlich Ibuprofen und Pseudoephedrin enthalten, auch Erkältungssymptome ver- ringern.  Ipratropiumbromid Nasenspray ist das einzige Medikament, das anhaltenden Husten im Zusammenhang mit akuten Infektionen der obe- ren Atemwege bei Erwachsenen verbessert. Inhalatives Ipratropium in Kombination mit Salbutamol verbessert den Husten während der ersten zehn Tage der Erkrankung.

Für orales Zinkacetat oder Zinkgluconat konnte gezeigt werden, dass die tägliche Einnahme von mindestens 75 mg Husten und Rhinitis schneller lindern können. Dazu sollte die Behandlung innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der Symptome begonnen werden.

Probiotika können bei der Behandlung von akuten Infektionen der oberen Atemwege eine Rolle spielen. Eine randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass die dreimonatige tägliche Einnahme eines fermentierten Milchprodukts, das Lactobacillus casei enthält, die Dauer der Erkältungs- symptome bei älteren Erwachsenen um eineinhalb Tage verkürzt.

Kochsalzspülungen, eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme, chinesische Kräuter, Acetylcystein oder Knoblauch werden häufig gegen Erkältungs- symptome empfohlen. Es gibt aber keine ausreichenden Hinweise, dass sie effektiv sind. Zu Medikamenten, die ebenfalls empfohlen werden kön- nen, bei einer akuten Infektion der oberen Atemwege aber sicher wirkungslos sind und die sogar gesundheitsschädlich sein können, gehören An- tibiotika, Virostatika, die meisten Hustenmittel, Antihistaminika-Monotherapien, intranasale Kortikosteroide, Dampf, Vitamin D und E, Echinacea und Pelargonium sidoides (afrikanische Geranie).


Erkältung bei Kindern

Sowohl Ibuprofen als auch Paracetamol können fieberbedingte Beschwerden lindern und bei Kindern verwendet werden, wobei es Hinweise gibt, dass Ibuprofen wirksamer ist. Auch die abwechselnde Anwendung von Ibuprofen und Paracetamol hat sich als mögliche effektive Strategie her- ausgestellt. Der schleimlösende Acetylcystein kann Husten bei Kindern ab zwei Jahren verbessern.

Bei Kindern ab fünf Jahren kann Ipratropiumbromid-Nasenspray zwar eine tropfende Nase eindämmen, ob der Spray auch eine verstopfte Nase freimachen kann, ist allerdings nicht nachgewiesen. Der Spray sollte nicht bei Kindern unter fünf Jahren eingesetzt werden. Die wichtigsten uner- wünschten Wirkungen sind Nasenbluten, Nasentrockenheit und Kopfschmerzen, die sich jedoch in Grenzen halten. Die nasale Kochsalzspülung konnte bei Kindern, anders als bei Erwachsenen, eine sinnvolle Therapie darstellen. Bei Kindern lässt sich eine rinnende und verstopfte Nase mit- tels einer sechsmal täglichen Nasenspülung mit Kochsalzlösung schneller auflösen. Außerdem konnte gezeigt werden, dass der Verbrauch an fie- bersenkenden und abschwellenden Mitteln sowie Antibiotika verringert werden konnte.

Das Auftragen eines Balsams, der Kampfer-, Menthol- und Eukalyptusöl enthält, auf Brust und Hals von Kindern vor dem Schlafengehen kann die Beschwerden durch eine verstopfte Nase lindern und die Häufigkeit und Schwere des nächtlichen Hustens verringern und damit zu einem verbes- serten Schlaf bei Kindern und Eltern beitragen.


ja