MEDIZIN | Tumorboards
Tumorboards optimieren
Tumorboards leisten einen wesentlichen Beitrag für die Krebsversorgung. Mit einem Tool für die systemati- sche Selbstbewertung soll die Effektivität gesteigert und die Situation der Patienten weiter verbessert werden.
Effizienz ist einer der Schlüsselfaktoren für die wirkungsvolle Versorgung von Krebspatienten. Im Rahmen der internationalen Initiative All.Can set- zen sich Stakeholder des Gesundheitssektors und darüber hinaus für genau diese Effizienz ein. Erstmals wird dazu auch in Österreich eine Studie zur Wirksamkeit und Optimierung von Tumorboards vom Karl Landsteiner Institut für Krankenhausorganisation durchgeführt. Das Hauptergebnis: Tumorboards sind wesentliche Faktoren in der Krebsversorgung, können aber durch systematische Selbstbewertung noch deutlich effektiver arbei- ten. Im Fokus der Empfehlungen steht die Einbeziehung der Patientenperspektive.
Patientenperspektive einbeziehen
Tumorboards sind wöchentliche fächerübergreifende Fall- konferenzen mit Vertretern der Kerndisziplinen, in denen Patienten mit Tumorerkrankungen besprochen und Behand- lungsempfehlungen entlang der gesamten klinischen Pati- ent Journey abgegeben werden – von der Erstdiagnose bis zur Verlaufskontrolle.
Prof. Dr. Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien und Obfrau der Initiative Leben mit Krebs, erklärt dazu: „Die Pandemie und Krebserkrankungen hängen sachlich zusammen, da das Vorliegen der einen Erkran- kung sich zwangsläufig auf den Verlauf, die Prognose und den Therapieverlauf der anderen auswirkt und umgekehrt. Es geht also um ein Vorgehen, bei dem immer das Wohl der Patienten im Mittelpunkt steht. Tumorboards kommt da- bei eine ganz zentrale Funktion zu.“ Auf eine umfassende
Beachtung der Patientenperspektive drängt auch Helga Thurnher, Obfrau der Selbsthilfe Darmkrebs sowie der Allianz onkologischer Patientenor- ganisationen: „Eine tiefgehende Kenntnis der Lebensrealitäten ist die Voraussetzung für das Erzielen tatsächlicher Verbesserungen. Die Bedürfnis- se und der Beitrag der Patienten müssen systematisch beachtet und in die Behandlungsplanung einbezogen werden.“
Hohes Verantwortungsbewusstsein
Auf Basis eines wissenschaftlichen Konzepts wurde zunächst die bestehende Literatur zum Thema Tumorboards ausgewertet. Mit dieser Grundla- ge konnte dann die Studie in den Tumorboards an der MedUni Wien und am AKH Wien (im Comprehensive Cancer Center – CCC) durchgeführt werden. Es handelt sich dabei um die erste jemals in Österreich durchgeführte Untersuchung zu diesem Thema. Im CCC werden jährlich in rund 900 Sitzungen 6.500 Patienten in 11.000 Gesamtvorstellungen besprochen. Mit 30 Mitgliedern der Tumorboards im CCC am AKH Wien wurden 60- minütige Interviews zu ihrer Arbeit und den Abläufen in den Boards geführt.
„Quer durch die ganze Vielfalt der Befragten wurde als gemeinsamer Nenner das hohe Verantwortungsbewusstsein deutlich. Sichtbar wurde aller- dings auch, wie herausfordernd im Alltag der Spagat zwischen dem Denkbaren und dem aufgrund der Ressourcen tatsächlich Machbaren sein kann“, sagt Studienautor Prof.
Dr. Guido Offermanns von der Universität Klagenfurt sowie dem Karl Landsteiner Institut für Krankenhausorganisation.
Damit Tumorboards ihre Arbeit auf fünf vorgeschlagenen Handlungsfeldern (sh. Kasten) prüfen und verbessern können, hat All.Can ein Selbstbe- wertungs-Tool entwickelt, das derzeit in einer Pilotphase erprobt wird.
rh