MEDIZIN | Cochrane Corner

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Phlebotonika zur Behandlung

von Hämorrhoidalleiden

Ergebnisse einer Meta-Analyse zeigen, dass Phle- botonika Hämorrhoidalleiden vermindern können. Spezifisch scheinen sie vor allem Blutungen, Juck- reiz und Nässen zu reduzieren.

Hämorrhoiden entwickeln sich aus Erweiterungen des Plexus hämorrhoidalis, der am Analkanal zu finden ist und für eine komplette Stuhlkontinenz notwendig ist. Vergrößern sich diese arteriovenösen Polster, kann es zu Beschwerden wie Juckreiz, Schmerzen, Nässen, Blutungen, Anschwellen und zu einem Prolaps unterschiedlichen Grades kommen.

Hämorrhoiden treten am häufigsten zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr auf. In einer österreichischen Studie mit Daten aus einem Darmkrebs- Vorsorgeprogramm konnten bei fast 40 % aller Patienten Hämorrhoiden festgestellt werden. Beim überwiegenden Teil der Patienten fand man Hä- morrhoiden ersten Grades, also solche, die äußerlich nicht erkennbar sind und lediglich durch eine leichte Blutungen während des Stuhlgangs und damit verbundenen leichten Beschwerden auffallen. Hämorrhoiden bis Grad III werden bevorzugt konservativ mit ballaststoffreichen Nahrungsmit- teln, einer Anpassung der Ernährungsgewohnheiten, pflanzlichen Präparaten, Cremen und Suppositorien behandelt. Für höhergradige Formen des Hämorrhoidalleidens können invasivere Verfahren wie eine Sklerosierungstherapie mittels Gummibandligatur oder Infrarottherapie zur Anwendung kommen.


Gruppe verschiedener Wirkstoffe

Phlebotonika sind eine heterogene Gruppe pflanzlicher und anorganischer Wirkstoffe, die oral verabreicht eine Verbesserung der venösen Durch- blutung bewirken sollen. Zu ihnen gehören unter anderem die Flavonoide, Kalziumdobesilat oder das Diosmin. Sie werden vor allem für die Be- handlung von Hämorrhoidalleiden bis Grad II angewandt. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt, sie scheinen aber Gefäßwände stärken, den Tonus der venösen Gefäße und der Lymphgefäße erhöhen und die Kapillarpermeabilität verbessern zu können.

Klinische Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit der Phlebotonika wurden für einen Cochrane Review systematisch untersucht und ihre Ergebnis- se in einer Meta-Analyse zusammengefasst (PMID: 22895941). Der Review wurde vom Studienteam unter der Leitung von Nirmal Perera vom Ad-

denbrooks Hospital in Cambrige durchgeführt. Es konnten 20 randomisiert kontrol- lierte Studien mit insgesamt 2.334 Patienten gefunden werden. Eingeschlossen wur- den Patienten mit einem Hämorrhoidalleiden Grad I-IV sowie Patienten mit Be- schwerden nach einer Hämorrhoidektomie. Es wurden Studien mit allen Phlebotoni- ka ohne Einschränkung eingeschlossen. Am häufigsten fand man Studien mit mikro- nisierten, also bis auf Mikropartikel fein gemahlenen Flavonoid-Fraktionen (MPFF), weitere Studien verwendeten Diosmin, Calciumdobesilat, Carbazochrom/Troxerutin, Hydroxyethylrutoside und Pycnogenol, ein Extrakt aus der Rinde der französischen Meereskiefer. Die Wirkung der Phlebotonika wurde mit Placebo, mit einem anderen Phlebotonikum, einer anderen konservativen Therapie oder sogar mit invasiveren Methoden wie einer Sklerosierungstherapie und Infrarottherapie verglichen. Die ein- geschlossenen Studien schnitten in der Qualitätsbeurteilung eher mittelmäßig ab, bei den meisten fehlte die Beschreibung einer korrekten Randomisierung und bei etwa der Hälfte der Studien gab es einen potenziellen Interessenskonflikt. Die Hete-

rogenität der eingeschlossenen Studien war sowohl nach klinischen als auch nach statistischen Gesichtspunkten sehr hoch.


Beschwerden reduzieren

Die Resulte der Meta-Analyse zeigten, dass Phlebotonika Hämorrhoidalleiden vermindern können. Spezifisch scheinen sie vor allem Blutungen, Juckreiz und Nässen zu reduzieren. Ob Phlebotonika auch Schmerzen bei Hämorrhoidalleiden reduzieren können, konnte nicht eindeutig gesagt werden. Bei Patienten nach Hämorrhoidektomie konnte man hingegen eine Reduktion von Schmerzen und Blutungen durch Phlebotonika beob- achten. Nebenwirkungen traten in keiner der Gruppen signifikant häufiger auf. Insgesamt gibt es gute Hinweise, dass Phlebotonika Beschwerden bei Hämorrhoidalleiden und nach einer Hämorrhoidektomie effektiv vermindern können. Angesichts der Limitationen der eingeschlossenen Studien werden aber weitere Studien notwendig sein, um diese ersten Resultate zu bestätigen.


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