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KARDIOLOGIE | ESC-Guidance Paper 

Kardiovaskuläre Erkran- kungen und Covid-19

Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen gehö- ren zur Risikogruppe für besonders schwere Verläufe von Covid-19 (Corona Virus Disease 2019). Die Europäi- sche Kardiologengesellschaft (ESC) hat daher die wich- tigsten Informationen zur Diagnose und Therapie in ei- nem umfangreichen Leitfaden erarbeitet.

Patienten mit einem schweren Verlauf einer Sars-CoV-2-(severe acute respiratory syndrome coronavirus 2)-Infektion weisen häu- fig schon aufgrund des höheren Alters ein kardiovaskuläres Risiko oder eine manifeste kardiovaskuläre Erkrankung auf und ha- ben damit ein bis zu fünffach erhöhtes Risiko, während der Infektion zu sterben. Die Auswirkungen des schweren Infekts und die Schädigung der Lunge durch Sars-CoV-2 führen zu einer deutlichen Belastung des Herzens, die massive Aktivierung des Im- munsystems zu vermehrt instabilen Plaques. Darüber hinaus kann Sars-CoV-2 über den ACE2-(Angiotensin Converting Enzyme 2)-Rezeptor direkt in Kardiomyozyten und anderen Zellen des Herzens eindringen, es folgt eine interstitielle Infiltration mit Ent- zündungszellen und eine direkte Schädigung des Myokards. Es kommt zu einem relevanten Anstieg der Herzenzyme im Laufe der Infektion. Zu den typischen kardialen Komplikationen, die während Sars-CoV-2-Infektion auftreten können, gehören Hypoto- nie bis zur kardialen Dekompensation, Myokarditis, Arrhythmien und plötzlicher Herztod.


Besonderheiten bei Diagnose und Management

Auch für Patienten mit Herzerkrankungen gelten die derzeit gültigen Diagnosekriterien für Covid-19, wobei eine Computertomo- grafie der Lunge als zusätzlicher Test hilfreich sein kann. Patienten mit einer kardiovaskulären Vorerkrankung müssen in beson- derem Maß vor Covid-19 geschützt werden. Das umfasst eine gut verständliche Aufklärung der Patienten über Hygienemaßnah- men und die genaue Einhaltung der Hygienemaßnahmen im Krankenhaus, wenn möglich die Verschiebung elektiver Eingriffe und Untersuchungen während einer aktiven Pandemie und möglichst kurze stationäre Aufenthalte von Risikopatienten. Beson- ders wichtig sind ein kontinuierliches Monitoring von Covid-19-Patienten mit kardiovaskulären Risiko und die kritische Evaluation potenziell kardiotoxischer Medikamente.


Strukturierte Erstversorgung entscheidend

Die größten Herausforderungen für die optimale Betreuung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in Zeiten der Pan- demie liegt in der Erstbetreuung durch die Rettungssysteme und die Notfallzentren. Neben einem strukturierten Management von Patienten mit Verdacht auf Covid-19 und dem Schutz von medizinischem Personal und Patienten muss die schnelle Versor- gung von Patienten mit Notfällen weiter gewährleistet sein. Die lokalen Protokolle der Notfallaufnahmen sollten die verlässliche Trennung zwischen Covid-19-Verdachtsfällen und Covid-19-negativen Patienten, die sofortige Erstbegutachtung von Patienten respiratorischen Symptomen und die möglichst frühe Entlassung von Patienten mit milden und stabilen Covid-19-Infektionen um- fassen. Eine 24-Stunden-Bereitschaft zur Koronarangiographie in Zentrum, das zeitnah erreicht werden kann, sollte nach wie vor gegeben sein. Auch Patienten mit kardiovaskulären Notfällen sollten ohne Verzögerung auf einer Intensivstation oder im Herzka- theter-Labor behandelt werden, wobei der Covid-19-Verdacht gilt, bis ein negativer Test vorliegt. Patienten, die Covid-19-negativ sind, sollten dann möglichst auf Covid-19-freien Intensivstationen betreut werden. Wenn die Ressourcen tatsächlich knapp wer- den, kann es notwendig werden Covid-19-Patienten mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen, die normalerweise einer Überwachungs- oder Intensivstation behandelt werden würden, auf einer Normalstation zu betreuen. ja n


Quelle: https://www.escardio.org/Education/COVID-19-and-Cardiology/ESC-COVID-19-Guidance