MEDIZIN Knochendefekte 

Knochenbank-Beauftragter Oberarzt Dr. Peter Mayer und Medi- zinischer Direktor Prim. Dr. Manfred Kuschnig vor dem auf -76 °C gekühlten Gefrierschrank mit transplantierbaren Hüftknochen

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Knochendefekte:

Mit natürlichem Material auffüllen

Im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt können Patien- ten entnommene Hüftköpfe spenden. Diese werden in der hauseigenen Knochenbank aufbereitet und dem

Empfänger bei orthopädischen Eingriffen transplantiert.

Nicht nur Organe können gespendet werden, auch Knochen. Das Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt ist eines der wenigen Krankenhäuser in Österreich mit einer eigenen Knochenbank. Wer an der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie beispielsweise ein künstliches Hüftgelenk er- hält, kann seinen Hüftkopf spenden. Das Knochenmaterial der gespendeten Hüftköpfe wird in Folge einem aufwendigen Aufbereitungsverfahren unterzogen und dem neuen Empfänger transplantiert. Damit können Knochendefekte verschiedenen Ursprungs mit biologischem Gewebe wieder aufgefüllt werden. Das bringt deutliche Vorteile für die Patienten, da weniger künstliches Material verwendet werden muss.


Spenderknochen aufbereiten

Mehr als 400 Patienten pro Jahr erhalten im Elisabethinen-Krankenhaus ein künstliches Hüftgelenk. Rund 40 Hüftgelenksköpfe werden jährlich an die Knochenbank gespendet und im Schnitt bei etwa 30 Patienten wieder eingesetzt.

Basis für das Knochenmaterial sind menschliche Spenderknochen, im Speziellen der Hüftkopf. Die Spender werden im Vorfeld ausführlich aufge- klärt und bei Einwilligung erfolgt die Durchführung umfangreicher Laboruntersuchungen, um die Sicherheit des Transplantates zu gewährleisten. Während des Eingriffs wird vom abgetrennten Hüftkopf ein bakteriologischer Abstrich genommen, anschließend wird dieser in einem sterilen Spe- zial-Thermobehälter gelagert. Erst wenn sämtliche bakteriologischen, infektionsserologischen und molekularbiologischen Tests negativ sind, erfolgt die Freigabe des Knochenmaterials zur Transplantation.

„Im Gegensatz zu Fremdmaterial baut der Körper das Mineralgerüst aus der Knochenbank oft innerhalb weniger Wochen in den eigenen Knochen ein“, beschreibt der Knochenbank- Beauftragte OA Dr. Peter Mayer von der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie.


Knochen sind griffbereit

Bis der Knochen eingesetzt wird, muss das freigegebene Knochenmaterial bei -70 bis -80 Grad Celsius im Tiefkühlschrank, der sich direkt im OP- Bereich befindet, gelagert werden. Hier steht es Operateur im Bedarfsfall jederzeit zur Verfügung. „Theoretisch ist das bis zu fünf Jahre lang mög- lich, tatsächlich verbrauchen wir das Knochenmaterial aber nach spätestens einem Jahr“, erläutert Mayer.

Zur Rekonstruktion von Knochendefekten werden die Spenderhüftköpfe bedarfsgerecht in größere Knochenblöcke oder in sogenannte Spongiosa- Chips zerkleinert. Die so entstehenden Knochenstücke werden dann in die Defekte eingefüllt und dort verdichtet.

Grundsätzlich kann jeder Hüftkopf gespendet werden, sofern keine Ausschlussgründe zur Hüftkopfspende vorliegen. Diese wären zum Beispiel Tumorerkrankungen, Infektionskrankheiten oder Erkrankungen des rheumatologischen Formenkreises. Bei der Transplantation von Knochen müs- sen die Blutgruppe der Spender und der Empfänger nicht übereinstimmen, da die Blutzellen im Rahmen der Aufbereitung des Knochens vor der Transplantation ausgewaschen werden. Abstoßreaktionen wie beispielweise bei Organen gibt es deshalb keine. Eine Ausnahme hinsichtlich der Blutgruppenkompatibilität stellen Frauen im gebärfähigen Alter dar.


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