MEDIZIN | Grippe-Impfung

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Hochdosis

Influenza-Impfstoff

für ältere Menschen

Das Österreichische Bundesministerium für Soziales, Ge- sundheit, Pflege und Konsumentenschutz empfiehlt für die Grippesaison 2021/2022 Impfstoffe, die speziell auf bestimmte Altersgruppen zugeschnitten sind. Neu ist, dass für Men- schen über 60 Jahre erstmals ein Hochdosis-Impfstoff auf dem Plan steht.

Mit dem Älterwerden nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ab (Immunoseneszenz) und chronische Erkrankungen werden mehr. Ältere Menschen sind daher wesentlich häufiger von schweren Verläufen einer Influenza betroffen als jüngere. Nur 15 % aller Menschen, die an Influenza versterben, sind jünger als 60 Jahre. Aber nicht nur die Immunkompetenz, auch die Wirksamkeit von Influenza-Impfstoffen lässt bei älteren Men- schen nach. Fasst man die Daten der letzten zehn Jahre zusammen, so lag sie im Mittel bei den über 60-Jährigen bei nur 55 %. Verschiedene Strategien wurden daher verfolgt, um die Effektivität der Impfstoffe für ältere Menschen zu steigern. Eine dieser Strategien war die Entwicklung ei- nes Hochdosis-Impfstoff, der mit 60 µg statt 15 µg die vierfache Menge des Hämagglutinin (HA)-Antigens enthält und zu höheren Antikörperspie- geln bei älteren Menschen führen soll.


?Wie effektiv ist der Hochdosis-Impfstoff?

Die erste US-Zulassungsstudie aus dem Jahr 2014 zeigte, im Vergleich zu den Impfstoffen in Standarddosis, bereits eine um 24 % verbesserte Impfeffektivität gegen eine Erkrankung mit Influenza (DiazGranados, et al. N Engl J Med. 2014). Weitere randomisierte Studien und Beobachtungs- studien folgten. Die ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts bewertete die Datenlage Anfang 2021 und geht im aktuellen Be- richt von einer verbesserten Impfeffektivität der Hochdosis-Impfstoffe von zumindest 15 % aus (Epidemiologisches Bulletin 34/2021). Auch eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2021 fasste die Ergebnisse von 18 klinischen Studien bei ≥ 65-Jährigen zusammen und fand eine verbesserte Impfef- fektivität von 16 % (Lee, et al. Vaccines 2021). Aber nicht nur die Influenza-Erkrankung allein, auch Komplikationen der Influenza-Erkrankung konn- ten durch den Hochdosis-Impfstoff vermindert werden. So konnte die Hospitalisierungsrate für Influenza und Pneumonie um 13 %, die Hospitali- sierungsrate für kardiorespiratorische Komplikationen um 18 % und jene für andere Ursachen um 8 % reduziert werden.


?Wie sicher ist der Hochdosis-Impfstoff?

Die klinischen Studien zeigten, dass die Verabreichung des Hochdosis-Impfstoffs im Vergleich zum Standard-Impfstoff häufiger zu lokalen Reaktio- nen an der Einstichstelle führte, diese waren aber zeitlich begrenzt, die Studienteilnehmer beurteilten die Schmerzintensität als gering bis mode- rat. Einer von sechs Studienteilnehmern klagte über Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein, alle Nebenwirkungen legten sich aber innerhalb der nächsten drei Tage nach der Impfung.


?Welche alternativen Impfstoffe gibt es?

Für Menschen ab 60 dürfte der Hochdosis-Impfstoff im Vergleich zu den herkömmlichen Impfstoffen einen moderat verbesserten Schutz vor einer Influenza-Erkrankung und schweren Verläufen bei einem vertretbaren Nebenwirkungsprofil bieten. Steht der Hochdosis-Impfstoff nicht zur Verfü- gung, kann nach der Impfempfehlung des Ministeriums auch ein anderer tetravalenter, inaktivierter Influenza-Impfstoff verwendet werden. In die- sem Fall sollte die Impfung nach einem Mindestabstand von vier Wochen wiederholt werden.


ja