MEDIZIN Allergie

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Impfen trotz

Allergie und Asthma?

Berichte über allergische Reaktionen auf die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 sorgen für Verunsicherung. Die Österreichische Gesell- schaft für Pneumologie gibt Entwarnung und erläutert, wo tatsächlich Risiken beste- hen können.

Prinzipiell besteht bei jeder Impfung ein Risiko, allergisch zu reagieren. Das Risiko für eine schwere allergische Reaktion liegt bei den aktuell in der Europäischen Union zugelassenen mRNA-Impfstoffen bei 1:100.000 - das ist zwar etwa zehnmal höher als bei anderen bekannten Impfungen, wie zum Beispiel der Influenza-Impfung, aber noch immer sehr, sehr gering.

Alle schweren allergischen Reaktionen auf die Covid-19-Impfungen sind glimpflich ausgegangen. Dabei haben mit jetzigem Stand bereits 60 Mil- lionen Menschen die erste Dosis und weitere rund sechs Millionen auch schon die zweite Dosis erhalten und es wurde über keinen einzigen Todes- fall aufgrund einer allergischen Reaktion berichtet.

Obwohl Patienten mit Allergien oder Asthma kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung haben, ist eine Impfung entsprechend der Indikation dennoch auf jeden Fall sinnvoll und empfehlenswert. Die Impfung mit den derzeit verfügbaren Covid-19-Impfstoffen ist insgesamt für den weitaus überwiegenden Teil der Allergiker und Asthmatiker unbedenklich. Patienten mit gut kontrolliertem Asthma, Heuschnup- fen (Pollenallergie), Neurodermitis, Urtikaria, aber auch mit Nahrungsmittelallergien, Insektengiftallergien, Kontaktallergien oder Allergien oder Un- verträglichkeiten gegen Schmerzmittel und Antibiotika haben kein erhöhtes Impfrisiko im Vergleich zur gesunden Bevölkerung.


Vorsicht bei Vorereignissen

Gab es allerdings bereits eine schwere allergische Reaktion gegen eine Impfung, ist Vorsicht geboten. Die Anaphylaxie ist eine schwere maximale allergische Sofortreaktion und tritt unmittelbar oder Minuten nach dem Kontakt mit dem auslösenden Allergen auf. Genau genommen passiert da- bei dasselbe wie bei jeder anderen allergischen Reaktion, nur in extrem starkem Ausmaß: Der Körper, der nach dem Erstkontakt mit dem jeweili- gen Allergen Antikörper, sogenannte Immunglobuline, gebildet hat, reagiert bei neuerlichem Kontakt mit einer Immunantwort. Nur ist diese bei ei- ner Anaphylaxie überschießend und es wird Histamin in großen Mengen freigesetzt, mit mitunter lebensbedrohlichen Folgen. Die glatte Muskulatur

zieht sich zusammen, die Blutgefäße sind schlagartig erweitert, dadurch kommt es einem dramatischen Blutdruckabfall und im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufver- sagen. Lebenswichtige Organe können nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, es besteht Lebensgefahr. Prinzipiell sollte bei allen Ärzten und Impfzentren, die eine Covid-19-Impfung durchführen, eine Notfallausrüstung zur Verfügung ste- hen, um eine Anaphylaxie behandeln zu können.

Wer schon einmal eine Anaphylaxie gegen eine Impfung erlitten hat, oder wenn eine gesicherte Allergie gegen verschiedene Medikamente vorliegt oder eine Mas- tozytose besteht, muss dies vor der Impfung mit dem Arzt besprochen werden. Auch dann kann zumeist geimpft werden. Allerdings wird eine längere Nachbeob- achtung empfohlen. Betroffene Personen sollten 15 bis 30 Minuten zur Nachbeob- achtung in der Impf-Ordination bleiben. Eventuell wird auch schon eine Vorbehand- lung mit Antihistaminika eingeplant werden. Bei einer schweren Anaphylaxie auf die erste mRNA-Impfung oder einer bekannten Allergie auf einen der Inhaltsstoffe, ins-

besondere PEG (Polyethylenglykol) oder Polysorbat, das sich auch in manchen Abführmitteln und Medikamenten findet, sollte nicht mit dem die Allergie auslösenden Impfstoff geimpft werden und gegebenenfalls eine allergologische Abklärung erfolgen.

Prinzipiell muss keine spezifische Immuntherapie aufgrund der Covid-19-Impfung abgebrochen werden. Bei einer laufenden subkutanen spezifi- schen Immuntherapie soll zwischen Immuntherapie und Covid-19-Impfung ein Abstand von zumindest einer Woche eingehalten werden, um mögli- che Reaktionen der einen oder anderen Therapie zuordnen zu können. Eine sublinguale Immuntherapie kann ohne Unterbrechung weitergeführt werden.