Eine chronische RS bleibt häufig nicht nur auf die Symptome eines banalen Schnupfens beschränkt. Sie kann auch zu einer wesentlichen Beein- trächtigung der Lebensqualität führen, die mit anderen Erkrankungen wie einer Herzinsuffizienz oder chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) vergleichbar ist. Patienten mit chronischer RS leiden häufig unter Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Konzentrationsschwächen und sind häufiger depressiv, die Leistungsfähigkeit im Alltag kann ebenfalls beeinträchtigt sein.
Therapie
Die akute RS kann zunächst mit Nasensprays, Steroidsprays, Salzwasserspülungen und mit abschwellenden Mitteln behandelt werden. Antibiotika werden meist erst bei einer fehlenden Besserung der Symptome in Betracht gezogen werden. Es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten für chroni- sche RS, aber die bewährtesten sind Salzwasserspülungen und Steroidsprays oder -spülungen, welche Makrolide oder Xylitol enthalten können. Bei Patienten mit Nasenpolypen können Steroidtabletten und Leukotrienantagonisten zu einer Besserung der Symptome führen. Auch Biologika wie Omalizumab oder Mepolizumab können bei Versagen anderer Medikamente bei einer chronischen RS mit Nasenpolypen eingesetzt werden. Sollte mit einer konservativen Therapie keine Verbesserung erreicht werden können, kann mit dem Patienten über die Möglichkeit einer endonasa- len Operation der Nasennebenhöhlen gesprochen werden. Mit dieser Operation können die verlegten Nasennebenhöhlen geöffnet werden. Damit kann die Abflussfunktion wieder hergestellt werden und Medikamente können tiefer in die Nebenhöhlen gelangen und dort besser wirken. Studien zeigen, dass der Erfolg der Operation höher ist, wenn die Symptome besonders belastend sind und der Eingriff dann frühzeitig erfolgt.
Was gibt es Neues bei der Behandlung der chronischen Rhinosinusitis?
In den letzten Jahren wurden einige neue Behandlungsmethoden für Patienten mit chronischer RS entwickelt. Bei einigen Patienten mit weniger schweren Symptomen, die sich mit Medikamenten nicht bessern, können die Nasennebenhöhlen auch mittels eines Ballons aufgedehnt werden. Statt der andauernden Anwendung eines Steroidsprays können Patienten mit Nasenpolypen auch ein Implantat erhalten, das kontinuierlich die Steroide in die Nasennebenhöhlen abgibt.
Anfälliger für Covid-19?
Die Covid-19-Pandemie stellt Patienten mit chronischer RS vor besondere Fragen. Einerseits leiden Patienten mit RS permanent an Symptomen, die auch mit einer Covid-19-Infektion in Zusammenhang gebracht werden können – eine genaue Definition der Erkrankung und gute Abgrenzung zu Covid-19 sind daher besonders wichtig. Andererseits stellt sich die Frage, ob die chronische Entzündung im Nasenraum eine Infektion mit Co- vid-19 begünstigen könnte.
Derzeit gibt es in Studien keine ausreichenden Hinweise darauf, dass diese Patienten mit RS ein erhöhtes Risiko für eine Covid-19-Infektion haben. Die nasale Expression des Sars-CoV-2-Rezeptors, des Angiotensin-konvertierenden Enzyms 2 (ACE2), scheint bei Patienten mit chronischer RS mit oder ohne Nasenpolypen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen zumindest nicht erhöht zu sein. Manche Berichte zeigten sogar eine vermin- derte Expression von ACE2 bei Patienten mit Nasenpolypen und einer gleichzeitigen eosinophilen Entzündung. Andererseits war eine vorwiegend neutrophile Entzündung mit einer erhöhten ACE2-Expression assoziiert. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann über einen Zusammenhang zwischen der ACE2-Expression und einer Anfälligkeit einer Infektion mit Covid-19 nur spekuliert werden. Für Patienten, die unter einer Therapie mit systemi- schen Steroiden oder Biologika stehen, scheint es kein erhöhtes Risiko für eine Covid-19-Infektion zu geben.
Ändert sich die Therapie von Patienten mit RS während der Pandemie?
Die Gabe von topischen intranasalen Steroiden wird auch während einer Sars-CoV-2-Infektion empfohlen. Es gibt keine Hinweise, dass sie mit ei- ner erhöhten Infektiosität verbunden sind. Studien haben gezeigt, dass sich vor allem durch die Behandlung mit Steroidspülungen die Symptome einer chronischen RS deutlich verbessern lassen. Manche Experten befürchten daher, dass das Absetzen von intranasalen Steroiden nicht nur die Symptome verschlimmern, sondern auch die Virusausscheidung durch Husten und Niesen erhöhen könnte. Der Nutzen oraler Steroide bleibt im Zusammenhang mit Covid-19 umstritten, da ihre Auswirkungen auf die Covid-19-Lunge und Lungenschädigung diskutiert werden. Neuere Studien weisen allerdings auf eine Verbesserung der Covid-19-Sterblichkeitsrate hin. Bezüglich der Anwendung von Biologika, empfiehlt die Europäische Akademie für Allergie und klinische Immunologie (EEACI), dass nicht infizierte Patienten während der Pandemie die Biologika- Therapie fortsetzen sollen. Im Falle einer aktiven Sars-CoV-2-Infektion empfehlen die Autoren, die Behandlung abzubrechen, bis die Patienten genesen sind und ein negativer Sars-CoV-2-Test vorliegt.
ja
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Quelle: Orlandi et al. Int Forum Allergy Rhinol 2021