Ordinationsmanagement | Planung

Timesharing-Ordinationen

aus steuerlicher Sicht

Immer mehr Ärzte gehen dazu über, sich zusammenzuschließen und gemeinsam Räumlichkeiten und Apparate zu nutzen, um so eine bessere Auslastung und damit auch eine Kostensenkung zu erreichen.


„Ärzte sind gewohnt, rasch zu reagieren und Entscheidungen zu treffen. Das ist bei der Auswahl einer Immobilie nicht immer von Vorteil.“


Eva Pöschl, Geschäftsführerin pöschlmed GmbH,

Wien – Linz – Kitzbühel

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete und hier liegt auch meist die größte Herausforderung, denn: Das Ausmaß des Vorhabens wird oft unterschätzt, der Zeitplan läuft aus dem Ruder und die Kosten erst recht. Wer sich rechtzeitig die Unter- stützung von Experten holt, ist gut beraten, wird spürbar entlastet und kann die eigenen Ressourcen für wesentliche Kern- aufgaben freispielen. „Für die Planungsphase sollen zumindest drei bis sechs Monate veranschlagt werden. Doch nicht je- des Vorhaben ist gleich aufwendig. Wenn etwa die Zusage für einen Kassenvertrag kommt, muss es mitunter auch schnel- ler gehen“, erklärt Eva Pöschl, Geschäftsführerin von pöschlmed und Spezialistin, wenn es um die Gründung und Umge- staltung von Ordinationen geht. „Je nach Bundesland und Immobilie schaffen wir die Umsetzungsphase auch in drei bis vier Wochen, wenn es erforderlich ist“, so Pöschl weiter. Die Planungsphase ist extra zu veranschlagen.


Zeit für „ihr Lebenswerk“

Warum die Planungsphase von so großer Bedeutung ist, ist leicht erklärt: Ein gut durchdachtes Konzept spart Stress. „Oft hat der Arzt dann das Gefühl, unter Zeitdruck zu Entscheidungen gezwungen zu werden, die lieber wohlüberlegt gewesen wären. Das ist schade, denn immerhin geht es um das Lebenswerk und da sollten die eigenen Ideen und Wünsche ver- wirklicht werden, zum Beispiel bei Fragen der Möbelplanung, der Farben oder des Designs“, rät Pöschl. Diese Zeit zum Nachdenken ist wichtig, geht es doch auch darum, sich mit dem künftigen Arbeitsplatz zu identifizieren und die „persönli- che Note“ einzubringen. Dass die Planung letztendlich auch für die Abschätzung der Kosten des „Gesamtpaketes“ – von der Immobilie bis hin zum Boden oder den Lampen – erforderlich ist, versteht sich von selbst. Soll die Ordination in einem Neubau eröffnet werden, ist es wichtig, dass bereits vor Baubeginn ein Plan für die künftigen Räume vorhanden ist, denn nur so können Bohrungen für Leuchten, Strom- oder Wasseranschlüsse nach den individuellen Wünschen kostengünstig realisiert werden.


Schritt für Schritt zum Ziel

In die erste Phase der Planung fällt die Auswahl der Immobilie. Besichtigungen, Baupläne und Ausstattungsvarianten wer- den verglichen und der möglichen Investitionssumme sowie der Bereitschaft des Eigentümers zu investieren gegenüberge- stellt. „Dann wird eine Kostenschätzung für die schlüsselfertige Ordination erstellt und die Verhandlungen mit den Vermie- tern und der Bank starten“, zeigt Pöschl den Weg auf und warnt eindringlich: „Bevor nicht die endgültigen Kosten am Tisch liegen, rate ich dringend davon ab, Mietverträge oder vorvertragliche Vereinbarungen zu unterschreiben.“ Vorschriften und Auflagen müssen vorab geklärt werden, Umwidmungen können erforderlich sein – und oft stellt sich dann die Wunschim- mobilie doch nicht als das Objekt der Wahl heraus. „Es hat noch jeder Arzt sein Objekt gefunden“, resümiert Pöschl, doch dass gerade diese Phase oft unterschätzt wird, obwohl sie viel Durchhaltevermögen erfordert, liegt für die Expertin auf der Hand: „Ärzte sind gewohnt, rasch zu reagieren und Entscheidungen zu treffen. Das ist bei der Auswahl einer Immobilie nicht immer von Vorteil.“

Ist die Wahl auf ein Objekt gefallen, geht es an das Zeichnen der Detailpläne und Stück für Stück wächst die eigene Ordi- nation zu einem fertigen Projekt. „Diese Phase macht oft mehr Freude, denn Erfolge und Fortschritte sind sichtbarer“, so Pöschl weiter. In vordefinierten Meilensteinen, die abhängig vom Eröffnungstermin fixiert werden, arbeitet sich das Exper- tenteam durch die Pläne. Dazwischen liegt es am Arzt, die vorgelegten Vorschläge zu beurteilen und freizugeben, sodass die einzelnen Gewerke beauftragt werden können. „Hier muss straff und terminorganisiert gearbeitet werden, denn die Handwerker und Lieferanten sind punktgenau aufeinander abgestimmt. Jede Verzögerung zieht einen Rattenschwanz an weiteren Änderungen nach sich“, betont Pöschl.


Die Eröffnung steht bevor

In der Phase drei heißt es, Ruhe und Geduld bewahren: „Jetzt ist Zeit für die persönliche Organisationsplanung, wie etwa die Auswahl der Mitarbeiter. Zeitgleich langen die ersten Rechnungen ein, was oft Stress bedeutet.“ Auf der Baustelle ar- beiten viele Gewerke und Menschen gleichzeitig und hier rät Pöschl ebenfalls zur Besonnenheit: „Es kann hin und wieder etwas vergessen werden. Dennoch gilt es, die Handwerker wertschätzend zu behandeln. Freuen Sie sich über den Fort- schritt und suchen Sie nicht nach Fehlern.“ In der letzten Phase – etwa zwei Wochen vor der Eröffnung – werden die EDV und Medizintechnik geliefert, die Einrichtung finalisiert und der Putztrupp sorgt für den letzten Schliff vor dem Eintreffen der ersten Patienten.


Tipps für Kollegen

Augenarzt Dr. Manuel Edelmayr hat im Gesundheitszentrum Enns im Jänner seine Ordination eröffnet. Auf 250 Quadratme- tern entstand hier eine der größten und modernsten Augenordinationen Österreichs mit einem Eingriffsraum und insgesamt vier Behandlungsräumen. Die Unterstützung durch eine professionelle Planerin war ihm wichtig, denn: „Ich selbst habe we- der die Erfahrung noch das Know-how, das man für so ein Projekt benötigt. Die Koordination der Baustelle ist extrem zeit- intensiv, das geht neben dem beruflichen Alltag nicht“, beschreibt Edelmayr die Vorteile der Zusammenarbeit mit pöschlmed. Auch seine Erfahrung ist, dass die Planung einen wesentlichen Teil im Gesamtprojekt einnimmt: „Im ersten Schritt muss man sich über die Funktion und den eigenen Workflow im Klaren sein, danach kommen die Ansprüche an das Design, denn ich möchte meinen Patienten eine Wohlfühlatmosphäre vermitteln.“ Sein Tipp für Kollegen: „Die Medizintech- nik und EDV sehr früh einbinden, das ist wichtig für Steckdosen, Leitungen und später auch für die Möbel.“ rh