Während der Klimawandel und dessen Folgen dieser Tage in aller Munde sind, realisieren viele Architekten bereits seit Jahren energieeffiziente Häuser für Privatpersonen. Egal, ob Niedrigenergiehäuser, Passivhäuser, sogenannte „3-Liter-Häuser“ oder auch einfach nur Objekte, die mit Naturbaustoffen und energieeffizienten Eigenschaften und Qualitäten versehen werden – es gibt viele Möglichkeiten, auch beim Wohnen einen persönlichen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten, denn Wohnen gehört neben Ernährung und Mobilität zu den Bereichen, die diese am stärksten belasten. Dass dabei auch das Auge nicht zu kurz kommen muss, zeigt eine Reihe von Beispielen.
Bauen mit Holz
Das Team von Abendroth Architekten rund um Thomas Abendroth hat sich auf energieeffiziente Gebäude spezialisiert – die Planungs- und Bautätigkeit erstreckt sich dabei vom Niedrigenergiehaus bis zum Plusenergiehaus. 2014 wurden sie etwa für ein Einfamilienhaus mit Passivhaustechnik im Weinviertel mit dem niederösterreichischen Holzpreis ausgezeichnet. Der „Bungalow im Weißtannenkleid“ wurde am Ortsrand von Althöflein für ein Ärzteehepaar realisiert. Der Holzriegelbau punktet mit Qualitäten wie einer wärmegedämmten Gebäudehülle, Fenstern mit Dreischeibenverglasung und Komfortlüftungsanlage. Der Name bezieht sich im Übrigen auf die ungehobelten Weißtannenlatten aus dem Bregenzerwald, aus denen – in unterschiedlicher Dimension und Anordnung – alle Fassaden gemacht worden sind.
Der Baustoff Holz dominiert auch bei einem Nullenergiehaus, das Abendroth 2018 in Gablitz (Niederösterreich) für eine Wiener Familie umsetzte. Dabei wurde ein bestehendes Haus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die konstruktiven Teile wurden in Holzriegelbauweise hergestellt, ebenso wie die Steildachkonstruktion sowie die tragenden Innenwände, die mit Gipskartonplatten verkleidet wurden. Auch die Zwischendecken sind aus Holz. Wenn das Haus von der Straße aus betrachtet wird, so präsentiert es sich mit einer hinterlüfteten Fassade aus schlanken Holzrippen. Auf der Gartenseite wird diese von einer Fassade mit weiß verputztem Wärmedämmverbundsystem abgelöst.
Neufelder See: Prämiertes Wochenendhaus
Die Außenhülle des Gebäudes hat Passivhausqualitäten. Durch den Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung wird etwa der Wärmeverlust minimiert. Diese führt über einen Wärmetauscher der Frischluft die Wärme der Abluft zu. Die Fußbodenheizung wird wiederum über eine Wärmepumpe, die über einen Solekreislauf mit Tiefenbohrung gespeist wird, betrieben. Bei zusätzlichem Heizbedarf kann ein raumluftunabhängiger Scheitholzofen zum Einsatz kommen, dessen Abgase über einen Kamin über das Dach abgeführt werden. Zudem wurde auf dem nach Südwesten gerichteten Steildach eine Photovoltaikanlage angebracht. Rund
30 Minuten von Wien entfernt, zwischen Leithagebirge und Hoher Wand, liegt der Neufelder See. Das kleine Gewässer, das im Jahr 1932 durch das Fluten eines Tagbauwerks entstanden ist und im Besitz der Familie Esterházy steht, bietet den idealen Rahmen für ein Ferien- und Wochenendhaus. Auf einem Grundstück direkt am Wasser hat hier der Architekt Maximilian Eisenköck einen echten Blickfänger realisiert. 2016 bekam er dafür den Holzbaupreis Burgenland. Der Baukörper mit einer Nutzfläche von 220 m2 ist hufeisenförmig angelegt, wobei das Zentrum des Gebäudes der Hof in der Mitte bildet – das Patio öffnet sich lediglich zum Wasser hin.
„Der Baustoff Holz wurde deshalb verwendet, weil nur mit dieser Bauweise die Geometrie ohne Kältebrücken durchführbar war“, meint Eisenköck. Der Holzrohbau wurde vorgefertigt und auf die Fundamentplatte gestellt. Wie ein japanisches Ornament wurde die Fassade mit schwarzen Riemen und Platten aus afrikanischem Okoumeholz gestaltet. Für optimales Licht sorgen die nordseitig angelegten großen Glaselemente, die sich wie auch die südliche Verglasung in den Wohnbereichen zur Gänze zur Seite schieben lassen. Dadurch wird letztlich auch der Innenraum zum Außenraum.
Hohe Bauteil-Dämmwerte
Was die Ökologie betrifft, punktet das „Haus am See“ mit hohen Bauteil-Dämmwerten sowie einem optimierten und platzsparenden Raumprogramm und einer cleveren Zonierung der Wohnbereiche. Laut Eisenköck war der Schutz vor der Sonne bei dem direkt am beliebten Badesee gelegenen Sommerhaus wichtiger als eine großflächige, südseitig ausgeführte Belichtung. Weitläufige Ausblicke wurden trotzdem realisiert. Das Ferien- und Wochenendhaus wurde von Eisenköck für drei Geschwister aus Wien entworfen. Es verfügt daher über drei abgeschlossene Wohnungen – eine zweistöckige ist im kürzeren Flügel zu finden, zwei gleich große Wohneinheiten in dem längeren Flügel. Das Dach kann als gemeinsame Terrasse genutzt werden.
Es gibt sicherlich weniger zusprechende Ausblicke als jenen auf die Donau und das Stift Klosterneuburg, den die Bewohner des Hauses „Widescreen“ in Klosterneuburg genießen. Architekt Zoran Bodrozic hat die dreigeschoßige Villa, die 2018 fertiggestellt wurde, für eine Großfamilie entworfen. Als Niedrigenergiehaus konzipiert, wird mittels Sole-Wärmepumpe, die an eine Wohnraumlüftungsanlage gekoppelt ist, geheizt und gekühlt. Da die großen Glasflächen mit einem außenliegenden Sonnenschutz versehen sind, tragen sie wiederum im Winter zum Gewinn passiver Sonnenenergie bei. Am Dach befindet sich zudem eine Photovoltaikanlage.
Die Südfront des Gebäudes ist vollkommen verglast. Die Nordfassade, die über zwei Geschoße aus dem Hang ragt, ist dagegen geschlossen. Über eine diagonale Eingangstreppe erreicht man den Haupteingang in der mittleren Wohnebene, wo sich zwei – durch einen Kamin getrennte – Wohnbereiche finden. Die Wohnküche mit Essbereich, der Wellnessbereich mit Sauna sowie Hobbyräume liegen in der unteren Ebene. Vor dort aus erreicht man auch die Südterrasse, an die sich ein Endlos-Naturpool schmiegt. Im obersten Geschoß liegen die Schlafzimmer und Nassräume. Verbunden werden alle Ebenen durch eine Treppenanlage aus Cortenstahl. Die Fassade des Gebäudes ist aus Titanzink-Platten.
Ökologischer Umbau
Dass ältere Gebäude nicht immer abgerissen werden müssen, um gewisse ökologische Standards umzusetzen, hat das Architekturbüro Jungerbeer beim Projekt „Haus K“ in Vösendorf gezeigt. Wie Stefan Beer erklärt, ging es darum, Ressourcen zu schonen und den Altbestand zu nützen. Konkret wurde ein 1980 erbautes Haus in ein Niedrigenergiehaus umgestaltet. Dabei wurde das Bestandsgebäude völlig entkernt, das Satteldach entfernt und durch ein neu geschaffenes Obergeschoß ersetzt. Unter anderem über ein Bussystem, eine Photovoltaik-Anlage am Dach, 1.600 Liter Pufferspeicher, hochwertige Dämmung – wie zum Beispiel Fenster mit Isolierverglasung –, Wärmepumpe sowie Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wurde die Haustechnik runderneuert und auf einen Niedrigenergiestandard gebracht. Neu konzipiert und umgestaltet wurde auch die Gartenanlage und um einen Pool, Außendusche, Outdoor-Küche und Sichtschutzwände aufgewertet. Wie Beer weiter ausführt, hat man sich für eine vorgehängte Alucobond-Fassade sowie eine hochgedämmte Putzfassade entschieden. Für die neuen Fensterportale und Türen wurden wiederum Holz-Aluminium-Dreischeibenelemente verwendet.
Höchste Lebens- und Wohnqualität verspricht ein gesundheitszertifiziertes Architektenhaus mit integrierter Praxis, das ein praktizierender Psychologe aus der Nähe von Mainz gemeinsam mit der Firma Baufritz plante. Den Vorstellungen des Bauherren entsprechend, wurde das „Landhaus van Dyck“ im New-England-Look mit mediterranen Akzenten gestaltet. Amerikanischen Charme vermitteln etwa die in Schlammfarben gestaltete und mit Cremefarben akzentuierte Holzfassade, die Dachgiebel sowie die Rundbogenfenster. Das Haus kombiniert private und berufliche Bedürfnisse, was der separate Eingang in die Praxisräumlichkeiten unterstreicht. Wie alle Holz-Ökohäuser von Baufritz wurde auch das „Landhaus van Dyck“ in der Bioklima-Bauweise mit schadstoffgeprüftem Baumaterial – und gänzlich allergikergerecht – realisiert. Unter anderem sorgen CO2-gesteuerte Komfortlüftungen für das Wohl der Bewohner.
Wien: Ökologischer Dachausbau
„Wir versuchen grundsätzlich immer, ökologisch zu bauen“, meint Beer. Das bezieht sich jedenfalls nicht nur auf die Vielzahl an Niedrigenergiehäusern, die Jungerbeer bereits errichtet haben, sondern durchaus auch auf andere Projekte wie etwa das „Penthouse B“, den Ausbau eines Rohdachbodens in einem schönen Gründerzeithaus mit Terrasse im 7. Wiener Gemeindebezirk. Laut Beer wurden ökologische und natürliche Baumaterialien eingesetzt. Er verweist weiter auf die Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie die Wärmepumpe. Letztere wird mit Strom aus der Photovoltaikanlage gespeist.
Während der Dachausbau straßenseitig – auf Wunsch der Bauherren – sehr zurückhaltend und klassisch wirkt, erschließt sich im Inneren eine spannende und zeitgemäße Architektur. Betreten wird das Penthouse mit einer Nutzfläche von 290 m2 über einen eigenen Liftzugang. Zwei sich weitende, gekrümmte Wandschalen aus geriffeltem Nussholz führen ins Innere der Wohnung. Als eine Art Filter zwischen Ankommen und dem Wohn- und Essbereich wirken dabei der verchromte offene Kamin in Kombination mit dem Lounge-Sessel von Wittmann. Die bis fünf Meter hohe Kaminwand wird an beiden Flanken von kleinen Dachterrassen begrenzt, wobei die westliche Terrasse direkt an den Essbereich anschließt.
Zu den Highlights des Penthouse zählt sicherlich der Luster von Brand van Egmond – vom Fernblick über die Wiener Innenstadt ganz zu schweigen. Ebenfalls über den Eingangsbereich sind die privaten Räumlichkeiten zu erreichen. Für Gäste sind sie nicht einsehbar und auch akustisch vom öffentlichen Teil abgetrennt. Hier findet sich auch das im Stil einer Boutique gehaltene Garderobenzimmer der Hausherrin. Über eine gewendete Holztreppe ist der Wellness- und Freizeitbereich im oberen Geschoß zu erreichen. Dort finden sich neben einer Bar und einer Sommerküche auch Jacuzzi, Sauna, Dampfdusche sowie ein Fitnessraum. Dazu kommen noch zwei großzügige Terrassen mit herrlichem Ausblick. Hier lässt es sich wahrlich leben.
pb