REHABILITATION Hüft-OP 

Die Kunst der kleinen Schnitte

Bei der sogenannten AMIS-Hüft-OP werden primäre Hüftprothesenoperationen fast ausschließlich ohne

größere Schnitte durchgeführt.

Die AMIS-Technik reduziert das Komplikationsrisiko und der Eingriff ist schonender für die Patienten.

Der künstliche Gelenkersatz der Hüfte gilt als eine der erfolgreichsten Operationen überhaupt: Bei sehr hoher Patientenzufriedenheit ist die Komplikationsrate niedrig. Die AMIS-Hüft-OP ist dabei eine spezielle, gewebeschonende Hüftoperationstechnik. AMIS steht dabei für „anterior minimal invasive surgery“ und bedeutet, dass die Ope- ration ohne Schädigung von funktionellem Gewebe wie Muskeln, Sehnen oder Nerven durchgeführt wird.


Anatomisch „logischer“ Weg

In der Leistenregion des Menschen gibt es eine natürliche Muskellücke, die genutzt wird, um die Prothese einzusetzen. Dieser Zugangsweg ist seit Langem bekannt – schon Dr. Carl Hueter, deutscher Chirurg (1838-1882), hat diese Lücke beschrieben. Sie wurde damals aber noch nicht zum Einbau von Implantaten verwendet. Ausgangspunkt für die AMIS-Methode ist Frankreich, verbunden mit Chirurgen wie F. Laude, T. Siguier und J. Matta in den USA.

Über einen kleinen Hautschnitt von fünf bis maximal zehn Zentimetern an der Oberschenkelvorderseite wird die künstliche Hüfte beim in Rücken- lage liegenden Patienten eingesetzt – ein anatomisch logischer und sehr schonender Weg. Insbesondere die Glutealmuskulatur, der „Motor der Hüfte“, bleibt so ohne Schädigung erhalten. Der Patient wird nach erfolgter Hüft-OP nach der AMIS-Methode noch in der Überwachungsstation mithilfe von Querbettsitzen, Stehversuchen und ersten Schritten mobilisiert. Die postoperative Gangschulung findet schon am ersten Tag nach der Operation statt.


Schneller wieder mobil

Durch die AMIS-Methode konnte in den vergangenen Jahren der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus auch ohne großen Druck auf die Patienten deutlich verkürzt werden. Das liegt auch an der Schonung der Gesäßmuskulatur im Rahmen der OP. Die Patienten leiden unter deutlich weniger Beschwerden und können ab dem ersten postoperativen Tag vollbelastend mobilisiert werden. Aus Sicherheitsgründen und um ein risikofreies Einheilen des Knochens in das Titanimplantat zu gewährleisten, empfehlen wir für sechs Wochen die Verwendung von Unterarmstützkrücken, ins- besondere im Freien und bei weiteren Wegstrecken.  Zu den Vorteilen der Methode zählen:

• weniger Blutverlust während und nach der Operation

• weniger Schmerzen nach dem Eingriff

• kürze Genesungs- und Remobilisationszeit

• kürzerer Krankenhausaufenthalt

• deutlich geringeres Luxationsrisiko (Instabilität des Kunstgelenks) postoperativ

• deutliche Verringerung der postoperativen Komplikationen wie zum Beispiel Nervenschäden oder Blutungen

• bessere Krafteinleitung beim Gehen und verbessertes Schrittmaß

• Verringerung von in Gelenknähe auftretenden Verknöcherungen.


Umfassende OP-Vorbereitung

Eine übermäßige Arthrose des Hüftgelenks ist bei etwa 90 Prozent der Patienten der Grund für den Einbau einer künstlichen Hüfte. Weitere Grün- de für die Operation können Femurkopfnekrosen, Zustände nach Verletzungen oder Fehlbildungen der Hüftgelenkpfanne mit nachfolgender Hüft- arthrose sein. Nach der Indikationsstellung zur Operation wird der Patient in einem Vorbereitungsprogramm auf die Operation vorbereitet. Dazu gehören die Vorstellung beim Anästhesiologen zur Planung des Narkoseverfahrens, zur Planung des Patient-Blood-Managements und der Schmerztherapie sowie eine Delirprophylaxe bei geriatrischen Patienten. Zusätzlich werden Röntgenbilder zur präoperativen Planung der Implan- tation angefertigt, in einigen Fällen auch Computertomograf-Aufnahmen.

Die präoperative Phase sieht auch eine Vorstellung beim Physiotherapeuten vor, um bei Bedarf schon vor der OP mit Heilgymnastik zu unterstüt- zen sowie zum korrekten Erlernen des Krückenganges.

Der Einbau künstlicher Hüftgelenke ist eine der erfolgreichsten Operationen in der Medizin, die Zufriedenheit ist hoch. Das passt zu den steigen- den Ansprüchen und dem hohen Aktivitätsniveau der Betroffenen mit künstlichen Gelenken. Viele Patienten erwarten, nach einer derartigen Ope- ration ihre Freizeitaktivitäten uneingeschränkt wie vor der Erkrankung weiter betreiben zu können. Im Hinblick auf die Belastung von Kunstgelen- ken empfehlen wir „Low-impact“-Sportarten wie Wandern, Schwimmen und Radfahren.

Prinzipiell ist AMIS eine Erfolgsgeschichte, für Patienten und Ärzte. Aus Sicht von Orthopäden und Traumatologen hat die Methode nur einen Nachteil: Sie muss erlernt werden. Das Lernen der Theorie muss von praktischen Übungen – dem Besuch in einem Learning Center für Ärzte, wie jenem im Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt – bis hin zur Begleitung bei den ersten Operationen durch einen erfahrenen AMIS-Chirurgen erfolgen.