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Bei einer allergischen Rhinitis handelt es sich um einen Schnupfen, der durch bestimmte Allergene ausgelöst wird. Die Allergene können ganzjährig (permanent, perennial) oder aber saisonal auftreten. Sai- sonale Allergien werden häufig durch Pollen unterschiedlicher Bäume und Sträucher wie Erle, Esche, Hasel, Birke oder Gräser, Ragweed und Beifuß ausgelöst, während hingegen permanente Allergien durch Hausstaubmilben, Pilzsporen oder Tierhaare verursacht werden. Auch Berufsallergene wie Latex oder Mehl können Allergien auslösen.
Allergie oder grippaler Infekt?
Meist beginnt eine Allergie, die übrigens auch in späteren Jahren noch auftreten kann und keinesfalls schon im Kindesalter präsent sein muss, mit trockenen, juckenden Augen, Niesen, verstopfter Nase und dem permanenten Gefühl einer blockierten, trockenen oder krustigen Nase. Zusätzlich kann Atemnot auftreten mit Enge in der Brust, verursacht durch eine Bronchokonstruktion. In besonders schweren Allergiesaisonen mit exorbitanter Allergenbelastung treten die Symptome oft auch verstärkt auf und simulieren beizeiten Erkältungssymptome inklusive Halsschmerzen, wodurch eine Abgrenzung zu einem grippalen Infekt anfänglich erschwert sein kann. Eine Abgrenzung zu einer nicht-allergischen Rhinitis durch eines der 150 Schnupfenviren oder verursacht durch Sars-CoV-2 könnte sich in den ersten Tagen einer Neumanifestation einer Allergie mitunter als schwierig gestalten. Bei Anhalten der Symptomatik, einem entsprechenden Pollenflug und einer genauen Anamnese liegt dann aber in vielen Fällen der Ver- dacht nahe.
Komplette Behandlung
Um eine korrekte Therapie anbieten zu können, ist eine genaue Diagnose nötig. Hierzu zählen neben der erforderlichen Anamnese ein Prick-Test und ein RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbent-Test), wo die Klassen der einzelnen Allergien dargestellt und der IgE-Wert festgestellt werden. Nach er- folgter Diagnostik steht die symptomatische Therapie zunächst im Vordergrund. Hierbei ist es essenziell, die Allergiesymptome komplett zu behan- deln – die Einstellung vieler Allergiker, so wenig Medikamente wie nötig zu nehmen und die Saison irgendwie zu überstehen, ist kontraproduktiv. Denn unzureichende Behandlung einer allergischen Rhinitis kann zu allergischem Asthma führen, einem Etagenwechsel, der heutzutage eher als Etagenerweiterung bezeichnet wird.
15 % der Patienten mit allergischer Rhinitis haben auch eine Asthmakomponente, während 60 bis 80 % der Asthmatiker unter einer allergischen Rhinitis leiden.
Mitbeteiligung der Lunge
Nicht nur die allergische Diathese führt zur Lungenbeteiligung, auch eine Affektion der Nasennebenhöhlen durch die Allergie – im Sinne einer chronischen Sinusitis – kann in weiterer Folge zur Mitbeteiligung der Lunge führen. Durch längere Zeit bestehende allergische Rhinitis schwellen die Schleimhäute der Nase und Nebenhöhlen an und der Eingang dieser wird so verengt. Es entstehen in weiterer Folge durch diese anatomische Engen und die daraus resultierende Minderbelüftung Polypen (Chronische Rhinosinusitis mit Polypen CRSwP) oder eine chronische Sinusitis mit verdickter Schleimhaut ohne Polypen, aber mit gesteigerter, zäher Schleimproduktion, rezidivierenden Infekten und post-nasal drip. Dieses Sekret, welches meist zähe, gallertartig und weißlich-bröckelig ist, gelangt in die Lunge und kann so auch zu Lungenaffektionen führen. Nebenbei gibt es auch andere Theorien, wie die Involvierung der Lunge über Reflexbögen oder hämatogene Aussaat. Eine Beeinträchtigung der Nasennebenhöh- len birgt häufig eine Verringerung der Lebensqualität. Es kommt zur behinderten Nasenatmung, Nasenrinnen, häufigen und rezidivierenden sowie protrahierten Infekten, führt außerdem zu Schnarchen, eingeschränktem Riechvermögen und häufigem Halskratzen bzw. chronischer Pharyngitis durch die ständige Mundatmung.
Hypo- oder Desensibilisierung
Bei bestehenden Allergien kommt es in manchen Fällen auch zu Kreuzreaktionen, zum Beispiel als orales Allergiesyndrom, welches sich als Krib- beln und Jucken am Gaumen manifestiert bis hin zu Lippen – und Gaumenschwellungen oder Laryngospasmus. Bekannte und sehr häufige Kreuzallergien bestehen auf Apfel und Steinobst sowie Karotten und Soja bei Birkenpollenallergikern. Gerade in solchen zum einen lästigen und zugleich potenziell lebensbedrohlichen Fällen sollte eine spezifische Immuntherapie in Betracht gezogen werden. Bei dieser handelt es sich um die einzig ursächliche Therapie einer Allergie. Hierbei gibt es zwei mögliche Wege der Applikation, es kann eine SLIT (Sublinguale Immuntherapie) oder SCIT (Subcutane Immuntherapie) bereits ab dem Kindesalter angewandt werden. Essenziell ist, dass die Therapie über einen Zeitraum von zumindest drei Jahren verabreicht wird, dann kann man in 90 % der Fälle mit einer Besserung der Symptome bis zur Beschwerdefreiheit rechnen.
Abseits der Hypo- oder Desensibilisierung stellen therapeutisch die topischen Anti-Allergika (Azelastin, Levocabastin) oder topische Cortisonparä- rate (Mometason) bzw. Kombinationspräparate (Azelastin, Fluticason) den Goldstandard dar. Alternativ kann auch Cromoglicinsäure angewandt werden, diese stabilisiert die Mastzellen und verhindert so die Degranulierung, wirkt allerdings nur bei viermal täglicher Anwendung effektiv und ist somit präventiv anzuwenden. Zusätzlich zur lokalen Therapie zählen auch orale Antihistaminika zu wichtigen Behandlungsoptionen. Zusätzlich soll- te stets eine lokale Therapie angewendet werden – dies sind je nach Lokalisation der Symptome Nasensprays, Augentropen oder Lungensprays mit anti-allergischer Wirkung, wobei bei stärkeren Symptomen auch Kombinationspräparate mit Cortison indiziert sind. Vor allem bei schweren Ver- läufen eines Asthma bronchiale muss additiv an ein Anti-IgE-Antikörper-Therapie gedacht werden.