REHABILITATION | Pneumologie
Ambulante pneumologische
Rehabilitation – mehr als Long Covid
FOTOS: ZVG, ISTOCKPHOTO/ AGCUESTA
In den letzten Jahren haben wir in Hinblick auf Long Covid viel gelernt, auch zu Lungenem- bolie und Bronchuskarzinom gab es Publikationen.
Die Diagnostik war nie die Domäne der Rehabilitation, dies hat sich seit der Co- vid-19-Pandemie verändert. Wir entdecken häufig nicht diagnostizierte Diffusi- onsstörungen anhand der DLCO-Messung, ebenso eine Atemmuskelschwäche als Folge der Virusinfektion oder den Verdacht auf eine autonome Dysfunktion.
Long-Covid-Reha
So haben wir in einer Publikation unsere Erfahrungen der letzten zwei Jahre mit Patienten nach Long Covid zusammengefasst. Die Symptome sind meist unspe-
zifisch mit Erschöpfung, Palpitationen, Dyspnoe und auch Hinweisen für eine autono- me Dysfunktion mit Palpitationen, atypischen Thoraxbeschwerden, Cephalea und Schlaf-/Konzentrationsstörungen. Als Diagnostik hat sich der Schellong Test bewährt, in dem ein überproportionaler Anstieg der Herzfrequenz hinweisgebend ist und dann in einem Zentrum für autonome Dysfunktion von Neurologen mit Kipptischuntersu- chungen und anderer Diagnostik spezifiziert wird. Als Therapie hat sich neben Pacing, medizinischer Trainingstherapie, die Verordnung von Kompressionsstrumpfhosen Klasse II, 10g NaCl/Tag und 3-4 l Flüssigkeit/Tag etabliert. Spezielle Autoimmuntests (orange) sind wissenschaftlichen Kliniken vorbehalten. Der QR-Code (Abb. 1) führt Sie zu einer Living Guideline, die regelmäßig aktualisiert wird. Diese wurde in Zusammen-
arbeit mit der ÖGAM erstellt und beinhaltet Informationen zu Diagnostik und Therapie bei Zustand nach einer Sars-CoV2-Infektion.
Nach ambulanter pneumologischer Rehabilitation kommt es nicht nur zu einer Verbesserung der Beschwerdesymptomatik und der Leistungsfähigkeit, sondern auch zu einer Verbesse- rung der Atemmuskelschwäche und der Diffusionsstörung. Wir haben auch die postvirale Erschöpfung analysiert und hier denselben Trend gesehen, nach sechs Wochen ambulanter Rehabilitation reduziert sich die Müdigkeit signifikant mit einer Number needed to treat (NNT) von 1.95 (Abb.2), die Patienten gehen in 56 % ohne Erschöpfung aus der Reha.
Rehabilitation nach Lungenembolie
Wir haben unsere Daten zu ambulanter pneumologischer Rehabilitation nach Lungenembo- lie analysiert und publiziert. Hier bestätigt sich der Eindruck, dass eine multiprofessionelle Intervention inklusive medizinischer Trainingstherapie bei Patienten mit Beschwerden nach Lungenembolie durchaus Sinn ergibt (siehe Abb. 3). Eine prospektiv randomisierte Studie mit dem primären Endpunkt VO2max. läuft und wird weitere Klarheit schaffen, wie diese Ver- besserungen im Vergleich einer Gruppe zu bewerten sind, die keine Reha durchführt. Bisher war es nicht üblich, an diese Indikation zu denken. Es ist auch in keiner Leitlinie zu finden, dass man nach einer Lungenembolie eine Rehabilitation durchführen sollte. Vielleicht geben unsere Arbeiten Anlass dazu, das nochmals zu überdenken, die Patienten zum Beispiel vier Wochen nach der Entlassung in Hinblick auf Dyspnoe und funktionelle Einschränkungen im Alltag oder in der Arbeit zu evaluieren. Dies ist wie bei Long Covid mit einem einfachen Ana- mnesebogen (Post PE Functional Status), der validiert ist, in wenigen Minuten zu erfragen. Falls Einschränkungen bestehen bzw. die Arbeitsfähigkeit noch nicht gewährleitet ist, so sollte man eine Rehabilitation andenken.
Rehabilitation bei Lungenkrebs
In der Therme Wien Med, einer Gesundheitseinrichtung der VAMED, hatten wir dank eines durchdachten Sicherheitskonzepts in all der Zeit keinen Cluster an Sars-CoV2-Infektionen, was uns ermöglichte, die ambulante Reha wieder für Karzinompatienten zu öffnen. Auch hier konnten wir in einer Publikation zeigen, dass wir in sechs Wochen neben der Leistungsfähig- keit im 6MWT oder subjektiven Parametern wie Symptomscores die Atemmuskelkraft (Pi- Max) sowie die Kraft der Arme und Beine steigern konnten (Abb. 4.). Die Lungenfunktion kann klarerweise in so kurzer Zeit nicht beeinflusst werden.
Wir freuen uns auf die Zeit, in der wir all unsere Patienten mit pneumologischen Erkrankun- gen wieder uneingeschränkt ohne Maske trainieren lassen können.