Schillernde Vögel, farbenprächtige Blumen, Schmetterlinge, Baumriesen – das wird oft mit dem Ausdruck Biodiversität assoziiert. Per definitionem umfasst der Ausdruck mehr: In der Landwirtschaft zum Beispiel hilft Biodiversität, den Arten- und Sortenverlust zu vermeiden und Ressourcen für die Zukunft zu bewahren. Auch in den
Kurorten wäre eine analoge Biodiversität notwendig.
Ein Blick nur zwanzig Jahre zurück zeigt eine erschreckende Ausdünnung von Orten, an denen die Anwendung ortsgebunde- ner Heilvorkommen für die Therapie noch lebendige Kultur war. Die früheren Moorheilanstalten oder Kuranstalten gibt es zwar noch, das örtliche Kurmittel jedoch hat sehr häufig seine Rolle als zentrales Heilmittel eingebüßt. Stattdessen werden Therapien angeboten, wie man sie überall machen könnte. Quasi eine Monokultur. Monokulturen sind aber bekannterweise anfällig und übrigens nicht attraktiv. Woran diese Reduktion der natürlichen Heilvorkommen liegt, kann man nur mutmaßen. Vermutlich hat man die örtlichen Heilvorkommen, deren Wirkung bewährt und vielerorts wissenschaftlich belegt ist, nicht genug gewürdigt. Das neue Kurkonzept, die GVA (Gesundheitsvorsorge aktiv), ist meines Erachtens daran nicht schuld. Es ist im aktuellen Leis- tungsprofil vorgesehen, natürliche Heilvorkommen einsetzen zu können, das bräuchte man nur umzusetzen. Übrigens waren auch im Leistungsprofil der alten Kur natürliche Heilvorkommen nur optional vorgesehen. Wie sie dort eingesetzt wurden, wäre interessant zu wissen.
Natürliche Heilvorkommen liegen in vielen Gestalten vor: als Heilwässer, Heilgase, Heilstollen und Peloide sowie heilklimatische Faktoren. Ein zusätzlicher Effekt zum Heilvorkommen ist die Charakteristik und das Klima des Kurortes. Deshalb auch die Be- zeichnung „ortsgebundenes natürliches Heilvorkommen“. Die Heilwässer sind unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung, aber auch in ihrer Wirkung. Beispiele sind Akratothermen, Säuerlinge, Sole, Schwefelwässer, Radon. Peloide treten als Moor, Schlamm, Fango oder Heilerde in Erscheinung. Die Therapieformen sind ebenso unterschiedlich. Sie reichen von Bädern und Packungen über Liegekuren in Heilstollen und Inhalationen bis zu Trinkkuren. In Summe ist es ein Arsenal an verschiedenen Heilvorkommen und Einsatzmöglichkeiten. Näheres dazu finden Sie beispielsweise in der Kurfibel „Natürliche Heilvorkommen und Kurorte in Österreich“ des Österreichischen Heilbäder- und Kurorteverbandes.
Breites Spektrum an Indikationen
Das Erfolgsrezept der natürlichen Heilmittel besteht übrigens nicht im Immediat-Effekt, der durch die vereinzelte Abgabe der Heilvorkommen ausgelöst wird, sondern in einer serienmäßigen Abfolge der Anwendungen, wie es auf einer Kur üblich ist. Das macht die Wirkung der Kur aus. Die natürlichen Heilvorkommen bieten ein breites Spektrum an Indikationen, nicht nur degene- rative Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, sondern auch zum Beispiel Erholungsbedürftigkeit, Hautkrankheiten, Erkrankungen des Atmungssystems, funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden, labiler Bluthochdruck oder auch entzündlich rheumatische Erkrankungen haben bisher sehr gut und nachweislich auf die natürlichen Heilvorkommen angesprochen. Das GVA-Programm ist derzeit exklusiv im Bereich der Indikation „Stütz- und Bewegungsapparat“ positioniert. Es bewährt sich gut und bietet allein schon durch die lang ersehnte psychologische Betreuung der Patienten eine enorme Verbesserung. Mögli- cherweise wird die Indikation der GVA auch auf andere Indikationen ausgedehnt.
Gemeinsames Bemühen
Heilverfahren wie die GVA unter Einbindung natürlicher Heilvorkommen sind übrigens eine Besonderheit, die es nicht in vielen Ländern gibt. Wir sollten das wertschätzen, schützen und nützen. Ich denke, dass sich Ärzteschaft und Administration in den Kurorten bemühen müssen, die natürlichen Heilvorkommen mehr in das bestehende GVA-Programm zu integrieren. Das macht die Kurorte durch die Verwendung natürlicher ortsgebundener Heilvorkommen attraktiv und bietet durch diese Besonderheit ei- nen Wettbewerbsvorteil und eine besondere Wirksamkeit.