Dr. Martin Donner, Orthopäde in Wien und Begründer, Manager und Flötist der Camerata Medica Wien, des Wiener medizinisch-pharmazeutischen Kammerorchesters, im Gespräch
Für das Medizinstudium und insbesondere für die Orthopädie habe ich mich entschieden, weil … ich seit Kindheit Interesse am Menschen als höchst komplex organisiertes Lebewesen habe – meine Mutter war Kinder- gärtnerin und -psychologin – und als Freizeitsportler – Läufer – besonders am Stütz-und Bewegungsapparat interessiert bin. Außerdem bin ich vonsei- ten meines Vaters, er war Kunsttischler, handwerklich geschickt, was mir ge- rade in der Orthopädie zugutekommt.
Was ich in der österreichischen Medi-zinerausbildung vermisse, ist … eine wesentlich intensivere Ausbildung im Arzt-Patienten-Gespräch, speziell um die zahlreichen somato-psychischen Zusammenhänge besser zu verste- hen, wie sie gerade auch in der Orthopädie häufig sind.
Eine unterschätzte Thematik in der Orthopädie ist … die Abhängigkeit chronischer Fehlhaltungen der Wirbelsäule, wie sie durch praktisch alle Sitz- berufe und auch zahlreiche Stehberufe erzwungen werden. Nur selten wird von Arbeitsmedizinern darauf hingewiesen – und von Orthopäden auch nicht!
Innovationen, die für die Orthopädie in den nächsten zehn, 15 Jahren zu erwarten sind, sind … weitere Fortschritte in der Gelenkschirurgie, insbe- sondere in der Prothetik.
Was Musik und Medizin gemeinsam haben, ist … die Harmonie: in der Musik der optimale Zusammenklang, in der Medizin das funktionale Zusam- menpassen verschiedener Körpersysteme miteinander und – insgesamt – mit der Psyche.
Musik ist für mich … die klangliche Realisierung von Ideen, Empfindungen, Gefühlen im Zusammenhang.
Was Musik für die Menschen tun kann, ist … die Menschen dazu zu brin- gen, etwas gemeinsam – und nicht als Einzelkämpfer – zu machen, sie also im besten Sinne des Wortes zu sozialisieren.
Meine Lieblingsmusik ist … symphonische Musik des späten 19. und des 20. Jahrhunderts sowie solistische Flötenmusik, da ich selbst Flötist bin – un- ter anderem in der Camerata Medica.
Für die Camerata Medica setze ich mich ein, weil … ich es für sehr erstre- benswert halte, hochqualifizierten Nicht-Berufsmusikern, vor allem aus dem sehr breiten Medizinbereich, eine Möglichkeit zum Zusammenspiel zu geben.
Für die Zukunft der Camerata Medica wünsche ich mir, … dass das Inter- esse der Mitwirkenden ebenso wie das des Publikums weiterhin zunimmt. ■
Martin Donner, geboren und aufgewachsen in Wien; schon während der Schulzeit Ausbildung im Konz- ertfach Flöte am Konservatorium der Stadt Wien. Nach dem Medizinstudium folgte die Facharztausbil- dung in Orthopädie, 1976 eröffnete er seine Ordination. Von 1979 bis 2005 war er, nach arbeitsmedizinis- cher Zusatzausbildung, als Konsulent für Arbeitsmedizin der Arbeiterkammer Wien tätig. Er kann auf mehrere Publikationen und Vorträge zum Thema „Das Kreuz mit dem Kreuz“ über die arbeitsbedingte Überbeanspruchung des Stütz- und Bewegungsapparates verweisen. Von 1984 bis 2014 fungierte Don- ner auch als Betriebsarzt bei „Wien Work“. Gemeinsam mit seiner Frau Dr. Katalin Donner, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, betrieben beide jahrelang ihre Ordination am gleichen Standort mit gestaffel- ten Ordinationszeiten. 2014 wurden beide pensioniert.
1992 gründete Donner das Internationale Kammerorchester CAMERATA PANNONICA, das jährlich ein viel beachtetes Sommerkonzert gibt – seit neun Jahren im Franz Liszt-Zentrum im burgenländischen Raiding. 2004 gründete er das medizinisch/pharmazeutische Kammerorchester CAMERATA MEDICA Wien, das die ins frühe 20. Jahrhundert zurückreichende Tradition eines „Wiener Ärzteorchesters“ mit neuem Leben erfüllt und jährlich zwei bis drei Konzerte spielt. Donner ist seit Beginn Mitglied in der Österreichischen Ärztekunstvereinigung und betreut die Musiksektion.