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Zu den Mikronährstoffen zählen vor allem Vitamine und Mineralstoffe. Mineralstoffe sind anorganische Verbindungen, hier wird zwischen Mengen- elementen, die in größeren Mengen im Körper verfügbar sind und Spurenelementen – sie sind nur in Spuren im Körper vorhanden und müssen mit der Nahrung zugeführt werden – unterschieden. Beide erfüllen im menschlichen Organismus wichtige physiologische Funktionen und eine unge- nügende Zufuhr kann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Vitamine sind organische Verbindungen. Sie sind essenziell und müssen mit der Nahrung zugeführt werden, da der menschliche Organismus sie nicht oder nur unzureichend selber bilden kann. Sie erfüllen wichtige physiologi- sche Funktionen im Körper und eine ungenügende Zufuhr kann Auslöser für schwerwiegende Erkrankungen sein. Es wird zwischen fett- und was- serlöslichen Vitaminen unterschieden.
Mangel oder Unterversorgung?
Bei der Versorgung mit Mikronährstoffen wird zwischen „Bedarf“ und „Referenzwert“ unterschieden. Der Bedarf ist jene Menge eines Nährstoffes, die gebraucht wird, um alle Funktionen im menschlichen Organismus zu gewährleisten. Der Mikronährstoffbedarf ist individuell verschieden und richtet sich vor allem nach Alter, Geschlecht und Lebenssituation. Der Bedarf ist zum Beispiel in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei älte- ren Menschen und im Fall chronischer Erkrankungen erhöht. Der Referenzwert ist die theoretisch abgeleitete Menge eines Nährstoffs, die bei na- hezu allen gesunden Menschen der Bevölkerung eine angemessene Zufuhr gewährleisten soll.
Bei der Beurteilung der Mikronährstoffversorgung wird zwischen „Mangel“ und „Unterversorgung“ unterschieden. Von einem Mikronährstoffmangel spricht man, wenn der Bedarf nicht gedeckt wird. Ein Mangel kann zu biochemischen Veränderungen im Organismus, mit teils unspezifischen Symptomen führen. In schwerwiegenden Fällen kann sich ein Mangel auch in klinischen Krankheitsbildern manifestieren. Eine Unterversorgung liegt vor, wenn die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr nicht erreicht werden. Häufigste Ursachen für eine Mangelversorgung mit Mikronährstof- fen sind Fehlerernährung, Maldigestion, Malabsorption, Lebererkrankungen oder in erhöhter Bedarf in bestimmten Lebenssituationen wie Schwan- gerschaft, Stillzeit oder Infektionen.
Fehlende Datenlage
Eine genaue und zuverlässige Beurteilung der Vitaminversorgung ist schwierig und problematisch, da sie nur über geeignete biochemische und klinische Kenngrößen und Methoden möglich ist. Zur oberflächlichen Beurteilung können auch Ernährungserhebungen herangezogen werden. In Österreich gibt es kaum wissenschaftlich belegte Daten zur Vitaminversorgung. Es liegen größtenteils nur Verzehrsstudien mit fehlender wissen- schaftlicher Evidenz vor. Ausnahme ist die so genannte „Helena-Studie“. Die Versorgung mit Mikronährstoffen von Jugendlichen in mehreren euro- päischen Ländern wurde darin mit wissenschaftlichen Methoden erhoben. Es hat sich gezeigt, dass die Versorgung der Jugendlichen mit den meisten Mikronährstoffen adäquat war. Unter- oder Mangelversorgungen betreffen vor allem Vitamin D, Folsäure, Kalzium, Jod und Eisen. Es wä- ren Public-Health-Maßnahmen nötig, um Kinder und Jugendliche hinsichtlich einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung besser zu informieren.
Zur Beurteilung der Vitaminversorgung von Erwachsenen liegen in Österreich größtenteils nur Verzehrstudien mit fehlender wissenschaftlicher Evi- denz vor. Ein Beispiel ist der „österreichische Ernährungsbericht“. Dieser zeigt etwa, dass bei Erwachsenen die Versorgung mit fettlöslichen Vit- aminen (Ausnahme Vitamin D) ausreichend ist. Bei den wasserlöslichen Vitaminen ist vor allem die Versorgung mit B-Vitaminen und Folsäure in manchen Fällen unzureichend. In Verbindung mit einem Mikronährstoffmangel spielen Nahrungsergänzungsmittel eine wichtige Rolle.
Unselektive Supplementierung und Selbstmedikation
Im § 3 Ziffer 4 des LMSVG (Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz), BGBI. I Nr. 13/2006 idgF. wird der Begriff „Nahrungsergän- zungsmittel“ (NEM) wie folgt definiert: „Lebensmittel, die dazu bestimmt sind, die normale Ernährung zu ergänzen und die aus Einfach- oder Mehrfachkonzentraten von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung bestehen und in dosierter Form in Verkehr gebracht werden …“ Nahrungsergänzungsmittel sind bei gesunden Menschen, die sich abwechslungsreich ernähren, aus ernäh- rungsphysiologischer Sicht nicht notwendig. Eine Supplementierung sollte grundsätzlich nur nach diagnostiziertem Mangel erfolgen. Von einer Selbstmedikation und unselektiven Supplementierung sollte in jedem Fall abgeraten werden.
Literatur bei den Verfassern