Praxis | Patientenkommunikation
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Inszenierung Ordination:
Wie bewusst
gestalten Sie Ihren Auftritt?
Als erfahrener Bühnenmensch und Coach unter- stütze ich Menschen dabei, die stimmigste Form zu finden, die ihr Anliegen authentisch, prägnant und klar kommuniziert. Und meine Klienten stel- len dann oft mit Erstaunen fest: Das, was die Wirkung ausmacht, ist nie der Inhalt selbst, son- dern immer die Art und Weise, wie man ihn kom- muniziert: die „Inszenierung“.
„Willst du mich heiraten?“ Vielleicht haben Sie diese Frage schon einmal ge- stellt und vielleicht haben Sie auch die Antwort bekommen, die Sie sich ge- wünscht haben. In der Regel ist das ein „Ja!“. Der Inhalt dieses Anliegens ist schnell geklärt. Die Worte dazu müssen Sie auch nicht lange suchen. Aber dann ... Dann fängt es an. Wie macht man das am besten? Und schon ist man auf der Suche nach der geeignetsten Form für diese Frage. Im Theater nennt man das „inszenieren“. Etwas in die Form bringen, die das eigene Anliegen
am besten kommuniziert. Sollten Sie je einen Antrag gemacht haben, haben Sie sich bestimmt gut überlegt, wann der beste Zeitpunkt dafür ist. Und wo. Und natürlich auch, wie Sie diese Frage stellen, um die Antwort zu kriegen, die Sie hören möchten. Möglicherweise haben Sie das sogar geübt. „Willst du mich heiraten?“ Die Worte alleine bedeuten noch nicht viel. Jeder Schauspieler kann die in zig verschiedenen Varianten sagen. So, dass es einen zu Tränen rührt, und so, als wäre es eine Beleidigung. Nicht die Worte, sondern die Inszenierung ist entscheidend. Betonung, Modulation, Stimmlage. Der Ton macht die Musik. Und wesentlich ist auch der Ort für Ihren Antrag, Ihre „Bühne“. In der überfüllten U-Bahn entfal- ten diese Worte eine andere Wirkung als am Palmenstrand im Abendlicht. Je nachdem, wie und wo und wann dieser Satz gesprochen wird, er- reicht er sein Ziel oder eben nicht.
Die innere Haltung entscheidet
Das Gleiche gilt für Ihre Kommunikation als Arzt. Natürlich ist es entscheidend, was Sie sagen oder tun. Ob Sie von Ihren Patienten als kompetent und sympathisch wahrgenom- men werden, ob sie Ihnen vertrauen oder nicht und letztlich auch, ob sie dann auch tun, was Sie ihnen raten, wird maßgeblich davon abhängen, wie Sie es tun, was Sie tun und wie Sie Ihre Ordination und Ihren Auftritt gestalten.
Vertrauen gewinnen Sie, wenn Sie als kom- petent und sympathisch erlebt werden, wenn man sich bei Ihnen sicher fühlt, wenn Sie präsent sind und wenn man das Gefühl hat, gesehen und verstanden zu werden. Wenn das Ihrer inneren Haltung entspricht, ist das wunderbar. Wenn man das bereits an Ihrem Auftritt und Ihrer Ordination spüren kann, ist es noch besser.
Drei Tipps für Ihre Inszenzierung
1. Scannen Sie mit möglichst unschuldigem Blick Ihre Praxis. So, als wären Sie ein Patient, der das zum ersten Mal tut. Was erzählen diese Räume? Was für eine Erwartungshaltung und was für Gefühle wecken sie? Ist Ihre Ordination achtsam und liebevoll eingerichtet oder eher zweckmäßig?
2. Checken Sie Ihren persönlichen Auftritt. Ein guter Arzt ist in Jogginghosen fachlich genauso kompetent wie in einem weißen Kittel. Ob man ihm seine Expertise glaubt, ist eine andere Sache. Was vermitteln Sie mit Ihrem Auftritt? Strahlen Sie mit Ihrer Kleidung und Körpersprache Präsenz, Kompetenz und etwas Sympathi- sches aus?
3. Achten Sie auf Ihren Umgang mit Sprache: Was sagen Sie Ihren Patienten und wie tun Sie das? Ma- chen Sie eine kleine Schauspielübung. Nehmen Sie einen Satz und versuchen Sie, ihn spielerisch auf unter- schiedliche Arten zu sagen. „Zur Sicherheit machen wir noch ein Blutbild.“ Sagen Sie den Satz so, dass er beruhigend wirkt, und sagen Sie ihn so, dass er Panik auslöst. Beides ist möglich.