MEDIZIN HNO-Infekte 

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Nicht nur im Winter!

Infekte im HNO-Bereich zählen nicht nur in der kalten Jahreszeit zu den häufigsten Gründen, warum Patienten Allgemeinmediziner oder auch HNO-Fachärzte aufsuchen.

Praktisch jede Rhinitis geht mit einer Beteiligung der Nasennebenhöhlen einher, wes- halb üblicherweise von einer „Rhinosinusitis“ gesprochen wird. Neben einer verlegten und laufenden Nase klagen Patienten auch über Geruchsverlust und Kopfschmerzen. Therapeutisch stehen an erster Stelle lokale Maßnahmen mit abschwellenden sowie

kortisonhaltigen Nasensprays und NSAR. Antibiotika werden nur bei einem protrahierten Verlauf oder Komplikationen verordnet. Bei einer chroni- schen Rhinosinusitis (CRS) kommen kortisonhaltige Nasensprays zum Einsatz. Beim Versagen konservativer Maßnahmen werden anatomische Engstellen und erkrankte Schleimhaut chirurgisch saniert. Dieser Eingriff ist minimalinvasiv, wird jedoch in Vollnarkose durchgeführt. Auf die bei den Patienten sehr unbeliebten Nasentamponaden kann heute oft verzichtet werden. Durch das wachsende Verständnis der ablaufenden Entzün- dungsreaktionen bei der chronischen Sinusitis ist auch die chronische Rhinosinusitis ein (neues) Einsatzgebiet für monoklonale Antikörper gegen Typ-2-Entzündungsreaktionen. Dupilumab ist ein Anti-IL-4-R-Antikörper, der IL-4 und IL-13 blockiert, Omalizumab ist ein Antikörper, der freies IgE bindet. Beide sind bereits für die Therapie der chronischen Sinusitis mit Polypen zugelassen (kassenfrei, chefarztpflichtig). Erste klinische Studien hinsichtlich einer Verbesserung der Lebensqualität sind vielversprechend. Weitere Präparate, die großteils bereits für die Behandlung des Asthma bronchiale beziehungsweise der atopischen Dermatitis zugelassen sind, werden aktuell für den Einsatz in der Therapie der CRS in großen Studien evaluiert. Aktuell müssen diese Präparate mittels subkutaner Injektion alle zwei bis vier Wochen dauerhaft verabreicht werden. Sollten sich die ers- ten Daten bezüglich einer Effektivität dieser Substanzgruppe auch langfristig bewahrheiten, könnte sie die Therapie der chronischen Rhinosinusitis nachhaltig verändern.


Druckschmerz beachten

Bei der klassischen Otitis media acuta besteht kein Tragusdruckschmerz, allerdings ist das Trommelfell entzündlich verändert: anfangs nur eine so- genannte „Hammergriffinjektion“, später im Verlauf eine komplette Rötung und Trübung des Trommelfells. Erreger sind oft Viren, die über die Ohrtrompete ins Mittelohr gelangen. Anfänglich (Symptombesserung in max. 24 h) ist eine rein antientzündliche und analgetische Therapie ausrei- chend, sofern die Betroffenen nicht Kinder unter zwei Jahren sind und kein Fieber über 39 °C vorliegt. In diesen Fällen wird sogleich ein Antibioti- kum, üblicherweise Amoxicillin, verordnet. Komplikationen der Otitis media wie etwa eine Mastoiditis (Blickdiagnose Abstehohr und retroaurikuläre Rötung) oder die Fazialisparese werden heute eher selten beobachtet. In diesen Fällen ist eine akute chirurgische Sanierung im Sinne einer Masto- idektomie indiziert. Unabhängig von der kalten Jahreszeit sind es oft Entzündungen des Gehörganges (Otitis externa), die zu Ohrenschmerzen führen. So ist beispielsweise im Sommer verschmutztes Wasser, das nach dem Schwimmen im Gehörgang verbleibt und zu einer sehr schmerzhaf- ten Entzündung führt, der Grund. Im Unterschied zur Otitis media ist der Schmerz bei Druck auf den Tragus sowie das nicht entzündlich veränder- te Trommelfell diagnostisch wegweisend. Die Therapie der Wahl sind primär lokale Maßnahmen: antibiotika- und kortisonhaltige Ohrentropfen so- wie bei starken Gehörgangsschwellungen auch wiederholte Streifeneinlagen. Die Streifen sind üblicherweise mit antibiotika-/kortisonhaltigen Sal- ben benetzt und werden täglich gewechselt, bis der Gehörgang wieder ein sichtbares Lumen aufweist und Tropfen in den Gehörgang appliziert werden können.