PRAXEN & IMMOBILIENOrdinationsgründung 

Die Arztpraxis im Shoppingcenter

Foto:Unibail-Rodamco-Westfield

Ordinationen in Einkaufszentren bieten eine

Reihe von Vorteilen – sowohl für Ärzte als auch Patienten. Allerdings sollte die Standortwahl gut vorbereitet werden.

Eine aktuelle Umfrage von Civey im Auftrag der Commerz Real unter 200 niedergelassenen Ärzten in Deutschland, die auch für Österreich repräsentativ ist, spricht eine klare Sprache: Jeder Zehnte erwägt in den kommenden zwei Jahren einen Praxisum- zug. Dabei ist für 44 % der Befragten ein Shoppingcenter oder Geschäftsgebäude eine denkbare Option. Das scheint im Ein- klang mit den für sie wichtigsten Kriterien bei Standortwahl zu stehen: das Patienten-Einzugsgebiet und die Erreichbarkeit (43 %), der Mietpreis im Verhältnis zur Fläche (32 %), die Repräsentativität der Lage (27 %) sowie die Nähe zu anderen medizini- schen Einrichtungen (26 %).

Wie Ärzte von einer Praxis in einem gut gehenden Shoppingcenter profitieren können, zeigt das Beispiel Donau Zentrum. Das beliebte Einkaufszentrum zählt jährlich – nicht zuletzt dank großem Einzugsgebiet, guter öffentlicher Erreichbarkeit und ausrei- chend Stellplätzen – 19 Millionen Besucher. Ein weiterer Vorteil, der vor allem auch den Patienten zugutekommt: Im Ärztezen- trum des Objekts finden sich auf fünf Stockwerken diverse Fachärzte aus dem schulmedizinischen und alternativmedizinischen Bereich. Da sich Ärzte verschiedener Fachrichtungen häufig gegenseitig zuweisen, profitieren die Patienten von kurzen Wegen. Dazu kommt noch die Nähe zu anderen medizinischen Einrichtungen wie einer Apotheke – ganz zu schweigen vom vielfältigen Einkaufs- und Gastronomieangebot, das vor oder nach einem Termin genutzt werden kann.


Wichtig: Erfolgs- und Finanzplanungsrechnung

Ob sich eine Praxis bzw. Ordination in einem Einkaufszentrum – sowie im Übrigen auch in einer Geschäftsstraße – letztlich wirt- schaftlich rentiert, bedarf jedenfalls einer sorgfältigen Analyse, wie Mag. Iris Kraft-Kinz, Geschäftsführende Gesellschafterin der Steuer- und Unternehmensberatungskanzlei MEDplan, gegenüber Ärzte Exklusiv bekräftigt. „Hierfür ist es notwendig, eine Er-

folgs- und Finanzplanungsrechnung zu erstellen, die unter anderem Fragen rund um den Kapitalbedarf, notwendige Investitionen und den erwarteten Umsatz des Arztes umfassend klärt“, sagt sie. Laut der Expertin zeigt die Erfolgsplanung auf, wie sich die Ordination hinsichtlich Einnahmen und Ausgaben entwickeln kann und vor allem, wo der sogenannte „Break-Even-Punkt“ liegt. „Das heißt, bei welcher Fall- bzw. Patien- tenanzahl alle Kosten gedeckt sind. Ab diesem Punkt erzielt die Ordination Gewinne und rechnet sich.“ Aus der Finanzplanung ergebe sich wiederum der Liquiditätsbedarf unter Berücksichtigung von Kreditrückzahlungen und privaten Ausgaben. Liegen alle Informationen vor, so kann der Businessplan gemeinsam mit dem Steuerberater er- stellt werden. „Branchenübliche Benchmarks helfen bei der Erstellung des Zahlen- werks“, erklärt Kraft-Kinz.

„Für uns gehört das medizinische Angebot schon lange zu den wesentlichen Baustei- nen für den Erfolg eines innerstädtischen Einkaufszentrums“, sagt Paul Douay, Head of Operations Unibail-Rodamco-Westfield Österreich. Ähnlicher Ansicht sind offen- sichtlich auch die Betreiber anderer heimischer Objekte, die in den letzten Jahren ihr

Versorgungsangebot um Ärzte – in der Regel in eigenen, von den Handelsflächen abgegrenzten Bereichen – erweitert haben. Dass das Interesse an guten Standorten gegeben ist, zeigt abermals das Beispiel Donau Zentrum. „Wir befinden uns derzeit mit Ärzten und auch mit Betreibern von medizinischen Zentren in Gesprächen mit Hinblick auf eine Erweiterung des Angebots so- wohl im Donau Zentrum als auch in der Shopping City Süd“, hält Douay fest.


pb