KUR & GESUNDHEITSVORSORGE | GVA in der Praxis 

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Erste Erfahrungen mit der Gesundheitsvorsorge Aktiv

Übergeordnetes Ziel der GVA ist die Verlängerung der gesunden Le- benszeit für die Versicherten im erwerbsfähigen Alter. Viel Motivati- onsarbeit erfordert die Umsetzung präventiver Zielsetzungen gegen- über der klassischen Kur.

Wenn wir heute über die ersten Erfahrungen mit der Gesundheitsvorsor- ge Aktiv der Pensionsversicherungsanstalt (GVA) berichten, so ist es not- wendig, mit einem Rückblick zu beginnen. In den Jahren 2012/2013 kam es im Zuge eines langen Diskussionsprozesses bei den Verantwortlichen der Pensionsversicherungsanstalt zu dem bahnbrechenden Beschluss, die Kur in der bekannten Art durch ein neues, zukunftsorientiertes Ge- sundheitsprogramm zu ersetzen. Das Kurprogramm, wie es seit vielen Jahren bestand, war vorwiegend auf passive und weniger auf aktive oder aktivierende Maßnahmen fokussiert. So wurde diese Form der Heil-

verfahren zunehmend auch in ihrer Wirksamkeit und Nachhaltigkeit infrage gestellt, sodass eine Überarbeitung des therapeuti- schen Konzeptes durchaus sinnhaft erschien. Fast revolutionär anmutend war das Programm, das eine große Zahl an aktiven und aktivierenden Bewegungseinheiten vorsah, mit der medizinischen Zielsetzung der Lebensstilmodifikation in den Bereichen Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit.


Erste Pilotbetriebe

Anfänglich war das Programm für Berufstätige gedacht, darum auch die Zielsetzung der Erhaltung der Arbeitsfähigkeit bzw. Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit. Als das Programm später für Pensionisten geöffnet wurde, war auch die Vermeidung bzw. die Reduktion von Pflegebedürftigkeit eine medizinische Zielsetzung. Nach Erstellung des medizinischen Leistungsprofils wurde anfänglich in vier Einrichtungen der Pilotbetrieb aufgenommen, später wurde die Zahl der Pilotbetriebe auf acht erweitert.

Nachdem die ersten Erfahrungen sowie die wissenschaftliche Evaluierung der Gesundheit Österreich Gmbh durchaus ermuti- gende Ergebnisse gezeigt haben, wurde nach einer österreichweiten Ausschreibung auch die Ausrollung auf alle Bundesländer in Angriff genommen. Das Moorheilbad Harbach konnte als Pilotbetrieb von Anfang an Erfahrungen mit dem Programm der Ge- sundheitsvorsorge Aktiv und den Patienten, die dieses Programm absolvierten, sammeln.

Eine besondere Herausforderung war anfänglich, den Gästen und Patienten die Veränderung der GVA gegenüber der Kur „alt“ zu erklären bzw. auch die Vorteile und Zielsetzungen herauszuarbeiten. Übergeordnetes Ziel der GVA war und ist die Verlänge- rung der gesunden Lebenszeit für die Versicherten im erwerbsfähigen Alter, vor allem das Ziel, Krankenständen und damit ein- hergehenden Arbeitsausfällen vorzubeugen sowie die Arbeitsfähigkeit langfristig auch zu erhalten. Für Pensionisten vor allem auch die Vermeidung bzw. Hintanhalten von Pflegebedürftigkeit.


Inhaltlich besser fokussieren

Ein deutliches Mehr gegenüber der Kur „alt“ ist das Bewegungsprogramm – Aktivtherapien und angepasster Sport sind die me- dizinische Basis eines jeden GVA-Heilverfahrens. Inhaltlich ist es in der GVA nun möglich, sich auf die besonderen Bedürfnisse aller Teilnehmer in den Bereichen Bewegung, mentale Gesundheit und Ernährung zu fokussieren. Diese Fokussierung wird durch einen modularen Aufbau ermöglicht. Ein für alle Schwerpunkte gleiches Basismodul wurde durch ein spezifisches Auf- baumodul (Mentale Gesundheit, Bewegung Motivation, Bewegung Optimierung) erweitert und schlussendlich durch ein Ergän- zungsmodul, das für aktive Versicherte und Pensionisten unterschiedlich ist, vervollständigt. Neben den aktiven Bewegungsein- heiten spielen in den Aufbaumodulen spezifische Einzelberatungen sowie Workshops in Kleingruppen eine große Rolle.

Ein von den Patienten im Vorfeld des Aufenthaltes ausgefüllter Fragebogen ermöglicht den Ärzten des Hauses eine Orientierung bereits vor Antritt des Aufenthaltes, die danach im Zuge des Aufnahmegespräches und nach der finalen Einschätzung des Pati- enten zur Zuteilung zu einem der spezifischen Schwerpunkte führt. So können mental belastete Patienten im Modul „Mentale Gesundheit“ im psychologischen Einzelgespräch und Entspannungstraining (auch in Workshops) Spezifika der mentalen Ge- sundheit erfahren.

Im Schwerpunkt „Bewegung Motivation“ wird vor allem den Menschen, die Sport bzw. Bewegung in der Freizeit noch nicht in adäquatem Ausmaß tätigen, die Wertigkeit und Wichtigkeit dieses Lebensstilfaktors nähergebracht. Im Schwerpunkt „Bewe- gung Optimierung“ wird den Menschen, die schon aktiv Sport in der Freizeit betreiben, die Möglichkeit geboten, ihr Bewe- gungsprogramm noch zu optimieren. Ergänzt wird dies durch physikalische Therapien, die mithelfen sollen, bestehende dege- nerative Veränderungen zu therapieren.


Präventive Ziele sind erklärungsbedürftig

Die Neuerungen und Vorteile der GVA diesen Patienten kontinuierlich nä- herzubringen, machte einen Paradigmenwechsel in der Betreuung notwen- dig. Ein großes Maß an Überzeugungs- und Motivationsarbeit war vor allem die Vermittlung der Tatsache, dass die Gesundheitsvorsorge Aktiv präventi- ve Zielsetzungen hat und keine klassische Kur, keine Rehabilitation und kein Urlaub ist, sondern dass die GVA eine Auszeit vom Alltag zur bewuss- ten Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit sein soll und vor allem die Chance, die Eigenverantwortung für die Gesundheit wahrzunehmen. Wichtig ist es auch, im Zuge des Programms die Freude an der täglichen Bewegung zu wecken, Möglichkeiten für den Einbau dieser täglichen Be- wegung in den Alltag zu bieten, aber auch Unterstützung bei der Bewälti- gung von mentalen Belastungen zu ermöglichen.

Wenn wir nun auf fast fünf Jahre Gesundheitsvorsorge Aktiv zurückblicken, so können wir mit Genugtuung feststellen, dass ein Großteil unserer Patien- ten zufrieden bis sehr zufrieden die neue Orientierung der Gesundheitsvor- sorge akzeptiert hat und wir auch im Zuge der Evaluierung des Aufenthal- tes entsprechend positive Ergebnisse verzeichnen können. Bei Patienten, bei denen schon über längere Zeit degenerative Erkrankungen und zum Teil chronifizierte Beschwerden bestehen, war natürlich eine Adaptierung des auf Aktivität und Aktivierung ausgelegten Programms notwendig. Bei dieser Patientengruppe war ein hoher Erklärungsbedarf, was die Trennung von kurativen Maßnahmen und präventiven Zielsetzungen anlangt, notwen- dig, aber auch eine entsprechende Überzeugungsarbeit, um die Wichtig- keit von präventiven Maßnahmen auch bei fortgeschrittenen degenerativen Erkrankungen und chronifizierten Beschwerdebildern zu unterstreichen.

Zusammenfassend kann man die Einführung der Gesundheitsvorsorge Ak- tiv durchaus als eine zukunftsweisende Erfolgsgeschichte bezeichnen, de- ren gesundheitspolitische Auswirkungen heute noch nicht vollständig ab- schätzbar sind. Die Wichtigkeit eines gesunden Lebensstils zur Steigerung der gesunden Lebenszeit ist heute schon in den Köpfen vieler Verantwortli- cher im Gesundheitswesen angelangt. Diese Erkenntnisse auch in die Her- zen der Patientinnen und Patienten zu bringen ist die Aufgabe der Gesund- heitsvorsorge Aktiv.

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