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Foto: lifevest®

„Defiwesten“ gegen plötzlichen Herztod

Trotz stetiger Weiterentwicklung und verbes- serter Therapie sind kardiovaskuläre

Erkrankungen die Hauptursache für die welt- weite Sterblichkeit. Der plötzliche Herztod ist dabei in der Hälfte der Fälle die Ursache. Die meisten Fälle passieren unbeobachtet und au- ßerhalb des Krankenhauses.

Eine Defibrillatorweste kann entscheidend dazu bei- tragen das Risiko für den plötzlichen Herztod zu re- duzieren. Mehr als 60 % der kardiovaskulären To- desfälle außerhalb des Krankenhauses sind auf den plötzlichen Herztod zurückzuführen. Deshalb ist eine wichtige Frage für Ärzte, die kardiale Patienten betreuen: Welche Patienten benötigen Schutz durch einen Wearable Cardioverter-Defibrillator (WCD)?

„Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass das Risiko für schwerwiegende Herzrhythmusstörungen

in der ersten Zeit nach einem kardialen Ereignis, besonders in den ersten 90 Tagen, deutlich erhöht ist und die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) ist weiterhin der aussagekräftigste Parameter zur Risikostratifizierung“, betont Prof. Dr. Diana Bonderman, Klinik Favoriten in Wien.

Einer von 20 Herzinfarktpatienten mit einer LVEF unter 35 % verstirbt in den ersten 90 Tagen trotz optimaler medikamentöser Therapie und in

50 % der Fälle ist die Ursache ein SCD. „Als Ergänzung zur LVEF werden weitere Risikoprädiktoren untersucht, vor allem die Herzfrequenz ist inter- essant. Hier kann eine Defiweste mit ihrer Monitoringfunktion eine wichtige Funktion als Langzeit-EKG-Tool übernehmen“, erläuterte Bonderman.


Weste mit vielen Features

Prof. Dr. Daniel Scherr von der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Graz teilt diese Einschätzung: „Die Weste kann mehr als nur schocken: EKG-Überwachung und Arrhythmiedetektion, Compliance-Monitoring, Herzinsuffizienzmonitoring. Durch die Analyse von akustischen Biomarkern, Aktivitätsmonitoring wie Schrittzählung und Körperpositionsmessung und die Möglichkeit eines täglichen Health-Sur-

veys sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig – nutzen wir dieses Potenzial.“

Für Scherr ist die Defibrillatorweste im klinischen Alltag fest etabliert. „Oft dauert die Pha- se der Auftitrierung zur optimalen medikamentösen Therapie länger als drei Monate. Wir schützen ausgewählte Patienten mit besonders hohem Arrhythmierisiko dann auch wei- terhin mit der Defibrillatorweste und verlängern die Tragedauer auf sechs Monate bis zum Abschluss der Auftitrierung“, erläuterte der Experte das praktische Vorgehen.

Eine frühe Defibrillator-Implantation ist nach Infarkt nicht indiziert, denn zuerst muss die medikamentöse Therapie optimiert werden. „Dies bringt uns allerdings in ein Dilemma, denn gerade in dieser Hochrisikoperiode für den plötzlichen Herztod sind unsere Patien- ten somit ungeschützt. Defiwesten machen diese vulnerable Zeit sicherer“, betont auch PD Dr. Carsten Israel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am Evangeli- schen Klinikum Bethel.


Hohe Compliance in Österreich

In Österreich sind mittlerweile weit über 1.000 Patienten mit dem WCD versorgt worden. Die Daten des nationalen WCD-Registers zeigen eine täg- liche Tragedauer im Median von 23 Stunden. „Das sind wirklich gute Ergebnisse“, betont Scherr. Ausschlaggebend sind strukturierte Schulung und das kompetente und empathische Zugehen auf die Patienten auch vonseiten der Hersteller. Einen weiteren Grund sieht PD

Dr. Matthias Frick, Abteilungsvorstand Abteilung Innere Medizin I, Landeskrankenhaus Feldkirch, in der Verordnungssituation: „Die Verordnung der Defibrillatorweste ist in Österreich einfach geregelt.“ Seit Jänner 2020 sind sie über ein sogenanntes „Dual-System“ erstattungsfähig, dabei werden die Kosten zu gleichen Teilen vom Dachverband der Sozialversicherungsträger und vom Landesgesundheitsfonds übernommen.


rh