Praxis & Ordinationsgründung | Ärztezentren

Das MEDICENT Linz ist das vorerst letzte von bislang vier Ärztezentren der M’Management GmbH.

Villa Medica in Mödling

Medizin Tuchlauben 17 in Wien

fotoS: M’Management – MEDICENT, Werner Streitfelder, medcenter nord, Villa Medica

Infrastruktur für

Ärzte und Patienten

Ärztezentren unterliegen unterschiedlichen rechtlichen und organisatorischen Regularien.

Ihr Popularitätsbarometer zeigt eindeutig nach oben. Welche Infrastruktur Ärztezen- tren bieten und was Ärzte davon haben, hat Ärzte EXKLUSIV nachgefragt.

Die Vorteile, die Patienten in Ärztezentren genießen, liegen auf der Hand: Zuweisungen erfol- gen mitunter von Tür zu Tür und minimieren den Zeitaufwand, die Öffnungszeiten sind meist großzügiger, die Ärzte können sich gegenseitig vertreten und reduzieren dadurch Urlaubsstill- stände, die Ordinationsorganisation ist oft umfassender und bietet zahlreiche Serviceleistungen.


Eine Frage der Rechtsform

Für Ärzte bieten Ärztezentren ebenfalls zahlreiche Vorteile, sind aber selbstverständlich auch mit Pflichten und Verwaltungsaufwand verbunden. Am Anfang steht die Frage der Geschäfts- bzw. Rechtsform. Möchten Ärzte kooperieren, bieten sich dafür mittlerweile mehrere Optionen an: Bei einer Ordinationsgemeinschaft werden die gleichen Räumlichkeiten von mehreren frei- beruflich tätigen Ärzten genutzt – das reduziert die Mietkosten und erforderliche Nebenkosten wie Strom, Heizung oder Reinigung. Eine Apparategemeinschaft besagt, dass mehrere Ärzte die gleichen medizintechnischen Geräte nutzen, etwa Sterilisationsmaschinen, bildgebende Verfahren oder verschiedene Diagnosegeräte, wodurch die Anschaffungs- und Wartungskos- ten für den Einzelnen sinken. Manche Ärztezentren sind sowohl Ordinations- als auch Appa- rategemeinschaften. Seit 1. Jänner 2004 besteht auch die Möglichkeit der Gruppenpraxis. Im Gegensatz zur Ordinationsgemeinschaft ist die Gruppenpraxis selbst Rechtsträger. Über das Management der Gruppenpraxis können also Rechtsgeschäfte durchgeführt werden, etwa

Raummieten, Personaleinstellung oder die Bestellung von Material.

Ordinations- und Apparategemeinschaften können sich zwischen einer Kostenverrechnung, bei der die Kosten nach einem festen Schlüssel auf- geteilt und pro Arzt getragen werden, und einer Ertragsverrechnung, bei der die Kosten insgesamt beglichen und nur der Gewinn aufgeteilt wird, entscheiden. Sie haben zudem die Wahl zwischen einer Miteigentumsgemeinschaft, einer GesnbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), einer OG (offene Gesellschaft), einer GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) und einer AG (Aktiengesellschaft). Während bei der GesnBR und der OG eine einfache Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ausreicht, muss die Ärzte-GmbH eine Bilanz erstellen. Gruppenpraxen können als OG oder als GmbH geführt werden. Hier gehört das gesamte Vermögen den Ärzten anteilig. Die Versteuerung der Gewinne erfolgt über die Steuererklärun- gen der einzelnen Gesellschafter.


Enger fachlicher Austausch

Unter der Marke MEDICENT ging 2001 das erste Ärztezentrum in Baden in Betrieb, danach folgten 2003 Salzburg, 2004 Innsbruck und 2005 Linz. „Die Ärzte haben die Möglichkeit, sich über eine Vollordination oder Time-Share-Praxen einzumieten und betreiben dabei selbstständig ihre Ordi- nationen in Eigenverantwortung“, sagt Michaela Weiler-Schenker, CEO der M’Management GmbH. „Bei den MEDICENT Ärztezentren unterstützt die M’Management GmbH als Betreiberorganisation die tätigen Ärztinnen und Ärzte mit einer Vielzahl an optionalen Dienstleistungen.“ Insgesamt finden sich unter der Marke MEDICENT vier Ärztezentren mit über 27.000 m2 und über 100 Ordinationen sowie anderen Gesundheitsdienstleistern.

Das Ärztezentrum Medizin Tuchlauben 17 ist ein privatmedizinisches Ärztezentrum in der Wiener Innenstadt. Die Ordinations- und Apparatege- meinschaft wurde Ende 2017 gegründet und umfasst derzeit acht Ärzte aus verschiedenen Fachbereichen, die sich eingemietet haben. Mag. Dr. Karin Assadian, Geschäftsführerin, ist gleichzeitig Leiterin einer PR-Agentur und kümmert sich neben der Organisation des Ärztezentrums auch um die Vermarktung der Angebote. „Die medizinische und interdisziplinäre Zusammenarbeit wird von den Ärzten selbst koordiniert“, erzählt Assa- dian und ergänzt: „Alles Administrative und Organisatorische regle ich. Das schätzen unsere Ärzte sehr, da sie sich dadurch rein auf die Patienten und medizinische Fragen konzentrieren können.“ Vorteile ergeben sich für die Ärzte überdies durch die interdisziplinäre Kooperation.

Im Fokus der Villa Medica stand bei der Gründung im Jahr 2004 das Ziel, möglichst durchgehende vielfältige fachärztliche Betreuung anzubieten. Während Dr. Ilona Rost, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, die ärztliche Leitung übernommen hat, fungiert Elisabeth Zahradnik, BA, als Geschäftsführerin. Die Fächer Allgemeinmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Kinderheilkunde, Augenheilkunde, Dermatologie, Innere Medizin, Orthopädie, HNO und Urologie werden von 14 Ärzten in Kooperation miteinander angeboten. Dazu kommen Physiotherapie, Hebamme und Heil- massage. Die Villa Medica ist eine GmbH mit zwölf Angestellten. Personalkosten werden unter den in eigenständigen Ordinationen tätigen Ärzten nach dem jeweiligen Stundensatz aufgeteilt. Auch hier ist die Verwaltung für Werbung, komplette IT-Ausstattung und Datensicherung, Daten- schutz, Hygienevorschriften und die Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben wie die regelmäßige Überprüfung des Hauses und der Geräte zuständig.

Das Medcenter Nord in Graz-Gösting wurde 2005 gegrün- det. „In den Folgejahren haben wir immer weiter ausgebaut“, erzählt Mag. Klaus Strohmeier, Eigentümer und Vermieter. „Aktuell liegen wir bei 1.200 m2 mit 55 Parkplätzen und kön- nen leider nicht weiter expandieren.“ Auch in diesem Fall lei- tet der Nicht-Mediziner das Ärztezentrum und erledigt viele technische und administrative Dinge sowie das Marketing. Derzeit beherbergt das Ärztezentrum acht Ärzte verschiede- ner Fachrichtungen und drei nicht-medizinische Gesundheitsdienstleister.


Lage, Lage, Lage

„Für unsere Gründung war der Standort sehr entscheidend, weil wir großen Wert auf die Umgebung und die Atmosphäre legen“, so Assadian vom Ärztezentrum Tuchlauben 17. „Eine gute Erreichbarkeit und eine zentrale Lage sind essenziell

und auch eine schöne Baustruktur war eine unserer Prioritäten. Tuchlauben 17 ist nicht Standard, sondern etwas Besonderes mit gehobener Wohlfühlatmosphäre.“

Auch für die Villa Medica war ein zentraler Standort in Mödling wichtig, da „wir sowohl mit Auto, Bahn als auch Bus leicht erreichbar sind“, so Zahradnik. Außerdem gebe es in allen umliegenden Gassen und vor dem Haus Parkplätze ohne Parkgebühren. Strohmeier vom Medcenter Nord in Graz informierte sich sogar in den Benelux-Staaten und Deutschland, bevor er mit der Werbung und dem Ausbau begann, denn der Standort war ihm sehr wichtig. „Aus einem medizinischen weißen Fleck auf der Landkarte wurde ein optimal versorgtes Gebiet mit 120 bis 180 Patienten täglich“, so Strohmeier.

Auch die MEDICENT Betreibergesellschaft M’Management stößt ins gleiche Horn: „Der Standort der Praxis hat auf den Erfolg einer Ärztin oder ei- nes Arztes ebenso großen Einfluss wie die Qualität der medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten. Das Einzugsgebiet spielt bei der Positionierung des Hauses eine wesentliche Rolle.“ Relevante Faktoren im Bereich des Umfelds seien Bevölkerungsstand und Entwicklung, Wirtschafts- und Beschäftigtenstruktur sowie Bedarfslage für die (geplanten) medizinischen Dienstleistungen. Wesentliche Kriterien seien dabei Erreichbarkeit, eine ausreichende Infrastruktur, alternative und ergänzende Anbieter medizinischer Dienstleistungen, das Angebot nach Fachrich- tungen und subjektive Faktoren wie Atmosphäre, Imagebeitrag und persönliche Präferenzen des Arztes, fasst Weiler-Schenker zusammen.


Mit oder ohne Eingriffsraum

Das Ärztezentrum Tuchlauben 17 hat keinen Eingriffsraum. „Dadurch ist eine flexible Gestaltung möglich“, so Assadian. Für Eingriffe wird eng mit dem Rudolfinerhaus Wien, der Klinik Ottakring und der Privatklinik Döbling kooperiert. Die Villa Medica in Mödling hat hingegen einen Eingriffs- raum, der von allen Ärzten genutzt werden kann. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Privatklinik Goldenes Kreuz und dem Barm- herzigen Schwestern Krankenhaus. In den MEDICENT Ärztezentren bietet ein modern ausgestatteter OP-Bereich State-of-the-Art Technik wie La-

minar Air Flow, Notstrom, medizinische Gasanlagen und vieles mehr für tageschirurgi- sche Operationen, der als tageschirurgisches Zentrum gerne genutzt wird. Die validierte Sterilisationseinheit kann von allen Ordinationen in Anspruch genommen werden. Für private Krankenzusatzversicherte wird im Rahmen des tageschirurgischen Zentrums eine Direktabrechnung geboten. Die OP-Einheit ist im Rahmen der Ordinationszeiten an sieben Tagen der Woche anmietbar.


Von Barrierefreiheit bis Klimaanlage

Das Ärztezentrum Tuchlauben 17 wurde vor Inbetriebnahme komplett renoviert. Die Kli- maanlage ist Standard, die Barrierefreiheit inklusive Aufzug selbstverständlich. Im Med- center Nord in Graz kümmert sich der Eigentümer um Sanitär- und allgemeine Warteräu- me. In den Ordinationen und Therapieräumen regelt jeder Mieter seine Angelegenheiten selbst. Barrierefreiheit zählt auch hier zu den Angeboten, dazu gibt es Leitwege für Seh- behinderte, einen Kaffeeautomaten und einiges mehr. „Die Auslastung ist seit 16 Jahren sensationell“, freut sich Strohmeier.

„Jede Ordination ist mit einer Liege, einer Klimaanlage, einem Schreibtisch, einer IT-Ein-

richtung – also PC, Drucker etc. – und fließendem Wasser ausgestattet“, erzählt Zahradnik von der Villa Medica und ergänzt: „Jeder Arzt im Haus hat seine für sein Fach notwendigen Gerätschaften, wobei wir auf optimale, moderne Ausrüs- tung großen Wert legen. Die Rezeption des Hauses kümmert sich um die Patiente- nannahme, Abrechnung, Registrierkasse, Materialbestellung, Einreichen von Ver- ordnungen und Rezepten und Medikamentenbestellungen.“ Das Ärztezentrum ist ebenfalls barrierefrei – mit einem rollstuhlgerechten Aufzug und zwei behinderten- gerechten WCs, höhenverstellbaren Behandlungsliegen und breiten Türdurchgän- gen. Auch die MEDICENT Ärztezentren können mit einer Reihe von Angeboten für die eingemieteten Ärzte aufwarten: Barrierefreiheit, Parkplätze, Klimaanlage, mo- derne Telefon- und IT-Infrastruktur, ein zentrales Notfallmanagement, ein individuell maßgeschneidertes Praxismanagement, laufendes Standortmarketing, organisier- te Brandschutzübungen und Erste-Hilfe-Kurse. Synergien mit den Kollegen und anderen Dienstleistern werten auch hier die Arbeit auf – Ordinationszeiten an Ta- gesrandzeiten und am Wochenende punkten bei Patienten und Ärzten. Ärztezen- tren in Österreich sind unabhängig von der Größe und der Rechtsform ein Erfolgs- rezept. Sowohl für Patienten als auch für Ärzte spricht eine Vielzahl an Leistungen

und Angeboten der Geschäftsführung für eine entspannte ärztliche Tätigkeit, die sich auf eine hochmoderne Infrastruktur stützen kann. So werden die Ärzte entlastet und können sich auf ihre medizinischen Funktionen konzentrieren. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, Synergieeffekte mit Kollegen zu nutzen.


bw