Hebammen sind in der idealen Position, um einen positiven Einfluss auf die Gesundheit undLebensweise von Frauen und ihren Familien nehmen zu können. Hebammen sind dieeinzige Berufsgruppe, die so nah, niederschwellig und ganzheitlich Mutter und Kindgleichzeitig betreuen kann.
Autorin:
Johanna Sengschmid
Hebamme im extramuralen Wochenbett in Wien, Stellvertreten-de Leiterin der Landesgeschäftsstelle Wien des Österreichi-schen Hebammengremiums
Für das Wochenbett ist im Gesamtvertrag mit der Krankenkasse geregelt, dass diese Betreuung bis zu acht Wochen nachder Geburt möglich ist. Dass jede Frau mit ihrem Neugeborenen in dieser ersten Phase nach der Geburt auch zu Hausebetreut wird, ist eine große Chance, die derzeit nicht ausgeschöpft wird.
Die derzeitige Situation zeigt, dass wir Hebammen uns darauf einstellen können, dass die Frauen nach der Geburt imKrankenhaus immer früher entlassen werden. War es am Beginn meiner Berufskarriere in den frühen 1980ern noch etwader fünfte, sechste Tag nach der Geburt, so ist es heute im Schnitt der vierte Tag, wobei die sehr viel höhere Kaiserschnitt-rate natürlich den Schnitt hebt. Wie wir wissen, werden die Frauen nach einer Spontangeburt meist am dritten, immer öfterauch am zweiten Tag entlassen. Das ist natürlich grundsätzlich sehr begrüßenswert, aber nur, wenn eine Hebammenbe-treuung gewährleistet ist.
Zeitfenster nutzen
Die ersten Wochen nach der Geburt sind eine besonders prägende Zeit. Die Hebamme ist als Expertin des Übergangsund als Begleiterin der ihr anvertrauten Frauen und Familien gefordert, damit im Sinne von Prävention und Gesundheitsför-derung die Stärkung der Frau in ihrer Mutterrolle gelingen und elterliche Kompetenz wachsen kann. Die Zeit nach der Ge-burt ist ein Zeitfenster im Lebenslauf, in dem besondere Empfindlichkeiten zum Erwerb bestimmter Fähigkeiten aktiviertsind. Dieses Zeitfenster ist von vorübergehender Dauer. Das gilt es zu nutzen.
Ein ganzes System von natürlichen Ressourcen für eine gesunde Eltern-Kind-Bindung steht bereit. Es kann jedoch nurdann optimal genutzt werden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Dafür sollten die physiologischen und psychosozia-len Prozesse im Wochenbett zwar professionell begleitet werden, aber möglichst ungestört ablaufen können. Das gelingtam besten zu Hause. Vor allem die ersten zehn Tage nach der Geburt sind geprägt von großen Schwankungen bei Mutterund Kind. Es finden wichtige Prozesse der körperlichen und emotionalen Umstellung statt. Die Weichen für einen erfolgrei-chen Stillverlauf werden gestellt, Wundheilung, Gebärmutterrückbildung und hormonelle Umstellung sind voll im Gang.
Die Krankenkassen finanzie-ren seit 1. Jänner 2017 Haus-besuche einer Hebammenach der Geburt, unabhän-gig davon, am wievielten Tagdie Frau und das Neugebore-ne das Krankenhaus verlas-sen. Wie beurteilen Siegrundsätzlich diese Entwick-lung?
Sehr positiv. Das ist ein ersterSchritt in die richtige Richtung!
Wo sehen Sie die Vorteile fürdie Patientinnen in der Zu-sammenarbeit mit Hebam-men?
Sie haben eine persönlicheAnsprechpartnerin mit ausrei-chend Zeit in einer besonderssensiblen, weichenstellendenPhase der Lebensumstellung.Das gilt in besonderem Maßfür eine Erstgeburt..
Bringt diese Regelung eineEntlastung für die Gynäkolo-gen?
Kaum. Diese Frauen sind jaentlassen und anstelle derer lie-gen andere in demselben Bett.Aber Hebammen stellen nachmeiner Erfahrung in dieser ZeitWissen und Erfahrung zur Ver-fügung, das bei Gynäkologennicht in dem Maß vorhandenist.
Die Aufenthaltsdauer imKrankenhaus nach der Ge-burt wird immer kürzer, istdas aus medizinischer Sichtsinnvoll?
Ja, aber nur dann, wenn Be-treuung zu Hause zur Verfü-gung steht. Einerseits geht esdabei um Alltagsdinge wie älte-re Geschwister versorgen,Haushalt führen oder einkau-
fen. Dafür sollte Hilfe im Sinne ei-ner Heimhilfe zur Verfügung ste-hen. Die frühzeitige Entlassungsoll der Wöchnerin die Möglichkeitbieten, einerseits das Neugebore-ne in der gewohnten Umgebungkennenzulernen und andererseitszu einem erfolgreichen Stillen zuführen. Das erfordert die dichteBegleitung durch eine Hebamme.
Welche Randbedingungen sindfür eine gute Betreuung zu Hau-se erforderlich?
Meiner Meinung nach sollte eineindividualisierte Betreuung durchHebammen jeder Frau durchSchwangerschaft, Geburt und Wo-chenbett zur Verfügung stehen.Das würde zu höherer Zufrieden-heit der betroffenen Frauen undHebammen sowie niedrigeren In-terventionsraten führen und letzt-lich zu geringeren Kosten.
Acht Wochen – längst nicht mehr im Bett!
Der medizinischen Definition zufolge dauert das Wochenbett acht Wochen und ist nach der gesetzlichen Definiti-on auch ein Teil des Mutterschutzes, der sich in einem achtwöchigen Arbeitsverbot nach der Geburt ausdrückt.Besonders das frühe Wochenbett in den ersten ein bis zwei Wochen ist eine Zeit enormer körperlicher, seelischerund sozialer Veränderungen. Der Begriff Wochenbett geht auf seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Früher ver-brachte die junge Mutter die erste Woche tatsächlich im Bett – oft der einzige „Urlaub“ im Leben einer Frau. Dar-über hat die Hebamme auch streng gewacht. Die Frau wurde idealerweise von einer Großfamilie oder Dorfge-meinschaft versorgt.
Diese Wochenbettkultur ist in unserer schnelllebigen Zeit verloren gegangen. Eine Zeit enormer körperlicher, see-lischer und sozialer Veränderungen ist das Wochenbett jedoch heute genauso wie früher. Wochenbett heißt: ge-nügend Zeit, das Bonding fördern, Ruhe, notwendige Pflege und Fürsorge gewährleisten, äußere Reize minimie-ren.
Und wieder: Wo könnte das besser gelingen als zu Hause, mit einer Hebamme an der Seite, die regelmäßigkommt, dadurch Sicherheit gibt und diese Sicherheit an das Neugeborene weitergeben kann? Davon profitiertauch der Rest der Familie. Junge Mütter können ihre Babys nur bemuttern, wenn sie rundherum möglichst vielFürsorge bekommen und sich immer wieder zwischen all den vielen Fragen entspannen können.
Frauen sind ja in dieser Zeit nicht nur körperlich, sondern auch seelisch sehr offen, sensibel und schutzbedürftig.Das wird durch den hinzukommenden Schlafmangel noch verstärkt. Gerade diese Offenheit ist aber wichtig, da-mit die Frau sich ganz ungestört auf den neuen Menschen einstellen, ihn kennenlernen und seine „Sprache“ ver-stehen lernen kann. Oft erlebe ich allerdings sehr beschäftigte Eltern, die denken, Arztbesuche und Amtswegeerledigen zu müssen, auswärtige Gewichtskontrolle und Nahtentfernung nach Kaiserschnitt stehen am Pro-gramm. Oft sind die Eltern viel unterwegs und dadurch gestresst. Dabei kann all das auch die Hebamme über-nehmen bei ihren Hausbesuchen.
Still- und Fütterungsprobleme
In meiner täglichen Praxis treffe ich oft auf Mütter und Eltern, die viele Unsicherheiten haben. Das große Abenteu-er Geburt verstellt in der Schwangerschaft häufig den Blick auf die Zeit danach. Umso überraschender tauchendann die Fragen auf. Nach dem Glückstaumel, dem Hormoncocktail der ersten Tage landen die Frauen in derRealität, in ihrem häuslichen Umfeld und sind oft voller Unsicherheiten und Fragen: Warum tut das Stillen so weh?– Und eine kleine Korrektur bei der Anlegetechnik bringt schon Entspannung. Warum schreit mein Baby auchnoch, wenn ich es schon gestillt habe? Hat es Blähungen? Bekommt es genug Milch? Was bedeutet der roteFleck auf meiner Brust? Wenn ich regelmäßig Mutter und Kind besuche, vor allem während der ersten Tage, bisdas Stillen gut etabliert ist und die Gewichtszunahme des Kindes gut verläuft, dann ist die Wahrscheinlichkeit vonStill- und Fütterungsproblemen um vieles geringer.
Hausbesuche durch die Hebamme ermöglichen der Frau, das frühe Wochenbett möglichst liegend zu verbringen.Die Hebamme achtet darauf, dass sich die Frau von der Geburt gut erholt und die körperlichen Rückbildungspro-zesse gut verlaufen. Die Hebamme hört zu. In den ersten Tagen nach dem großen Abenteuer ist das Erzählen vonder Geburt ein wichtiger Faktor, damit die Frau das Geschehen immer besser in ihre Lebensgeschichte einordnenkann. Die Hebamme kontrolliert die regelgerechte Gebärmutterrückbildung, berät bei Geburtsverletzungen undnach Kaiserschnitt und zeigt Rückbildungsübungen für den Beckenboden. Sie schaut darauf, dass sich das Neu-geborene gut entwickelt und gibt den Eltern Sicherheit bei seiner Pflege, im Speziellen auch bei der Nabelpflege.Sie beobachtet den Gewichtsverlauf des Neugeborenen, nimmt Blut für das Neugeborenenscreening (PKU) abund kontrolliert den Verlauf der Neugeborenengelbsucht (Bilirubin).
Großen Raum bei den Wochenbettbesuchen nimmt die Ernährung des Babys ein. Die Hebamme berät und unter-stützt dabei, besonders beim Stillen, beim korrekten Anlegen, um das Wundwerden der Brustwarzen zu verhin-dern. Sie zeigt verschiedene Stillpositionen, gibt Informationen, um Brustentzündungen vorzubeugen, und vielesmehr.
Die Krankenkassen finanzieren seit 1. Jänner 2017 Hausbesuche einer Hebamme nachder Geburt, unabhängig davon, am wievielten Tag die Frau und das Neugeborene das
Krankenhaus verlassen. Wie beurteilen Sie grundsätzlich diese Entwicklung?
Hebammen sind das Herz jeder guten Geburtshilfe. Nicht nur, dass die junge Mutter Sicherheit im Umgang mitdem Neugeborenen, dem Stillen und der Babypflege bekommt, kann eine erfahrene Hebamme alle medizi-nisch relevanten Erkrankungen des Wochenbettes frühzeitig erkennen und entweder selbst lösen oder einenraschen Facharztbesuch erwirken. Die Hebammenvisiten sind in den meisten europäischen Ländern selbstver-ständlicher Teil der staatlichen Gesundheitsversorgung. Ich bin sehr dankbar, dass dies nun auch in Österreichjeder jungen Mutter zugutekommt.
Wo sehen Sie die Vorteile für die Patientinnen in der Zusammenarbeit mit Hebammen?
Da die Großfamilie in Österreich eine Seltenheit geworden ist, lernen junge Mädchen und Frauen den Umgangmit Neugeborenen nicht mehr. Früher konnte man sich alles in den Großfamilien „abschauen“. Viele Erstgebä-rende haben noch nie ein Baby im Arm gehabt, geschweige denn gebadet und versorgt. Jungen Müttern fehltdie Erfahrung darin, wie viel das Kind zunehmen muss, wie lange man zwischen dem Stillen pausieren kann,wie eine laktierende Brust zu behandeln ist und vieles mehr. Eine Hebamme nimmt sich Zeit, erklärt, hilft undfängt viele psychische Alterationen im Wochenbett ab.
Bringt diese Regelung eine Entlastung für die Gynäkologen?
Unbedingt! Die erste Anlaufstelle der jungen Mutter ist die Hebamme. Die Kontaktaufnahme ist meist nieder-schwellig, direkt, unkompliziert und rasch. Bis man seinen Gynäkologen aufsuchen kann, vergehen meist eini-ge Tage, in denen der Leidensdruck der Frau unnötig anwächst, und die meisten Probleme können von derHebamme gelöst werden.
Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nach der Geburt wird immer kürzer, ist das aus medizinischer Sicht sinn-voll?
Nicht unbedingt, da Patientinnen, die zu früh in eine fachlich unbetreute Umgebung entlassen werden, oft mitschweren Stillproblemen bis hin zu postpartalen Depressionen wieder vorstellig werden. Während des stationä-ren Aufenthaltes lernt die Frau den Umgang mit dem Kind, wird durch den mitunter recht dramatischen Milch-einschuss geführt, gewinnt Sicherheit und Ruhe in der Babybetreuung und findet sich so besser zu Hause zu-recht. Allerdings kann eine verlässliche Hebammenbetreuung zu Hause den verkürzten Krankenhausaufenthaltnach der Geburt sehr gut kompensieren.
Welche Randbedingungen sind für eine gute Betreuung zu Hause
erforderlich?
Ideal wären eine möglichst rund um die Uhr erreichbare Hebamme, eine elektrische Milchpumpe und ein liebe-voller, unterstützender Partner.
Die Krankenkassen finanzieren seit 1. Jänner 2017 Hausbesuche einer Hebamme nach der Geburt, un-abhängig davon, am wievielten Tag die Frau und das Neugeborene das Krankenhaus verlassen. Wie be-urteilen Sie grundsätzlich diese Entwicklung?
Diese Entwicklung sehe ich sehr positiv, allerdings muss es jetzt zu einer Aufstockung der Kassenverträge fürHebammen in Wien kommen, damit die Betreuung der Frauen zu Hause überhaupt gewährleistet werden kann.Jede Frau hat Anspruch auf eine Kassenhebamme.
Wo sehen Sie die Vorteile für die Patientinnen in der Zusammenarbeit mit Hebammen?
Die Hebamme ist die Spezialistin für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillen. Die Hebamme steht füralle Fragen und Anliegen der Frauen zur Verfügung und erkennt Probleme, bei denen eine Ärztin zugezogenwerden muss. Hebammen sind für gerade Mutter gewordene Frauen oft die einzige kompetente Ansprechpart-nerin.
Bringt diese Regelung eine Entlastung für dieGynäkologen?
Sie bringt eine Entlastung dahingehend, dass die Hebammen mögliche Probleme sehr früh erkennen und lösenkönnen, bevor es zu wirklichen Problemen kommt, zum Beispiel Milchstau, Brustentzündung, Stillprobleme,postpartale Depression, aber auch kindliche Probleme wie mangelnde Gewichtszunahme oder Neugeborenen-gelbsucht.
Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nach der Geburt wird immer kürzer, ist das aus medizinischerSicht sinnvoll?
Die Aufenthaltsdauer nach einer Geburt möglichst kurz zu halten, ist eine positive Entwicklung, obwohl sie wohlhauptsächlich aus ökonomischen Gründen forciert wird. Eine gesunde Mutter und ein gesundes Kind sindmeist zu Hause am besten aufgehoben, wenn entsprechende Unterstützung gegeben ist. Das ist zum einender Partner oder die Familie, zum anderen eine Hebamme, die bei Frühentlassung die Fachperson sowohl fürmedizinische als auch soziale Belange ist.
WelcheRandbedingungen sind für eine guteBetreuung zu Hauseerforderlich?
Ausreichend Kassenverträge für Hebammen, zeitgemäße finanzielle Abgeltung für die Hebammen, gute Zu-sammenarbeit zwischen Hebammen und Ärztinnen, falls es Probleme gibt, die eine ärztliche Intervention nötigmachen.
Die Krankenkassen finanzieren seit 1. Jänner2017 Hausbesuche einer Hebamme nach der Ge-burt, unabhängig davon, am wievielten Tag dieFrau und das Neugeborene das Krankenhausverlassen. Wie beurteilen Sie grundsätzlich dieseEntwicklung?
Ich finde diese Entwicklung sehr gut!
Wo sehen Sie die Vorteile für die Patientinnen inder Zusammenarbeit mit Hebammen?
Die Schwangeren und Gebärenden haben meist we-nig Erfahrung, vor allem wenn es um das erste Kindgeht. Nachdem wir alle nicht mehr in Großfamilien-Settings leben, haben viele von ihnen auch wenigUnterstützung innerhalb der Familie. Die Betreuungdurch Hebammen gibt diese Unterstützung unddazu auch eine große Portion Sicherheit, die in die-ser Phase sehr wichtig ist.
Bringt diese Regelung eine Entlastung für die Gy-näkologen?
Bis zur sechsten Woche nach der Geburt sehe ich inder Regel die Patientinnen gar nicht, daher ist dieHebammenarbeit in dieser Zeit besonders hilfreichfür die Patientinnen. Danach ist eine gynäkologischeKontrolle der Mutter wichtig, hier sehe ich aber keine
Konkurrenz, denn meine Arbeit setzt ganz woandersan. Unsere Aufgaben ergänzen sich ideal.
Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nach derGeburt wird immer kürzer, ist das aus medizini-scher Sicht sinnvoll?
In England werden die Frauen auch schon nachzwei Tagen entlassen, es hängt einfach davon ab,welche Nachbetreuung es dann gibt. Mit der Lö-sung der Hebamme auf Kassenkosten sehe ich hieraber einen guten Weg. Frauen müssen aufgeklärtwerden, denn viele wissen nicht, dass es das Ange-bot gibt. Auch die Hebammenberatung im Mutter-Kind-Pass ist vielen unbekannt. Hier ist mehr öffent-lichkeitswirksame Aufklärung erforderlich, die kannder Gynäkologe nicht allein übernehmen.
Welche Randbedingungen sind für eine gute Be-treuung zu Hause erforderlich?
Sofort nach der Entlassung wäre eine sehr engma-schige Betreuung wichtig. Am Anfang sollte eineHebamme täglich kommen, danach können sich dieBesuchsrhythmen reduzieren, je nach den Bedürf-nissen von Mutter und Kind. Das ist aber natürlicheine Frage der Finanzierung.
Prävention im Fokus
Wir Hebammen haben mit kontinuierlichen Hausbesuchen die Möglichkeit, direkt im sozialen Umfeld der Fraurechtzeitig Regelwidrigkeiten zu erkennen und diesen fachgerecht zu begegnen. Ich kann erkennen, ob eineFrau gefährdet ist, eventuell in eine Depression zu rutschen und entsprechend reagieren.
Jede sechste Frau ist in irgendeiner Weise von einer Form der sogenannten Wochenbettdepression betroffen.Meist zeigt sich diese erst nach vielen Wochen als Erschöpfungsdepression. Jede Frau erhält von mir beim Ab-schlussgespräch entsprechende Informationen und weiß, an wen sie sich wenden kann, idealerweise im erstenSchritt an ihre Hebamme.
Hebammenarbeit ist auch eine große Chance der Gewaltprävention, Möglichkeiten der Kindesvernachlässigungfrühzeitig wahrzunehmen, posttraumatische Belastungsstörungen und postpartale Depressionen rechtzeitig zuerkennen, fachgerecht zu reagieren und sorgsam weiterzuleiten. Dabei ist bei Bedarf die Vermittlung an die„Frühen Hilfen“ eine wichtige Möglichkeit der Unterstützung.
Durch kontinuierliche Hausbesuche können Hebammen den Frauen frühzeitig Sicherheit geben, also nicht erstdann, wenn die Not schon besonders groß ist. Teenagermütter, Frauen in schwierigen sozialen Verhältnissen,geflüchtete Frauen, Migrantinnen, Frauen nach Totgeburten, Frauen nach Kaiserschnitt, Frauen mit Mehrlingenbenötigen besonders viel Unterstützung. Der umsichtig begleitete Anfang des Lebens ist eine große Chance. Esgibt keinen besseren Zeitpunkt für gute Investitionen in die Zukunft. ■