Im Sommer soll es soweit sein: Die ersten Käufer werden ihre Seehäuser im Projekt „Am Hafen“ in Neusiedl am See beziehen. Ähn- liche Lagen wird man vergeblich suchen: Die insgesamt 21 Häuser wurden direkt am offenen See und außerhalb des Schilfgürtels, gleich neben dem Seebad und der Mole West errichtet. Jedes Objekt verfügt über einen Bootsanlegeplatz und Badesteg und ist im Eigentum bzw. als ganzjährig nutzbarer Nebenwohnsitz erwerbbar.
Die einzigartige Lage hat ihren Preis. Die Seehäuser „Hafenstimmung“ an der Südostseite des Piers kosten zwischen 1.060.000 und 1.295.000 Euro. Für eines der dahinter liegenden Seehäuser „Naturoase“ muss zwischen 1.150.000 und 1.280.000 Euro hin- gelegt werden, für ein Seehaus mit Garten 1.320.000 Euro. Die Nachfrage ist dennoch hoch. Laut Wolfgang Gollner, Geschäftsfüh- rer der Neusiedl am See Projektentwicklung GmbH, die für „Am Hafen“ verantwortlich zeigt, wurden mittlerweile sieben Seehäuser verkauft. Weitere vier sind reserviert. „Derzeit sind noch elf Objekte frei verfügbar“, so Gollner. Für das Juwel der Anlage, das „Haus im Schilf“, das mitten am Wasser liegt und nur über einen privaten Steg erreichbar ist, hat man sich was Besonderes einfal- len lassen: Es soll wie auch zwei andere Seehäuser per Bieterverfahren verkauft werden, und zwar noch diesen Herbst. Dadurch erhoffe man sich, einen noch höheren Verkaufspreis erzielen zu können.
Seehäuser sind Mangelware
Über eine mangelnde Nachfrage nach Immobilien am Wasser kann man sich auch an den großen Salzkammergutseen nicht be- klagen. Selbst zu Zeiten der Coronavirus-Krise, in denen sich das Land in einem tiefen Schlummer befindet und sicj der Großteil der Österreicher in den eigenen vier Wänden aufhält, ist der Appetit auf die Objekte groß. „Wir bekommen nach wie vor täglich An- fragen von Neukunden“, so Walter Mairinger, Geschäftsführer Attersee Exclusiv GmbH. Käufer lassen sich auch von dem öster- reichweit wohl einzigartigen Preisniveau nicht abschrecken. Ferienwohnungen direkt am Wasser kosten am Attersee und Mondsee derzeit zwischen 12.000 und 15.000 Euro/m2. „In der zweiten Reihe liegen die Preise ungefähr bei der Hälfte“, so Mairinger.
Bislang hat auch die Coronavirus-Krise eines nicht ändern können, was zuvor wie in Stein gemeißelt schien, wie Wolf-Teja Stein- leithner, Geschäftsführer Zeit am See Immobilien GmbH, erklärt: „Das Angebot an Immobilien, die direkt am See liegen, ist äußerst begrenzt.“ Von Seegrundstücken ganz zu schweigen: Nicht viel mehr als zwei pro See würden jedes Jahr auf den Markt kommen. Nicht zuletzt das niedrige Zinsniveau und der damit verbundene Mangel an sicheren Veranlagungen hat das in den letzten Jahren noch zusätzlich befeuert. Schließlich können selbst die Eigentümer einer Wohnung mit Seeblick in Seenähe mit einem jährlichen Wertzuwachs von rund 3,5 % rechnen.
Immer wieder werden aber auch neue Projekte realisiert. In Burgau am Attersee werden derzeit etwa auf einem 4.000 m2 großen Grundstück acht große Wohnungen errichtet. Auch in Weyregg am Attersee ist ein Projekt geplant. Die insgesamt 30 Wohnungen wurden in unmittelbarer Nähe zum öffentlichen Strandbad genehmigt. Bis Ende 2021 werden im Zentrum von St. Wolfgang am Wolfgangsee 19 Ferienwohnungen mit vorgelagertem Seezugang und Steg errichtet. Bereits fertiggestellt ist ein Projekt mit 15 Wohnungen mit einem rund 1.000 m2 großen Badeplatz in Traunkirchen am Traunsee. Laut Mairinger sind noch fünf Einheiten ab 80 m2 zu haben.
„Seit der Finanzkrise haben sich die Preise für Ferienimmobilien an den Salzkammergutseen verdoppelt“, so Mairinger. Für eine Wohnung mit Seeblick in der zweiten Reihe müsse am Hotspot Mondsee für den Quadratmeter mitunter bis zu 20.000 Euro hinge- legt werden, so Steinleithner. Der Ort lebe von den hohen Salzburger Preisen. Weitere Pluspunkte: der nahe Anschluss an die Westautobahn, die gut entwickelte Infrastruktur und nicht zuletzt die pittoreske Mondseelandschaft. Aufgrund des Infrastrukturvor- teils würden Ferienwohnungen in der zweiten Reihe am Mondsee auch um 500 Euro/m2 mehr als am Attersee kosten.
Die Preise von Immobilien, die am Wasser liegen, sind am Wolfgangsee laut Experten ungefähr gleich hoch wie am Attersee und am Mondsee. Etwas darunter angesiedelt ist der Traunsee. Er leidet laut Mairinger etwas unter der „Mär“, zu kalt zu sein. Derzeit findet sich eine besondere Liegenschaft am Markt. Ein Grundstück mit 8 Hektar mit Seeblick auf den Traunsee und zwei Häusern mit einer Gesamtwohnfläche von 700 m2 zum Preis von 8 Millionen Euro. „Der große Vorteil des Salzkammerguts sind die schöne und intakte Landschaft mit hohem Freizeitwert sowie die zentrale Lage. Der Stellenwert der Region wird aufgrund der Ernennung von Bad Ischl zur „Europäischen Kulturhauptstadt 2024“ noch weiter steigen.
Immobilienlandschaft Kärnten
Auch an den Kärntner Seen ist das Angebot an Ferienwohnungen am See äußerst dünn gesät. Vor allem am Hotspot Wörthersee steht eine Vielzahl von Interessenten einigen wenigen zum Verkauf stehenden Immobilien gegenüber. Sie sind bereit, für eine Woh- nung in einem neuen Projekt am See zwischen 13.000 und 15.000 Euro/m2 zu bezahlen. Daher sind Neubauprojekte rar an allen Seen. Eines dieser Projekte ist das jüngste Eigenprojekt der Trecolore Architects – eine exklusive Wohnanlage in Annenheim am Ossiacher See. Auf einem kleinen Hochplateau, in leichter Hanglage rund 60 Meter über dem See gelegen, entstehen auf dem ehemaligen Areal des Panoramablick-Hotels 26 Eigentumswohnungen in zwei Baukörpern sowie weitere sechs Mietwohnungen in einem dritten Baukörper. Als Bauträger für das Projekt fungiert Trecolore Real; als Vermarktungspartner für den Verkauf wurde Im- mobilien Nageler ausgewählt. Der Projektname bringt es auf den Punkt: Bella Vista – die schöne Aussicht. Dieser wunderschöne Panoramablick stand auch im Zentrum der gestalterischen Überlegungen; die Topografie des Projektareals erlaubt die Ausformu- lierung einer terrassenartigen Anlage, wobei der überwiegende Teil der Wohnungen einen direkten Seeblick aufweist. Die Zufahrt erfolgt über den Panoramaweg, der auch als Vorplatz in Erscheinung tritt und die Baukörper 1 und 2 vom dritten Gebäude (Miet- wohnungen) trennt. Die leichte Hanglage erlaubt es, dass sie – obwohl die beiden Hauptgebäude seeseitig vier Geschosse auf- weisen – vom Vorplatz aus gesehen an die Maßstäblichkeit der umliegenden Bebauung angepasst in Erscheinung treten. Der Zu- gang erfolgt in einer bewusst offen gehaltenen Baulücke, die auch den Blick zum See frei gibt. Das Gebäude ist selbstverständlich bis in alle Ebenen barrierefrei erschlossen. Eine Tiefgarage mit Zufahrt im Westen verfügt über 34 Stellplätze.
Dass die Coronavirus-Krise an der auch jetzt ungebrochen starken Nachfrage etwas ändern wird, glauben Experten nicht. „Die großen Salzkammergutseen werden gefragte Pflaster für Zweit- und Hauptwohnsitze bleiben, die weiterhin von viel Geld gesucht werden“, hält Mairinger fest. Er glaube jedenfalls nicht, dass ihm nach der Krise die Arbeit ausgehen wird. „Es wird weiterhin Men- schen geben, die ihr Geld mit einer Immobilie sichern wollen“, sagt er. Zudem glaubt er, dass durch die Coronavirus-Krise ein Trend zusätzlichen Aufwind erfahren wird: „Man wird die Ruhe und die Natur in der Umgebung noch mehr genießen.“ Das bereits sehr hohe Preisniveau von besonders wertvollen Ferienimmobilien am Wasser sollte sich nicht mehr allzu viel nach oben bewegen. Die Preise weniger wertvoller Objekte, die weiter weg vom Seeufer liegen, sollten dagegen etwas stagnieren.
mn