Forschung | Adjuvante Schmerztherapie

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Mit Pflanzen gegen

arthritische Beschwerden

Die Wirkungen von Pflanzeninhaltsstoffen gegen Schmerzen bei entzündlichen Gelenkserkrankungen

werden in zahlreichen Studien bestätigt. Im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Wirkstoffe.

Die rheumatoide Arthritis oder chronische Polyarthritis ist eine Erkrankung, die durch Autoimmunprozesse und Entzündungen hervorgerufen wird, und auch die Arthrose wird durch entzündliche Prozesse beeinflusst. Welche Pflanzenstoffe hier unterstützend wirken können, hat eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität für Medizin und Pharmazie in Bukarest in einem Artikel zusammengefasst, der in der renommierten Fachzeitschrift Nutrients veröffentlicht wurde (Nutrients 2017, 9, 70).


Arnica montana, die Bergarnika

Die Arnika wird seit Jahrhunderten und am häufigsten bei Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparats eingesetzt. Anti-arthritische Effekte werden vor allem auf die enthaltenen Phenole und Flavinoide zurückgeführt. Im Tierexperiment bewirkten sie eine Reduktion von NO, TNF- α, IL-1β, IL-6, und IL-12 und Autoantikörpern gegen die Kollagentypen II. In klinischen Studien bei Patienten mit Osteoarthrose der Handgelenke und des Knies zeigte sich, dass die Wirkung von Arnika-Gel mit der eines topischen nichtsteroidalen Antirheumatikums vergleichbar ist.


Boswellia spp., der Weihrauch

Weihrauch wird als Harz traditionell vor allem in der ayurvedischen Medizin für die Behandlung von allgemeinen Entzündungen und Arthritis einge- setzt. Heutzutage findet man es als Bestandteil vieler antiarthritischer Zubereitungen, häufig gemeinsam mit Kurkuma. In experimentellen Studien verminderte es die Produktion von Lactoperoxidase, Myeloperoxidase, Katalase, Superoxiddismutase sowie Glutathion und Nitritoxid.

Eine Cochrane-Übersichtsarbeit zeigte, dass die Einnahme von 100 mg Weihrauchextrakt (2x 50 mg täglich) im Vergleich zum Placebo zu einer leichten Verbesserung der arthritischen Schmerzen (um 17 %) und der Gelenksfunktion (um 8 %) nach 90 Tagen führt.


Curcuma spp., Kurkuma oder die Gelbwurz

Die asiatische Küche kennt Kurkuma als Gewürz, auch in traditionellen Heilkünsten wird es aufgrund seiner anti-inflammatorischen Eigenschaften eingesetzt. Als aktiven Inhaltstoff hat man Diferuloylmethan oder Kurkumin identifiziert, von dem man annimmt, dass er auch bei malignen Erkran- kungen, Diabetes und gegen oxidativen Stress eingesetzt werden kann. In experimentellen Studien beobachtet man eine verminderte Aktivität von NF-B und der daraus folgenden Entzündungskaskade und damit eine verminderte arthritische Entzündungsreaktion und Gelenksschädigung. Eine klinische Studie zeigte, dass für Patienten mit Knie-Osteoarthrose durch die Einnahme von 1.500 mg Curcuma-domestica-Extrakt eine ähnlich gute Verbesserung ihrer Schmerzen und der Beweglichkeit des Gelenks erreicht werden konnte wie durch die Einnahme von 1.200 mg Ibuprofen.


Equisetum arvense, der Ackerschachtelhalm

Der Ackerschachtelhalm wird seit Jahrhunderten in Europa und China als Heilmittel gegen Entzündungen verwendet. Als aktiver Stoff wird Kynu- rensäure angenommen, die in experimentellen Studien vor allem die Proliferation von T- und B-Lymphozyten hemmen konnte. Es gibt kaum klini- sche Studien zur Wirksamkeit des Ackerschachtelhalms bei arthritischen Beschwerden, man konnte aber beobachten, dass die Einnahme eines Ackerschachtelhalm-Suds nach traditioneller chinesischer Medizin die Serumkonzentration von TNF-α und IL-10 bei Patienten mit rheumatoider Ar- thritis reduzierte.


Harpagophytum procumbens, die Afrikanische Teufelskralle

Die Teufelskralle wird vor allem in der traditionellen afrikanischen Medizin zur Behandlung verschiedener Erkrankungen und Schmerzen eingesetzt. Eine randomisierte Studie zeigte, dass sich bei Patienten mit Knie- und Hüftosteoarthrose durch die tägliche Einnahme von 2.610 mg Teufelskral- lenextrakt Schmerzen und Funktionalität des Gelenks gleich gut verbesserten wie durch die Einnahme von 100 mg Diacerein, einem Anthrachinon- derivat. Die Patienten in der Teufelskrallen-Gruppe nahmen dazu signifikant weniger begleitende Schmerzmedikamente ein.


Panax notoginseng, der Notoginseng

Diese Sorte des Ginsengs ist eine Heilpflanze der traditionellen chinesischen Medizin, sie wird unter anderem zur Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparats, Schwellungen und Schmerzen eingesetzt. Die für die arthritischen Beschwerden wichtigen Inhaltstoffe sind die Saponi- ne, die die Synthese von Tumornekrosefaktor (TNF)-α, Interleuking (IL)-1, induzierbarer NO-Synthase (iNOS) und Matrix Metalloproteinase 13 (MMP-13) hemmen. In einer randomisierten Studie nahmen Patienten sechs Wochen lang täglich eine Mischung aus Ginseng, Araliengewächsen, dem klebrigen Chinafingerhut und der Borstigen Taigawurzel. Im Vergleich zum Placebo zeigte sich eine leichte Verbesserung der Gelenks- schmerzen und der Gelenksfunktion. Der Unterschied zwischen den Heilpflanzen und Placebo betrug aber nur knapp 5 %, was für die meisten Pa- tienten keine relevante Verbesserung bedeutet.


Salix spp., die Weide

Bereits in der Antike verwendete man die Bestandteile der Weide, um Fieber und Schmerzen zu bekämpfen. Als aktiver Inhaltstoff ist das Salizin bekannt geworden, aber auch weitere aktive Stoffe der Weidenrinde wie Polyphenole und Flavonoide können Cyclooxygenase-2 und die Synthese von proinflammatorischen Mediatoren hemmen. In klinischen Studien bei Patienten mit arthritischen Beschwerden konnte bis jetzt kein überzeu- gender Effekt von Weidenrindenextrakt auf das Ergebnis im Vergleich zum Placebo nachgewiesen werden, wobei als mögliche Erklärung eine zu geringe Konzentration des Weidenrindenextrakts angegeben wurde.


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