In vielen Fällen wird der Traum vom Wohnen am Wasser ein Traum bleiben müssen. Wer einmal ein Grundstück mit eige- nem Seezugang ergattern konnte, wird sich von diesem nicht so schnell trennen, außer in Notfällen.
Wenn man an Wohnen am Wasser denkt, denkt man unweigerlich an Kärnten, eine der gefragtesten Urlaubsdestinationen. 24 % der Österreicher träumen von einer Ferienimmobilie im südlichsten Bundesland. Besonders beliebt sind hier die Kärntner Seen. Sich hier ein geeignetes Domizil zu finden wird schwierig. Die wenigsten Liegenschaften kommen auf den öffentlichen Markt, wenn überhaupt. Die wenigen Grundstücke, die sich noch im Besitz der Gemeinden befinden, werden dies wohl bleiben. Die Öffentlichkeit hätte sonst keinen Zugang zum See mehr.
Die Nadel im Heuhaufen
Für den Wörthersee in Kärnten gilt das ganz besonders: Von den 48 km Ufer befinden sich mehr als 80 % in Privatbesitz. Rund 5.000 Zweitwohnsitze zählt man hier und nur höchst selten wechseln sie ihre Besitzer. Wer in diesem Markt seine Traumimmobi- lie finden will, sucht also nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen und braucht – neben einem dicken Bankkonto – auch viel Geduld und beste Kontakte. Viele Verkäufe werden diskret abgewickelt. Da sind gute Kontakte Gold wert.
Dabei sind die Käufer aber durchaus bereit, für den richtig großen Luxus noch tiefer in die Tasche zu greifen: „Für schöne Woh- nungen zahlt man auch bis zu 20.000 Euro/m2“, weiß Christian Herzog-Johnston, Begründer von Herzog Immobilien, der seit über 30 Jahren auch Liegenschaften am Wörthersee vermittelt. Dafür verlange man aber Exklusivität an der Wasserlinie. Das dürfen dann nicht mehr als zehn Eigentümer sein, die sich den Seezugang teilen.
Aber selbst Seeliegenschaften um drei bis vier Millionen Euro würden leicht einen Käufer finden, sofern es diese Immobilien auch geben würde, klagt Herzog-Johnston über das enge Angebot. Interessenten hätte er genug an der Hand. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch. So wechselte erst vor Kurzem in Velden eine Villa mit 400 m2 um rund vier Millionen den Besitzer.
Am beliebtesten – und da sind sich die Immobilienprofis einig – sind kleine Grundstücke mit rund 300 m2 mit Steg und einer ei- genen Bootshütte oder einem Bootshaus. An zweiter Stelle folgen kleine Seehäuser mit ein oder zwei Schlafzimmern und größe- ren Grundstücken. Der Kaufpreis hängt neben der Lage aber primär von der Breite des Grundstücks am Seeufer ab. Hier zählt jeder Meter. 100 m2 können dann schon einmal leicht 700.000 Euro kosten.
Erholen mit Blick am See
Das ausgedünnte Angebot an Liegenschaften mit direkten Seezugang lässt auch die Preise bei Wohnungen mit Seeblick stei- gen – sofern man nicht allzu lange an den See braucht. So ein Appartement hat auch seine Vorteile. Man muss sich um nichts kümmern. Auch nicht um das Rasenmähen. Nicht nur private Eigennutzer und Anleger finden Gefallen am Blick auf glitzernden See. Im Herbst 2019 wird der Spatenstich für eine neue Klinik der VIVAMAYR-Gruppe in Maria Wörth fallen. Oberhalb des beste- henden Gesundheitszentrums am Südufer des Wörthersees wird auf 10.000 m2 Nutzfläche eine hochmoderne Mental-Klinik mit 60 Zimmern entstehen. Bezugsfertig soll die neue Klinik im Jahr 2022 sein. Das Gesamtinvestitionsvolumen ist mit 30 Millionen Euro veranschlagt.
Preistreibend wirkt sich auch die zunehmende Einschränkung bei der Schaffung von neuen Zweitwohnsitzen aus. So versteht der in der Kärntner Landesregierung für die Gemeindeplanung und Raumordnung zuständige Landesrat Ing. Daniel Fellner die oft emotionale Diskussion der Anrainer zum Thema Zweitwohnsitze: „Eine hohe Anzahl an Zweitwohnsitzen bedeutet oft auch das Ende für das Gemeinschaftsleben, etwa, wenn es in einem Ort nicht einmal mehr ein Kaffeehaus gibt.“ Die Lösung heißt: Appartementkauf zur Eigennutzung und Vermietung oder der Kauf einer als Zweitwohnsitz gewidmeten Bestandsimmobilie. Auch in Kärnten gibt es Überlegungen für einen Bau- bzw. Widmungsstopp in begehrten Regionen. Wer den Kauf einer Ferien- immobilie überlegt, sollte daher unbedingt genaue Erkundigungen über die örtlichen Bestimmungen für Zweitwohnsitze einho- len.
„In Seeboden, Millstatt und Spittal ist ein hoher Neubauanteil festzustellen“, bestätigt Susanne Pertl aus Seeboden am Millstätter See den Trend von der Villa zum Appartement. „In unserer Region werden im Durchschnitt pro Monat rund 20 Wohnungen ver- kauft, hauptsächlich sind es Neubauwohnungen.“ Das Angebot an gebrauchten Eigentumswohnungen ist eher gering. Aber ge- rade in den See- und Schigebieten herrscht bei Eigentumswohnungen eine große Neubauaktivität. „Der Anstieg der Baukosten schlägt sich auf den Gesamtpreis bei neu errichteten Eigentumswohnungen erheblich durch.“ Die teuersten Eigentumswohnun- gen haben einen Seezugang und sind sehr rar, Seeblickwohnungen werden bereits um bis zu 6.000 Euro/m2 verkauft. Für zen- trale Eigentumswohnungen werden aktuell Preise von 3.800 bis 4.800 Euro/m2 aufgerufen. „Bei Penthäusern werden schon Prei- se von bis zu 6.000 Euro/m2 bezahlt“.
Wenn das Meer nicht weit ist
Ein Klassiker in Sachen Urlaubsresidenz ist fraglos das Meer. Und das soll möglichst direkt vor der Tür sein. Vor allem, wenn man in Graz oder der südlichen Steiermark wohnt, ist es an die kroatische Küste nur ein wenig mehr als der oft zitierte Katzen- sprung. Begehrte Lagen sind die Riviera von Opatija, die Halbinsel Istrien sowie die Insel Rab. Erstklassige Villen mit hochwerti- ger Ausstattung und Meerblick in Top-Lage erreichen Preise von 1,5 Millionen Euro. Villen in guten Lagen kosten bis zu 750.000 Euro. Ferienimmobilien auf Rab in der Kvarnerbucht stehen bei Käufern hoch im Kurs: Für Einfamilienhäuser mit 200 m2 Wohn- fläche zahlt man zwischen 400.000 und 500.000 Euro. Für Eigentumswohnungen in sehr guten Lagen werden Quadratmeter- preise von 2.000 Euro erzielt.
Eine der bekanntesten Destinationen sind die Falkensteiner Residences Senia auf der Halbinsel Punta Skala direkt am Strand und bieten auf ca. 30 Hektar 187 Appartements an der kroatischen Adriaküste. Appartement-Eigentümer genießen hier außer- dem den vollen Service und Komfort des nur einen Steinwurf entfernten Fünf-Sterne-Hotels & Spa Iadera wie auch des Vier-Ster- ne-Superior Family Hotels Diadora. Seit Sommer 2018 bietet das Falkensteiner Resort Punta Skala mit seinem ganz neuen Sport Center, das über sieben Tennisplätze, mehrere Multifunktionsplätze, zwei Beachvolleyballplätze sowie eine Golf Range zum Put- ten und Chippen verfügt, ein weiteres Highlight für seine Gäste. „Klein- wie Großinvestoren setzen verstärkt auf Immobilien. Buy- to-let-Modelle kombinieren Eigennutzungsmöglichkeit und eine professionell organisierte Vermietung“, so MMag. Robert Her- mandinger, Managing Director FMTG Development. „Vor allem Segler wissen die Region zu schätzen.” Das schlägt natürlich auch auf die Immobilienpreise durch. An der Adriaküste sind diese um 6,5 % gestiegen.
Umgeben von Schilf im Naturschutzgebiet
Das „Meer der Wiener“, der Neusiedlersee, wurde in den vergangenen Jahren von einigen Projekten wieder wachgeküsst. So paradox es klingt: Die Eröffnung der Donauinsel hat der Region stark zugesetzt. Jetzt aber ist sie wieder voll im Kommen. So laufen die Bauarbeiten beim Projekt „Am Hafen“, bestehend aus 19 Seehäusern an einem Pier, zwei Gartenhäusern direkt am Seeufer und dem Haus im Schilf mitten am Wasser, auf Hochtouren. Die Fertigstellung aller Seehäuser ist für Juni 2019 geplant. Ein besonderes Schmankerl: Die Nutzung als Zweitwohnsitz ist ganzjährig möglich. Der Verkauf aller Häuser läuft bereits auf Hochtouren. Das Interesse sehr groß. Highlight ist sicher das Haus im Schilf. „Die Lage dieses Seehauses ist am Neusiedler See einmalig“, kommt Wolfgang Gollner, geschäftsführender Gesellschafter des Projekts, der selbst drei Häuser gekauft hat, ins Schwärmen. Umgeben von Schilf und nur erreichbar über einen privaten Steg liegt das einzigartige Objekt mitten am Wasser. In Summe bietet das Haus im Schilf eine Gesamtgrundfläche von rund 360 m2, davon 80 m2 und zwei Bootsanlegeplätze direkt vor dem Wohnzimmer. Die Architektur ist modern und naturnahe konzipiert.
Was dieses Objekt wohl einzigartig macht, ist die Tatsache, dass es das letzte sein wird, da in absehbarer Zeit kein Projekt in derart unmittelbarer Nähe zum Neusiedlersee mehr realisiert werden darf. Architekt DI Herbert Halbritter: „Da wir hier mitten im Naturschutzgebiet und UNESCO Welterbe bauen, haben wir besonderes Augenmerk auf eine ökologische Bauweise gelegt.“ Beide Faktoren werden wohl für eine entsprechende Wertsteigerung sorgen. Denn das Angebot ist knapp, wie auch Immobilien- maklerin Roswitha Knebelreiter bestätigt: „2018 war das Angebot an Immobilien noch immer gering, aber schon etwas größer als 2017.“ Gesucht sind in Neusiedl am See weiterhin auch hochwertige Häuser, die den modernsten Standards entsprechen, beispielsweise Niedrigenergiehäuser oder Passivhäuser. In Neusiedl sind auch hochpreisige Eigentumswohnungen gut verkauf- bar. Gründe für die starke Nachfrage ist für die Immobilien-Expertin neben der Nähe zum Neusiedler See und dem Status der Bezirkshauptstadt vor allem der Autobahnanschluss.
Wien am Wasser
Auch Wien hat ein begrenztes Angebot an Wohnen am Wasser. Besonders beliebt ist dabei die Region Alte Donau. Der Haken: Grundstücke gibt es kaum, viele davon gehören dem Stift Klosterneuburg – und das vergibt Grundstücke nur im Baurecht zwi- schen 60 und 100 Jahren. Mit Havienne und The Shore entstanden aufsehenerregende Projekte in der Kuchelau. Der Marina Tower, die Danube Flats, aber auch das „Triiiple – Stadt. Land. Fluss“ am Wiener Donaukanal kokettieren im Marketing mit dem Begriff „Wohnen am Wasser“. Der „Goldene Schwan“ der Steiner Immobiliengruppe am Schüttauplatz umfasst 24 Eigentums- wohnungen, die mit „direktem Blick auf die Donau“ und „einzigartigem Wohlfühlcharakter“ beworben werden. „Wohnen an der Alten Donau“ heißt ein Projekt des Bauträgers Liv mit 113 Wohnungen in der Mühlschüttelgasse. Das große Interesse ist leicht erklärt: Ein großes Sport- bzw. Freizeitangebot gepaart mit dem Lebensgefühl vom Land und den Annehmlichkeiten einer Stadt.
mn