MEDIZIN | Covid-Update
Covid-19 er- höht Risiko für Gürtelrose
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In den letzten beiden Jahren mehrten sich die Hinweise, dass Personen, die an Covid-19 erkrankt waren, in der Fol- ge häufiger von Gürtelrose betroffen waren. Als möglicher Grund gilt die durch Sars-CoV-2-induzierte Abnahme der Immunfunktionen.
In einer Studie aus den USA wurde der Zusammenhang nun untersucht. Den Ergebnissen zufolge war das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, bei Personen mit einer Covid-19 Diagnose um 15 % erhöht. Die Risikoerhöhung galt für die ersten sechs Monate nach der Covid-19-Diagnose. Mehr als die Hälfte der Fälle trat jedoch bereits innerhalb der ersten Woche nach Diagnosestellung auf. Nach sechs Monaten glich sich das Risiko dem der nicht Erkrankten wieder an.
„Wenn das Immunsystem geschwächt ist, hat das Virus, das Gürtelrose auslöst, gewissermaßen ein leichtes Spiel. Nahezu alle Österreicher tragen nach einer Windpocken-Infektion im Kindesalter das Varizella-Zoster-Virus in sich. Und wenn die Abwehrkräfte nachlassen, kann das Virus wieder aktiv werden und so zur meist sehr schmerzhaften Gürtelrose führen“, beschreibt Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Leiter des Tropeninstituts und Universitätsprofessor für Infektiologie, Tropenmedizin und globale Gesundheit an der Sigmund Freud Universität Wien, den Zusammenhang.
Die Studie rund um Bhavsar, die auf Daten von fast zwei Millionen US-Amerikanern beruht, bei denen Covid-19 diagnostiziert wurde, zeigt außer- dem, dass schwere Verläufe mit Krankenhausaufenthalten dieses Risiko sogar noch weiter in die Höhe treiben: Bei hospitalisierten Covid-19-Pati- enten steigt das Risiko einer Gürtelrose-Erkrankung den Ergebnissen zufolge sogar um 21 %.
Frauen und ältere Personen überproportional gefährdet
Bestätigt wurden in dieser Studie die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und bestimmten Altersgruppen: Frauen erwiesen sich als stärker gefährdet als Männer, Personen über 65 Jahren waren anfälliger als 50- bis 64-Jäh- rige. „Das sind besorgniserregende Daten“, so Zoufaly. „Gürtelrose zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Er- wachsenenalter. Über 99 % der über 50-Jährigen sind mit dem Varizella-Zoster-Virus infiziert. Eine von drei Perso- nen erkrankt im Lauf des Lebens auch an Herpes Zoster. Wenn dieser Wert durch die Corona-Pandemie nun noch gesteigert wird, sollten die Alarmglocken schrillen.“ Gürtelrose verursacht bei bis zu 30 % der Betroffenen eine Post- Zoster-Neuralgie, die mit starken, teils irreversiblen Schmerzen verbunden ist. Auf Basis der Herpes-Zoster-Fallzah- len in Deutschland geht man in Österreich von etwa 40.000 Erkrankungen pro Jahr aus. Laut Krankenhausdaten von Statistik Austria wurden im Jahr 2019 über 2.400 Patienten stationär mit einer Hauptdiagnose aus dem ICD B02 (Herpes Zoster) behandelt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 8,3 Tage. Somit verursacht Gürtelrose grob gerechnet fast 20.000 Spitalstage.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Zoufaly vor allem Menschen über 50 und Personen aus Risikogruppen bereits ab 18 Jahren das Thema mit dem Hausarzt zu besprechen. Dabei verweist er auf den österreichischen Impfplan, in dem die Impfung für alle Erwachsenen ab 50 Jahren und für Personen mit besonders hohem Risiko für Gürtelrose bereits ab 18 Jahren empfohlen ist.
rh
Univ.-Prof. Dr.
Alexander Zoufaly, Leiter des Tropen- instituts und Uni- versitätsprofessor für Infektiologie, Tropenmedizin und globale Gesundheit an der Sigmund Freud Universität Wien