MEDIZIN | Gelenke
Maßnahmenbündel zur Arthrosetherapie
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Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkran- kung, von der alle Gelenke betroffen sein können.
Häufig tritt sie an Knie, Hüfte, Schultergelenken, Händen und Fingern sowie an den Füßen auf und ist längst nicht auf ältere Menschen beschränkt.
AUTOR:
Dr. Csaba Losonc
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie & Facharzt für Chirurgie, Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP),
www.medicum-rae.de
Der Gelenkschaden bereitet Betroffenen oft große Schmerzen. Patienten neigen dazu, das Gelenk zu schonen. Dadurch entsteht jedoch ein Teu- felskreis: Der Knorpel wird schlechter durchblutet und verliert weiter an seiner Schutzfunktion. Außerdem kann die Schonhaltung andere Gelenke ungünstig belasten. Daher sind Maßnahmen zur Selbsthilfe, wie ausreichend Bewegung, richtiges Verhalten im Alltag oder die passende Ernäh- rung wesentliche Bausteine. Dazu benötigen die Patienten Anleitung vom Arzt (s. Kasten).
Physiotherapeutische Maßnahmen
Reichen die eigenen Vorkehrungen der Patienten für die Prävention im Bereich der Arthrose nicht mehr aus, können verschiedene physiotherapeutische Maßnahmen ergriffen werden. Durch die medizinische Trainingstherapie wird mithilfe von Geräten die Leistungsfähigkeit verbessert. Im Vorfeld sollte allerdings eine umfassende Ana- lyse der Kraft, Koordination und Muskelmasse durch einen Sportmediziner erfolgen. Diese ist sehr wichtig, da sie einen objektiven Wert über den wahren Zustand des Körpers liefert. Angesprochen werden hier Kraft, Ausdauer und Koordination. Als ebenfalls sehr wirksam erwiesen haben sich Kälte- und Wärmeanwendungen. Wäh- rend die Kälteanwendung bei akuten Schmerz- und Reizzuständen angewendet wird, richtet sich die Wärmeanwendung an die Steigerung der Durchblutung, Mus- kelentspannung und Anhebung der Schmerzschwelle im chronischen Stadium. Durch Anwendungen wie die Hydro- und Balneotherapie wird ein erheblicher Bei- trag zur Mobilität geleistet sowie die Muskelkräftigung und -dehnung gefördert.
Operation als Arthrose-Therapie
Neben herkömmlichen Behandlungsmethoden kommen bei der Behandlung der Ar- throse auch oftmals operative Eingriffe infrage. Diese Eingriffe kommen dann zum Einsatz, wenn bereits sämtliche konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind sowie Betroffene unter dauerhaften Schmerzen, massiven Einschränkungen und einer stark verminderten Lebensqualität leiden. Zu den häufigsten Operationstechniken zählen etwa die Umstellungsoperation. Dabei werden Achsenkorrekturen wie Fehl- stellungen am Kniegelenk chirurgisch durchgeführt. Ebenfalls können Knorpelopera- tionen eine Besserung der Beschwerden mit sich bringen, bei denen die Knorpel geglättet oder Knochenneubildungen abgetragen werden. Ist das Gelenk bereits so beschädigt, dass eine Verbesserung der Lebensqualität mit den körpereigenen Strukturen nicht gewährleistet werden kann, gibt es ebenfalls die Möglichkeit, dieses durch eine Endoprothese wieder in die richtige Mobilität zu bringen.
Injektionen mit Stammzellen
Im Rahmen einer systematischen Überprüfung und Meta-Analyse wurde die Wirksamkeit von verschiedenen intraartikulären Injektionen bei Arthro- se überprüft. Dabei wurden die Auswirkungen auf den Schmerzgrad verglichen. Um ein wirksames Testergebnis zu erhalten, wurden verschiedene Einzelstudien dafür genutzt, herauszufinden, welche Injektionen am wirksamsten sind. Neben der Zuführung von Hyaluronsäure wurde den Pro- banden ebenfalls leukozytenarmes sowie -reiches plättchenreiches Plasma injiziert. Ebenfalls erhielten die Patienten mesenchymale Stammzellen aus Adipozyten und Kochsalzlösung als Placebo.
Insgesamt umfasste die aus dem Jahr 2021 stammende Studie 43 Einzelstudien, die über einen Zeitraum von insgesamt zwölf Monaten hinsicht- lich der Entwicklung des Schmerzgrades durchgeführt wurden. Die Forscher stellten fest, dass die Stammzelltherapie aus Fettzellen über einen Zeitraum von sechs Monaten als das Verfahren mit den besten Ergebnissen ausgewertet werden konnte. Ebenfalls stellt sich die Behandlung mit leukozytenarmem plättchenreichem Plasma als bewährte Behandlung heraus, schnitt jedoch im Vergleich zur Behandlung mit Stammzellen etwas schlechter ab. Beide Methoden versprachen über den Gesamtzeitraum eine signifikante Verbesserung gegenüber der Placebo-Behandlung.
Tipps für Ihre Patienten
• Rücken gerade halten, wenn gehoben oder getragen wird. Wirksam ist es, beim Heben schwerer Gegenstände in die Knie zu gehen und ebenfalls mit geradem Rücken langsam anzuhe- ben. Hierbei sollte das Gewicht möglichst nahe am Körper sein.
• Gelenkschonende Sportarten ausüben, wie Aqua-Jogging und Wassergymnastik. Hierbei machen sich entsprechende Be- wegungen den natürlichen Widerstand, Druck und den Auftrieb des Wassers zunutze, ohne die Gelenke zu sehr zu belasten.
• Reduktion von Übergewicht. Gelenke, Knorpel und Knochen sind nicht darauf ausgelegt, langfristig übermäßiges Gewicht zu tragen und nutzen sich somit rasant ab. Wer hier vorbeugen will, sollte darauf achten, bestenfalls das Idealgewicht zu verfolgen.
• Ernährung umstellen: Wer sich vorwiegend pflanzlich er- nährt, liefert dem Körper wichtige Nähr- und sekundäre Pflan- zenstoffe. Diese Ernährung wirkt den entzündlichen Prozessen stark entgegen. Der Zusammenhang zwischen Arthrose und dem Ungleichgewicht von Stoffwechsel, Immunsystem und der Versorgung der Knorpelzellen ist synchron. Hierbei spielen Mi- kronährstoffe eine entscheidende Rolle und sollten aus diesem Grund dauerhaft dem Körper zugeführt werden, weil dadurch das Immunsystem ins Gleichgewicht kommt und Autoimmun- prozessen vorgebeugt wird.