Pollenassoziierte Kreuzallergien:
weitere Forschung notwendig
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Der relativ warme Jänner macht den Aller- gikern heuer früher als sonst üblich zu schaffen. Bereits seit Dezember blühten vielerorts die Haselnusssträucher, die Erle folgte nach. Normalerweise war in den ver- gangenen Jahren deren Blütezeit erst An- fang März.
AUTOR:
Dr. Georg Langmayr
Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Fachgruppenvertreter Hals-, Nasen- und Ohren- heilkunde der Ärztekammer für OÖ
www.hno-langmayr.com
Die Zunahme der von Pollenallergie betroffenen Personen wird auch in den nächsten Jahren zu einer Häufung der pollenassoziierten Nahrungsmittelall- ergien führen. Bei pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien erfolgt die pri- märe Sensibilisierung inhalativ.
Eine pollenassoziierte Kreuzallergie ist insbesondere bei Patienten, die auf Frühblüher wie Hasel, Erle oder Birke allergisch reagieren, zu beobachten. Da die Anzahl der Kreuzallergene, die bei einer pollenassoziierten Nah-
rungsmittelallergie möglich ist, sehr groß ist, schränkt eine generelle Empfehlung zur Meidung aller möglichen Nahrungsmittel die Lebensqualität der Betroffenen unnötig ein.
Allergie-Patienten mit Nahrungsmittel als Auslöser finden sich in den letzten Jahrzehnten vermehrt in den HNO-Ordinationen ein. Bis zu
60 % der Nahrungsmittelallergien bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sind mit einer Inhalationsallergie assoziiert. Bei den klassi- schen Nahrungsmittel- oder Typ-1-Allergien erfolgt die primäre Sensibilisierung großteils über den Gastrointestinaltrakt.
Mögliche Symptome
Man kann beobachten, dass die Symptome einer Nahrungsmittelallergie infolge einer Kreuzallergie generell innerhalb einer Zeitspanne von bis zu zwei Stunden nach dem Genuss des Nahrungsmittels auftreten. Zu den betroffenen Organsystemen zählen vor allem die Mundschleimhaut, die Haut, der Gastrointestinaltrakt sowie der Respirationstrakt und das kardiovaskuläre System. Im Detail handelt es sich vornehmlich um Konjunktivi- tis, Rhinitis, Quincke-Syndrom, Asthma, Exazerbation eines atopischen Exzems.
Das Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom und das Beifuß-Sellerie-Gewürz-Syndrom sind die relevantesten pollenassoziierten Kreuzallergien. Bir- kenpollenallergiker sind beispielsweise nach dem Verzehr von bestimmten Apfelsorten mit Kontakturtikaria an den Lippen konfrontiert. Auch nach der Aufnahme von Haselnüssen berichten Patienten über Beschwerden wie beispielsweise Brennen und Juckreiz am Gaumen.
Weitere Forschung notwendig
Die Schwere der Allergien nimmt ebenfalls stetig zu: Konnte man den Patienten mit leichten Allergieerscheinungen noch rasch mittels Nasenspray und Augentropfen helfen, treten in den letzten Jahren immer mehr Fälle auf, bei denen eine gezielte frühzeitige Hyposensibilisierung notwendig ist. Inwieweit diese spezifische Immuntherapie (SIT) auch bei polleninduzierter Kreuzallergie hilft, hat ein deutsches Forschungsteam untersucht und dafür die Studienlage bei Birkenpollenallergie analysiert. Aus den Studien konnten aufgrund großer Unterschiede hinsichtlich Aufbau, Therapie- dauer und Allergenextrakte keine genauen Schlussfolgerungen gezogen werden. Es fehlen bis dato großteils einheitliche Parameter für den Schweregrad einer Kreuzallergie. Somit konnte man die einzelnen Studienergebnisse schlecht vergleichen. Fazit war, dass die SIT zumindest bei einem Teil der Patienten auch die entsprechende Nahrungsmittelallergie positiv beeinflusst. Die SIT ist somit inbesondere dann zu empfehlen, wenn die Atemwegsbeschwerden der Pollenallergie bereits für diese Behandlung sprechen.
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QUELLEN:
• Körner U, Schareina A: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten in Diagnostik, Therapie und Beratung. Thieme Verlag, 2., überarbeit- ete und erweiterte Auflage. 2020
• Worm et al. 2014: Nahrungsmittelallergie infolge immunologischer Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) https://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Kreuzreaktionen_MWor- m_DGAKI-2-2014.pdf
• www.mein-allergie-portal.com/pollenallergie-heuschnupfen/390-kreuzallergie-gibt-es-vertraegliche-apfelsorten-fuer- birkenpollenallergiker.html
• Treudler, R., Klimek, L.: Allergen Immunotherapy for oral allergy syndrome: what is the evidence for efficacy? In: Allergo Journal International, 2019.