Immobilien | Immobilienmarkt Steiermark
Verschnaufpause in der Mur-Metropole
Am Grazer Immobilienmarkt geht es derzeit etwas ruhiger zu. Preisrückgänge sind laut Experten jedoch nicht zu erwarten. Vor allem in Top-Lagen in den Hotspots der Steiermark erwarten sie sogar weitere Anstiege.
FOTOS: PERICON, ISTOCKPHOTO/ BLUEJAYPHOTO, VALUITA, NOVARES IMMOBILIEN
Die Zinserhöhungen der EZB und die neuen Vergaberichtlinien bei Krediten haben ab der zweiten Jahreshälfte 2022 dem jahrelangen Boom am Grazer Immobilienmarkt ein Ende beschert. Mag. Stefan Koller, Geschäftsführer PERICON, berichtet von einer „stark veränderten Lage“. „Gab es im vergangenen Frühjahr noch sehr viel Nachfrage nach
Wohnimmobilien bei einem sehr geringen Angebot, so ist die Nachfrage aktuell deutlich zurückgegangen“, sagt er. Gleichzeitig habe das Angebot zugenommen.
Aktuell kostet eine neue Eigentumswohnung in Graz laut RE/MAX im Durchschnitt zwischen 4.500 und 6.000 Euro/m2. Koller glaubt im Übrigen nicht, dass die Preise zurückgehen werden. Vor allem im Neubau sollten sie stabil bleiben. In die gleiche Kerbe schlägt auch Mag. Walter Neumann, MBA, Mitgründer und Geschäftsführer des Veranlagungsunternehmens VALUITA: „Für Neubauten, hochwertige Sanierungen mit nachhaltigen Energiekonzepten in gut vermietbaren Lagen werden die Preise – aufgrund der Rahmenbedingungen (Baukosten, Projektfinanzierungskosten) – nicht nachgeben. Nachsatz des Experten: „Ich gehe von einer Abflachung der Preisanstiege auf ein „normales“ Niveau aus.“
Graz: Anhaltender Zuzug
Gegen eine negative Marktentwicklung spricht nicht zuletzt der anhaltende Zuzug in die steirische Landeshauptstadt und ihren Großraum. „Graz schafft es wie kaum eine andere Stadt, Urbanität mit dem Bedürfnis nach Grün inmitten der Stadt zu vereinen“, hält Neumann fest. Die Lage sei sicherlich nach wie vor
ein Hauptkriterium für Immobiliensuchende, aber es gehe auch in Graz nicht zwangsläufig darum, im Trendviertel zu wohnen. Wichtiger sei vor allem die fußläufige Nähe zu Geschäften des täglichen Bedarfs sowie öffentlichen Verkehrsmitteln. Neumann räumt aber ein, dass sich Lend, wo VALUITA aktuell ein klassisches Bauherrenmodell anbietet, in den letzten Jahren zum Szenebezirk entwickelt hat.
Was Anlage- bzw. Vorsorgewohnungen betrifft, hat sich die Marktlage in Graz ebenfalls stark verändert. Koller macht ein Nachfrageminus von rund 50 % aus. „Das spiegelt die Angst im Markt vor Inflation und die Erwartung weiter steigender Zinsen“, sagt er. Denn angesichts der gestiegenen Finanzierungskosten sei es schwierig geworden, eine Vorsorgewohnung mit relativ geringen Eigenmitteln über einen längeren Zeitraum zu finanzieren. Für nach wie vor attraktiv hält der PERICON-Experte dagegen Bauherrenmodelle. Derselben Meinung ist Neumann, der auf „sehr gute und seit dem 1. Jänner 2023 gültige adaptierte Förderungsrichtlinien“ sowie steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten und die Vermietungsgemeinschaft als Risikopuffer verweist.
Graz: Bei Anlegern beliebt
Bei aller Unsicherheit im Markt, im Vorjahr wurden in Graz dennoch einige spektakuläre Deals abgeschlossen. Laut RE/MAX sind, im Übrigen wie auch 2021, sieben Immobilienverkäufe mit einem Verkaufswert von mehr als zehn Millionen Euro im Grundbuch ausgewiesen. Und eines ist auch sicher bzw. wird von aktuellen Studien wie dem bestätigt: Graz ist gleich nach Wien die beliebteste Stadt für Immobilieninvestoren. In ganz Österreich ist die Steiermark nach dem Burgenland das Bundesland mit den günstigsten Immobilienpreisen. Nichtdestotrotz haben die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 14 % und jene für Wohnungen um 13 % gegenüber 2021 zugelegt. Wie Marktbeobachter berichten, sind in der „grünen Mark“ aktuell vor allem Weingüter und Häuser in der Südsteiermark besonders gefragt, genauso wie Grundstücke im Grazer Speckgürtel. Gleichzeitig würden in den Städten viele Menschen ältere Altbauwohnungen gegen bessere Neubauobjekte „austauschen“.
Wie schaut es mit den Preisen im gesamten Bundesland aus? In der
Südsteiermark wird von einem moderaten Preisanstieg ausgegangen. In guten und sehr guten Lagen entlang der Südsteirischen Weinstraße ist hingegen weiterhin mit stärkeren Zuwächsen zu rechnen. Dasselbe gilt auch für andere Hotspots in der Steiermark.
Schladming-Liezen: Hohe Preise
Wie in Graz und Umgebung geht es aktuell auch anderswo in der „grünen Mark“ am Immobilien- markt etwas ruhiger zu. Etwa in der in der in den letzten Jahren sehr gefragten Region Schladming-Liezen. Im Gebiet zwischen Gröbming und den Fremdenverkehrsgebieten
Schladming und Umgebung liegen die Preise von Eigentums- wohnungen laut RE/MAX Nature
derzeit zwischen 4.500 und 7.000 Euro/m2, in attraktiveren Schladminger Lagen zwischen 7.000 und 9.000 Euro/m2. In der Ski- Metropole werden für Eigentumswohnungen aber mitunter auch 12.000 Euro und mehr für den Quadratmeter verlangt.
In der Region Liezen-Schladming ist jedenfalls ein ausreichendes Angebot am Immobilienmarkt gegeben, wie Ing. Gerhard Zechmann, akad. IM, von RE/MAX Nature bestätigt. „Aber viele Verkäufer wollen derzeit ihr Angebot aufgrund der Marktlage nicht adaptieren und warten ab. Ebenso warten Kaufinteressenten – gezwungenermaßen bzw. aus strategischen Überlegungen auf für sie bessere – sprich günstigere – Zeiten“, erklärt er. Auch wären viele Bauträger wegen der gestiegenen Baupreise extrem zurückhaltend. Vor allem das sogenannte „leistbare Wohnen“ sei oft nicht mehr finanzierbar. Auch Zechmann geht im Übrigen nicht
davon aus, dass die Preise in seiner Region heuer wesentlich fallen werden. Einfamilienhäuser im Neubau kosten laut dem RE/MAX-Nature-Experten – inklusive Baugrund – aktuell zwischen 600.000 und 700.000 Euro.
Auch wenn viele Bauträger derzeit auf die Bremse steigen, so werden dennoch spannende Projekte realisiert. Beispielsweise errichtet Novares Immobilien im Zentrum von Schladming zwei miteinander verbundene Gebäude mit rund 14 hochwertigen Wohnungen mit Flächen zwischen 46 und 127 m2. Allzu lange dürften die Objekte vor allem wegen ihrer exklusiven Lage direkt am Talbach wohl nicht auf neue Besitzer warten.
pb
Ein exklusives Wohnprojekt von Novares Immobilien mit rund 14 Wohnungen – aufgeteilt auf zwei Baukörper –,
das direkt am Talbach, im Zentrum Schladmings, realisiert wird.
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