FORTBILDUNG & KLINIK I Verband der leitenden Krankenhausärzte Österreichs

Digitalisierung in der Medizin

Österreichs Krankenhäuser stehen vor einem signifikanten Richtungswechsel: Die Bedeutung der Digitalisierung wird zunehmen und Big Data, Artificial Intelligence oder Wearables werden das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren stark beeinflussen.

Auch der Verband der leitenden Krankenhausärzte Österreichs, VLKÖ, hat sich daher diesem zukunftsweisenden Thema angenommen und mit der Veranstaltung „Disruption und Digitalisierung-Status-quo und Pro Futuro“ in der Veranstaltungs- reihe Medizin im Dialog Experten zu Wort gebeten. Dr. Lukas Zinnagl eröffnete die Veranstaltung im Kunsthistorischen Mu- seum mit einem polarisierenden Vortrag über Diagnosia, einer von ihm und seinem Team entwickelten App, die Ärzte bei der Diagnose unterstützt. Diagnosia will mittels Machine Learning und Datensätzen mit aktuellsten Informationen eine Hilfe- stellung für Differenzialdiagnosen bieten, um einen höheren Grad an Genauigkeit zu erzielen.

„Es geht nicht darum, den Beruf des Arztes zu ersetzen, sondern vielmehr den Fokus von Ärzten auf die zwischenmenschli- che Sorge zu lenken“, sagt Zinnagl und spricht zugleich von einer großen Chance, die besten Aspekte der Digitalisierung mit der umfassenden Ausbildung zum Mediziner zu kombinieren, um den Patienten die bestmögliche Behandlung zukom- men zu lassen. So erhofft er sich, dass Konzepte wie die Fernberatung, die in den USA schon Fuß fasst, auch bald in Euro- pa Einzug halten.


Klare Spielregeln für Daten

Dr. Jan Oliver Huber beurteilt die Digitalisierung aus Sicht der Pharmaindustrie: „Der Einzug der digitalen Welt in die Medi- zin steht nicht nur vor der Tür, sondern ist schon längst im Gange. Jetzt ist es wichtig und dringend an der Zeit, die Chance der Modernisierung geschickt für alle Beteiligten auszunutzen.“ Huber fordert klare und transparente Spielregeln für den Umgang mit Daten im System. Dies soll sowohl dem Patienten helfen seine eigenen Daten zu schützen als auch die For- schung und Therapie mit enormen Datenmengen zu unterstützen. Die Vernetzung von großen Datenmengen kann und soll auch durch umfassende Datenanalyse genutzt werden.

Der Datenaustausch zwischen Patienten und Arzt soll aus Sicht des Experten mithilfe von digitalen Werkzeugen fortschrittli- cher gestaltet werden. „Gesundheits-Apps und digitale Messinstrumente von Vitalwerten sollen dem Patienten mehr Ein- sicht in die eigene Gesundheit bieten. Ein digitaler Impfpass kann die Patienten unterstützen und an wichtige Impfungen er- innern. Digitale und automatisierte Personal Health Assistants sollen dem Patienten einen ersten Eindruck über seinen Ge- sundheitszustand verschaffen“, fasst Huber zusammen. Er fordert außerdem die Legalisierung von Teleconsulting, einer Praxis, die in den USA bereits Fuß gefasst hat. „Die Digitalisierung stellt keine Qualitätsminderung dar, sondern ist eine Chance, die vorhandenen Mittel optimal einzusetzen“, so Huber.


rh