MEDIZIN | Allergieimpfung
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Allergieimpfung: Langfristiger Nutzen
Eine aktuelle Studie belegt die langfristige Wirksamkeit der allergenspezifischen
Immuntherapie.
Mindestens jeder vierte Österreicher leidet an Heuschnupfen oder allergischem Asthma. Die häufigsten Auslöser dieser Atemwegserkrankungen sind Gräser- und Baumpollen sowie Hausstaubmilben. Mit der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) steht eine höchst effektive Therapieoption zur Verfügung, die nicht allein die Symptome lindert, sondern auch die Ursache der Allergie bekämpft. Das Therapieprinzip ist einfach: Eine gerin- ge Dosis des Allergieauslösers wird über einen Zeitraum von drei Jahren regelmäßig gespritzt oder unter die Zunge getropft. Durch die kontinuierli- che Verabreichung des Allergieauslösers lernt das Immunsystem nach und nach, das Allergen nicht mehr als Gefahr zu sehen. Es wird wieder to- leriert. Für die häufigsten Allergien – Gräser-, Baum- und Ragweedpollen sowie Hausstaubmilben – steht diese Therapie als Schmelztablette zur Verfügung, die einmal täglich unter die Zunge gelegt wird. Allergiker können diese hochwirksame Therapie bequem zu Hause durchführen, nach- dem die erste Einnahme in der Arztpraxis erfolgt ist.
Medikamentenbedarf verringert
Schon nach wenigen Wochen bessern sich die Beschwerden, die Entwicklung neuer Allergien kann ausgebremst und die Entstehung von allergischem Asthma verhindert bzw. bestehendes Asthma besser kontrolliert werden. Die Wirkung der allergenspezifischen Immuntherapie wur- de wiederholt in einer Reihe von wissenschaftlichen Studien bestätigt. In der Behandlung von Gräserpollen-Allergien beispielsweise erstreckten sich diese Studien jeweils über einen Zeit- raum von fünf Jahren mit einer dreijährigen Behandlung mit der SQ-Gräsertablette, gefolgt von einer zweijährigen Nachbeobachtung. In der neuen REACT-(REAlworld effeCTtiveness of allergy immunotherapy)-Studie konnte der krankheitsverändernde Effekt über einen Zeitraum
von mehr als neun Jahren nach Beginn der Behandlung bestätigt werden. Die AIT- Behandlung ist mit einer langfristigen, nachhaltigen Reduzierung der Einnahme von Allergie- und Asthmamedikamenten verbunden. Die Ergebnisse brachten zudem neue Erkenntnisse über mögliche neue Vorteile der AIT-Behandlung, wie zum Bei- spiel ein geringeres Risiko für Lungenentzündungen und Krankenhausaufenthalte. Weiters wurde eine geringe Häufigkeit von Anaphylaxien festgestellt.
Real-World-Evidence-Studie
Bei Asthmapatienten, die mit AIT behandelt wurden, war es wahrscheinlicher, dass
sie ihre laufende Asthmatherapie reduzieren konnten. Darüber hinaus wurde die AIT mit einer vorbeugenden Wirkung auf Exazerbationen in Verbin- dung gebracht. Bisher haben zwei große klinische Studien mit SQ-Hausstaubmilbentabletten die Wirksamkeit der AIT bei der Behandlung von all- ergischem Asthma nachgewiesen Die REACT-Studie bestätigt, dass sich diese Vorteile der AIT auch in der Praxis zeigen und bis zu neun Jahre anhalten können. REACT ist eine Real-World-Evidence-Studie: Behandlungsergebnisse wurden aus dem „realen“ Praxisalltag außerhalb von klini- schen Studien gesammelt und analysiert. Quellen sind etwa elektronische Patientenakten oder Verordnungsdaten der Sozialversicherungsträger. In die REACT-Studie wurden mehr als 92.000 Patienten mit Atemwegsallergien mit oder ohne Asthma gegen die drei wichtigsten Allergene Haus- staubmilben, Gräserpollen und Baumpollen eingeschlossen. Die Studie ist die erste dieser Art und dieses Umfangs innerhalb der Allergie-Immun- therapie (AIT).
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