MEDIZIN | Reisediarrhö 

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Wenn das Fernweh lockt

Die bevorstehenden Feiertage und die aktuelle Ent- wicklung der Infektionszahlen sind für viele ein An- lass, wieder Fernreisen zu buchen.

Die Reisediarrhö wird durch in etwa 80 % der Fälle von Bakterien ausgelöst, die Hälfte davon Escherichia coli (E. coli). Bestimmte E. coli Bakterien produzieren ein Zellgift, das Shigatoxin oder auch Verotoxin genannt wird. Deshalb werden dafür auch die Bezeichnungen Verotoxin-bildende (VTEC) und Shigatoxin-bildende E. coli (STEC) als Synonyme verwendet. Als enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) werden diejenigen VTEC/STEC-Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli bezeichnet, die in der Lage sind, aufgrund zusätzlicher krankmachender Faktoren beim Menschen sehr schwere Entzündungsreaktionen hervorzurufen. Auch bakterielle Erreger wie Shigella, Salmonellen und Campylobacter sowie Viren und Parasiten können ähnliche Beschwerden verursachen. Während sich Colibakterien im Versorgungswasser in Regionen findet, in denen keine adäquate Wasseraufbereitung stattfindet, treten Infektionen mit Noroviren meist auf Kreuzfahrtschiffen auf. Hier können sowohl das Essen als auch das Wasser die Infektionsquelle sein. Für Personen, die Medikamente zur Verringerung der Magensäure (Antazida, H2-Blocker und Protonenpum- penhemmer) einnehmen, besteht das Risiko einer schweren Erkrankung.

Meist beginnt der Durchfall schon am Anfang der Reise, etwa zwischen dem dritten und dem neunten Tag. Drei und mehr Stuhlentleerungen täg- lich, meist in sehr wässriger Form, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen und Bauchkrämpfe sowie Fieber und Schüttelfrost gehören zu den Sympto- men. Während die Beschwerden bei manchen Menschen recht harmlos verlaufen und selbstlimitierend sind, muss gut die Hälfte der Betroffenen auf Urlaubsaktivitäten verzichten. Bis zu einem Drittel ist auf Bettruhe angewiesen und in wenigen Fällen ist sogar ein Krankenhausaufenthalt erfor- derlich. Auch Blut im Stuhl, eine Gelbfärbung der Haut, andauernder Durchfall nach der Rückkehr nach Hause, chronische Grunderkrankungen oder eine Schwangerschaft erfordern eine Abklärung durch den Arzt. Kleinkinder und ältere Menschen sind deutlich stärker gefährdet, denn hier besteht die Gefahr der Dehydratation.

Als rasch wirksame Therapie werden Flüssigkeitsersatz – eine Mischung aus Mineralwasser, Orangensaft, ein wenig Salz und Zucker – und motili- tätshemmende Medikamente eingesetzt, die sich prophylaktisch in jeder Reiseapotheke befinden sollten. Sie können erforderlich sein, wenn trotz Reisedurchfall die Reise per Bus, Flugzeug oder Bahn fortgesetzt werden muss. Diese Medikamente sollten aber nur kurze Zeit im Einsatz sein, denn sie verhindern, dass die Keime ausgeschieden werden. Antibiotika sind bei leichten Durchfällen nicht notwendig, dagegen werden sie bei Patienten mit mäßigen bis schweren Durchfällen (≥ drei dünne Stühle über acht Stunden) gegeben, vor allem wenn Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber oder blutige Stühle bestehen.


Anhaltender Reisedurchfall

Etwa 10 % der an Reisedurchfall erkrankten Personen haben noch lange Zeit nach der Rückkehr aus dem Urlaub Magen-Darm-Probleme. Häufig werden dann Antibiotika eingesetzt, jedoch wenn die pathogenen Keime nicht mittels einer mikrobiellen Abklärung festgestellt werden, kommt es oft zur falschen Wahl des Antibiotikums und in Folge zu einer Verschleppung der Erkrankung. Darüber hinaus können Antibiotika selbst Durchfälle auslösen (Antibiotika-assoziierte Diarrhö). Prophylaktisch sollten Reisende auf Hygienemaßnahmen setzen. Dazu zählt eine wichtige Grundregel beim Essen: „Cook it, boil it, peel it or leave it!“ sowie Wasser nur aus verschlossenen Originalflaschen – auch zum Zähneputzen – zu verwenden. Vor Beginn der Reise kann auch mithilfe von Probiotika – am besten mit mehreren probiotischen Bakterienstämmen die Darmflora vorbereitet wer- den. Eine höhere Zahl an probiotischen Bakterien erhöht auch den Schutz vor pathogenen Arten, die an der Darmschleimhaut anhaften.


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QUELLE: https://wwwnc.cdc.gov/travel/yellowbook/2020/preparing-international-travelers/travelers-diarrhea