ORDINATIONSMANAGEMENT | Standortanalyse

Text.

Containex: Der führende Anbieter für mobile Ordinationen

Praxisgründung - aber wo?

Ärzte, die den großen Schritt einer Praxisgründung wagen, stehen ganz am Anfang vor essenziellen Fragen: Welcher Standort ist am besten frequentiert, am preisgünstigsten, strategisch optimal, am praktischsten für mich? Eine Standortanalyse kann Licht in das anfängliche Dunkel bringen.


„Investieren Sie besser mehr Zeit

in die Planung, um Überraschungen zu vermeiden.“


Mag. Dr. Karin Assadian, com.media Agentur für

PR, Marketing, Events GmbH

Eine Reihe von Faktoren erleichtert die Wahl des optimalen Standortes. Wer sich kritisch mit den entsprechenden Pro- und Contra-Argumenten auseinandersetzt, hat einen großen Schritt in Richtung Projektrealisierung getan. Grundsätzlich sind die Fragen des Standortes selbst, der Bevölkerung, des Angebots der Praxis und der Angebote in der Umgebung we- sentlich. Dazu kommt jedoch auch noch die Entwicklung derselben, denn was heute optimal zu sein scheint, kann schon morgen gänzlich anderen Faktoren unterliegen. Daher gilt es, eine ausführliche Standortanalyse an den Beginn der Pla- nungen zu setzen, um unerwarteten negativen Entwicklungen keine Chance zu geben.

Auch Prim. Dr. Afshin Assadian, Leiter der Gefäßchirurgie im Wilhelminenspital Wien, steht kurz davor, mit Unterstützung seiner Frau und gemeinsam mit Kollegen eine spezialisierte Privatpraxis in Wien zu eröffnen. Eine Standortanalyse zur Festlegung des Ordinationsstandortes war selbstverständlich Teil der Planungsarbeit: „Die Standortanalyse setzte sich für uns aus mehreren Punkten zusammen“, erzählt Mag. Dr. Karin Assadian, PR-Managerin. „Die Erreichbarkeit für Patienten und Ärzte musste gegeben sein, ein schönes, geeignetes Objekt mit Barrierefreiheit war ebenfalls wesentlich. Dafür haben wir die Bezirke 1, 9 sowie 18 und 19 in Erwägung gezogen.“ Die Wahl des Standortes war und ist für Familie Assadian „es- senziell“, mit halben Lösungen wollten sich die beiden keinesfalls zufriedengeben. Doch gerade die Erfüllung dieser „Ba- siskriterien“ stellte sie rasch vor enorme Herausforderungen, die ihnen viel abverlangten.


Stolperstein Barrierefreiheit

Die Erfahrungen bei der Immobiliensuche bezeichnet Karin Assadian ganz klar als „schlecht“. „Prinzipiell war das Problem die Barrierefreiheit bei innerstädtischen Lagen. Auch die Unwilligkeit, an Ärzte zu vermieten, da diese nicht vorsteuerab- zugsberechtigt sind, wird größer.“ Zahlreiche Berichte, die bei Unhöflichkeit beginnen und bei Unfähigkeit enden, bestäti- gen die negativen Erfahrungen. Ärzte, die auf sich alleine gestellt parallel zur Berufstätigkeit auf Immobiliensuche gehen, stehen vor einem schier unbewältigbaren Zeitaufwand – oder brauchen eine Riesenportion Glück. Karin Assadian inves- tierte viel Zeit und Energie in Standortfrage und Immobiliensuche, war aber trotz der intensiven Beschäftigung mit diesen Themen von manchen Erkenntnissen überrascht: „Die mangelnde Barrierefreiheit, die nicht passende Raumaufteilung des doch eher großen Immobilienangebots in Wien und der Unwille der Vermieter, an Ärzte zu vermieten, hatte ich so nicht erwartet.“ So ergaben sich gleich mehrere Erfolgserlebnisse bei der Immobiliensuche, die sich anhand einer Stand- ortanalyse ganz schnell als Flops herausstellten. Wenigstens ein Faktor konnte von den Assadians schnell abgehakt wer- den: die Wettbewerbsprüfung. Während in vielen Fällen durchaus relevant ist, welche Ärzte desselben Fachgebiets wo zu finden sind, ist für dieses Ärztezentrum die Frage des Wettbewerbs nicht relevant. „Da unser privatmedizinisches Angebot mit Schwerpunkt Gefäßmedizin – einschließlich krankheits- und organspezifischer Spezialisten – derzeit in Wien einzigar- tig ist, war die Wettbewerbsanalyse nicht notwendig“, freut sich Karin Assadian. Das Ärztezentrum wird die Dienste von acht Ärzten aus den Fachgebieten Angiologie, Kardiologie, interventionelle Radiologie, Neurologie, Phlebologie, Gefäß- chirurgie, Nephrologie und Diabetologie anbieten. Themenschwerpunkt ist die Gefäßgesundheit.


Unterstützung willkommen

In finanzieller Hinsicht wurde selbstverständlich auf die Expertise eines Finanzberaters gesetzt. Doch auch rechtliche Hür- den sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. „Hier ist es wichtig, sich im Vorfeld bei der Ärztekammer über die unterschiedlichen Vorschriften von Barrierefreiheit bis Hygiene zu informieren. Es gibt gute Online-Informatio- nen, wir haben jedoch zusätzlich einen Hygieneexperten hinzugezogen.“ Für zahlreiche Detailfragen existiert auch ent- sprechendes Detailwissen, das nur Experten haben. Wer auf deren Know-how verzichtet, braucht sehr viel Zeit, um sich durch die nicht immer klaren Informationen durchzuwühlen, wie Assadian bestätigt. Mit einem Experten können Ent- scheidungen schneller und zweifelsfreier gefällt werden.

Alleine die Frage der Rechtsform bedarf einiger Überlegungen. Im Fall des Ärztezentrums von Prim. Assadian wird das Ob- jekt „über eine Ges.m.b.H. angemietet, die auch das Ärztezentrum komplett managen und servicieren wird“, erklärt Karin Assadian. „Es geht nicht darum, einzelne Räume an Ärzte unterzuvermieten, sondern für die Patienten ein interdisziplinä- res Zentrum für Gefäßgesundheit zu schaffen. Die Ärzte arbeiten im Team zusammen und betreuen die Patienten gemein- sam.“ Die Organisation über einen „Betreiber“ des Ärztezentrums macht viele Aspekte deutlich einfacher.

Die Einrichtung der Praxis betreffend werden ebenfalls Experten hinzugezogen. Unter anderem zeichnet Interior Designe- rin Cathy Heller für die Inneneinrichtung verantwortlich und Hygieneexperte Univ.-Prof. Dr. Ojan Assadian beteiligt sich ebenfalls an hygienerelevanten Fragen des Einrichtungskonzeptes. Dass die Experten miteinander vernetzt sind und sich austauschen, liefert einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor, damit nichts schiefgehen kann.

Abschließend hat Karin Assadian noch einige Tipps für Praxisgründer auf Lager. „Investieren Sie besser mehr Zeit in die Planung, um Überraschungen zu vermeiden.“ Die Standortfrage ist beispielsweise eine sehr wesentliche, denn Fehler kön- nen hier nicht mehr oder nur sehr umständlich korrigiert werden. Neben „jeder Menge Geduld“ rät die PR-Expertin auch dazu, Experten zu Rate zu ziehen: „Wir haben uns die Expertise in den Bereichen Finanz, Hygiene, Einrichtung und Kom- munikation/Marketing – etwa für professionelles Branding und die Positionierung in der Öffentlichkeit – geholt. Auch ein IT-Experte wurde engagiert, der für uns die am Markt erhältliche Arztsoftware prüft. Zudem werden wir die Ordinationsab- läufe durch ein Qualitäts- und Prozessmanagement laufen lassen. Digitalisierung wird hier ebenfalls ein Thema sein!“ Standortanalyse, ausreichend Zeit und Unterstützung durch Experten sollten also jede Praxisgründung begleiten – so ge- ben Sie potenziell nachhaltigen Fehlern keine Chance.

Vorgehensweise bei einer Standortanalyse


• Eventuell Partner für eine Standortanalyse suchen: Ärztekammer, auf Ärzte spezialisierte Unternehmens-

berater, Banken, Gründercoach

• Auswahl der relevanten Standortfaktoren

• Gewichtung der Faktoren nach Bedeutung bzw. Relevanz

• Suche nach potenziellen Standorten: Präferenzen und Alternativen

• Bewertung der Faktoren pro Standortalternative nach Punktesystem

• Ranking aus den Punktesummen und Standortalternativen: ev. mithilfe von (kostenlosen Online-)Tools


Die wichtigsten Standortfaktoren


• (Öffentliche) Erreichbarkeit, Infrastruktur, Parkmöglichkeiten

• Attraktivität der Immobilie

• Möglichkeiten der Raumverfügbarkeit und -aufteilung

• Barrierefreiheit

• Modernisierungsgrad bezüglich Energieversorgung, potenzieller Eingriffsraum, Hygiene etc.

• Mikrolage: Tageslicht, Sichtbarkeit von außen, einfacher Zugang, sichere Umgebung etc.

• Demografie der Bevölkerung in der Umgebung

• Stand und Entwicklung der Bevölkerung, der spezifischen Patientenstruktur, Kaufkraft-analyse

• Entwicklungspotenziale der Praxis

• Analyse der Mit-/Wettbewerber: Anzahl und Alter der Ärzte, Spezialisierungen, Dichte, Neueröffnungen

• Entwicklung der medizinischen Versorgung vor Ort

• Alleinstellungsmerkmale gegenüber dem Mitbewerb

• Potenziale für zusätzliche Patienten

• Medizinisches und therapeutisches Angebot in der Umgebung: Krankenhäuser, Labore, Röntgeninstitute,

Apotheken, Therapeuten