MEDIZINPRODUKTE | Labor

Patientennahe Diagnostik

Laborergebnisse müssen rasch verfügbar sein. Einfache, geschlossene Messsysteme

liefern verlässliche Ergebnisse für eine zielgerichtete Behandlung.

Einblick in die Bedeutung von Point-of-Care-Systemen und die Rolle der Qualitätssicherung von Laboren im niedergelassenen Bereich gibt Dr. Christoph Buchta, MBA, technischer Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung und Standardisierung Medizinisch-diagnosti- scher Untersuchungen (ÖQUASTA).


?Welche Rolle spielt POCT im medizinischen Alltag?

Patientennah durchgeführte Laboranalytik war ursprünglich auf die notfallmedizinische Diagnostik und rasche Therapieentscheidungen ausgerichtet, wie etwa die Blutgasanalytik. Durch den Fortschritt in der Medizintechnik haben sich mittlerweile viele weitere Einsatzmöglichkeiten ergeben, ambulant, stationär und im niedergelassenen Bereich. Voraussetzung solcher Systeme ist, dass die Proben ohne Vorbereitung direkt aus dem Vollblut, Speichel oder Urin eingesetzt werden können. Dabei steht gar nicht so sehr die Nähe zum Patienten im Vordergrund, son- dern vielmehr, dass es sich um geschlossene Systeme handelt, die leicht bedienbar sind. Ohne Aufwand, aber auch ohne Vorkenntnisse muss rasch ein verlässliches Ergebnis vorliegen. Allerdings ist POCT immer teurer als Analytik in einem Laboratorium.


?Wie verlässlich sind die Ergebnisse?

Bei der Auswahl von Testsystemen muss deren Leistung immer auf das Einsatzgebiet abgestimmt sein. Die Her- steller bestimmen die Leistungsfähigkeit von Testsystemen (Nachweisgrenze, Wiederholbarkeit von Messergeb- nissen etc.) im Rahmen der Validierung und machen entsprechende Angaben in den Betriebsanleitungen. Die Betreiber sind gefordert, diese Angaben vor dem Einsatz zu überprüfen (Verifizierung).


?Brauchen auch geschlossenen Systeme eine externe Qualitätskontrolle?

Ja, das ist unabhängig von der Größe des Labors. Ordinationen müssen regelmäßig, im Idealfall viermal pro Jahr, an Ringversuchen teilnehmen, die zeigen, ob die eigenen Messergebnisse von denen der anderen Teilnehmenden abweichen. Es geht hier um Benchmarks, nicht um Kontrollen im Sinn von Überprüfung von außen. Gefordert ist die Teilnahme, nicht dass man den Test besteht. Aber für jeden Arzt muss es eine Aufforderung zum Handeln sein, wenn die Werte zu sehr abweichen. Bei POCT-Systemen können die Betreiber nicht in die analytischen Abläufe eingreifen, zur Behebung von Abweichungen sind die Hersteller gefordert. Es muss im Interesse der Ärzte sein, nicht nur an diesen Ringversuchen teilzuneh- men, sondern dadurch Kenntnis über Qualität und Verlässlichkeit ihrer Messergebnisse zu haben. Besser im Ringversuch schlecht abschneiden und entsprechend darauf zu reagieren, als beim Patienten falsche Ergebnisse zu erhalten und dadurch vielleicht dem Patienten zu schaden.


rh