MEDIZIN | Covid-Update: Impfung
foto: FINE FACTS/ Uta Müller-Carstanjen, istockphoto/ Toshe_O
Die Covid-19-Forschung läuft immer noch auf Hoch- touren. Seit Kurzem ist der erste proteinbasierte Subunit-Impfstoff verfügbar, die Zulassung eines inaktivierten Ganzvirus-Impfstoffes wird erwartet.
Gute Nachrichten gibt es auch für jene, die die Impfstoffe bisher nicht ausreichend schützen konnten: Für sie gibt es nun ein Prophylaxe-Medika- ment, das eine ähnlich gute Wirkung wie eine Impfung erzielt. Außerdem forschen die Impfstoffhersteller an einem Variantenimpfstoff. Ob und für wen er zum Einsatz kommt, hängt von den Entscheidungen der Gesundheitsbehörden weltweit ab.
Seit September 2021 werden weltweit mehr Impfstoffe gegen Covid-19 produziert als verimpft. Die aktuellen Herausforderungen sind die fehlenden Kapazitäten mancher Gesundheitssysteme und die Impfzögerlichkeit der Bevölkerung.
Impfstoffe im Vergleich
Die Impfstoffhersteller haben sich außerdem bereits darauf vorbereitet, Variantenimpfstoffe zu entwickeln und zu pro- duzieren. Die Frage, ob, in welcher Form – nur Auffrischung oder auch Grundimmunisierung – und wann ein adaptier- ter Impfstoff zum Einsatz kommen soll, liegt jedoch bei den internationalen Gesundheitsinstitutionen, also bei der WHO, der Europäischen Arzneimittelagentur EMA sowie den lokalen Behörden. Diese Entscheidungen sind abhängig von den gesundheitspolitischen Zielen. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass gleichzeitig unterschiedliche Virusva- rianten auf der Welt kursieren und die Umstellung der Impfstoffproduktion komplex und zeitaufwendig ist. Die EMA hat bereits Vorgaben für ein gekürztes Zulassungsverfahren für Variantenimpfstoffe gemacht.
Für jene, die bisher zögerlich waren, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, stehen mittlerweile auch Impfstoffe auf Ba- sis bewährter Technologien zur Verfügung. Der Impfstoff von Novavax wird bereits verimpft, jener von Valneva wird in Kürze zugelassen. „Bisherigen Covid-19-Impfstoffen lag das Prinzip zugrunde, dass die genetische Information des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 in den Muskel injiziert wird und die Muskelgewebszellen das Protein in weiterer Folge selbst herstellen. Dieses Protein wird in weiterer Folge vom Körper als fremd erkannt und er beginnt mit dem Aufbau einer entsprechenden Immunabwehr“, erläutert Dr. Otfried Kistner, Virologe und Impfstoffexperte die Funktionsweise von mRNA- und Vektorimpfstoffen. „Bei einem proteinbasierten Subunit-Impfstoff wie jenem von Novavax wird das Oberflächenprotein außerhalb des menschlichen Körpers, und zwar im Falle von Sars-CoV-2 in Insektenzellkulturen,
produziert. Verimpft wird sozusagen das fertige Spike-Protein, gegen das der Körper dann nur noch Antikörper produzieren muss.“ Diese Oberflächenproteine werden zur Verstärkung der Immunantwort mit einem Adjuvans kombiniert.
Valneva hat in der Entwicklung seines Covid-19-Impfstoffkandidaten von Anfang bewusst auf einen inaktivierten Ganzvirus-Impfstoff ge- setzt. Diese Technologie des inaktivierten Ganzvirus-Impfstoffes ent- hält im Gegensatz zu anderen Impfstoffen das gesamte Sars-CoV-2- Virus in abgetöteter Form. Das Immunsystem erkennt somit neben dem Spike-Protein auch noch andere Virusbestandteile. Der erste
Impfstoff auf dieser Basis kam bereits Ende des 19. Jahrhunderts zum Einsatz. Milliarden Menschen wurden seither mit inaktivierten Ganzvirus- Impfstoffen geimpft, und das in allen Personengruppen inklusive Kindern oder Personen mit Immunschwäche. Beispiele sind Impfstoffe gegen FSME, Hepatitis A oder Tollwut.
Unabhängig von der verwendeten Technologie wurden alle in Europa beziehungsweise den USA zugelassenen Covid-19-Impfstoffe unter den gleichen Bedingungen global getestet. „Es hat sich gezeigt, dass auch die Ergebnisse ähnlich sind“, betont Kistner und ergänzt: „Unter den der- zeit verfügbaren Impfstoffen ist somit keiner ein ‚idealer‘ Impfstoff für alle Bevölkerungsgruppen, jeder einzelne ist wichtig und notwendig und für leicht unterschiedliche Personengruppen einsetzbar.“
Prophylaxe als Option für vulnerable Personengruppen
Dennoch gibt es immer noch Hochrisikopatienten, die entweder eine unzureichende Immunantwort auf einen Covid-19-Impfstoff aufweisen oder für die eine Impfung mit einem verfügbaren Covid-19-Impfstoff nicht empfohlen ist. Diese Personen können jetzt nicht nur mit neuen Medikamen- ten behandelt werden, wenn sie sich infiziert haben, sondern es steht ihnen auch ein Prophylaxe-Medikament vor einem potenziellen Kontakt mit dem Virus zur Verfügung. Ähnlich wie die Impfung werden die Antikörper zur Prophylaxe vor einem potenziellen Kontakt mit dem Virus in den Mus- kel injiziert. Der Schutz vor symptomatischen Erkrankungen beziehungsweise einem schweren Verlauf hält damit sechs bis zwölf Monate an.
rh