MEDIZIN | Infekte

Das sinubronchiale Syndrom

fotoS: zvg, istockphoto/ Pepe Gallardo

Beim sinubronchialen Syndrom kämpfen Patienten oft gleichzeitig, aber auch abwechselnd mit einer Sinusitis bzw. Bronchitis. Auslöser kann beispiels- weise eine Verlagerung des Infektes sein: Erreger gelangen vom Nasenrachenraum zur Luftröhre und den Bronchien.

AUTOR:

Dr. Georg Langmayr

Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde,

Fachgruppenvertreter Hals-, Nasen- und

Ohrenheilkunde der Ärztekammer für OÖ

www.hno-langmayr.com

Ein derartiger Etagenwechsel während einer Erkältung kann sich negativ auf die Dauer der Erkrankung auswirken und inbesondere Personen be- lasten, die an sich schon häufig zu Infekten neigen. Die stärksten Treiber der gegen Jahresende steigenden Infektionszahlen waren Influenza-, Co- rona- und RS-Viren. Arztpraxen und Spitäler kamen österreichweit an ihre Grenzen. Die tiefen Temperaturen vor Weihnachten spielten da weniger eine Rolle, denn eine banale Erkältung wird meist durch Viren verursacht und nicht durch die Kälte. Dass zu besagter Zeit viele Menschen betrof- fen waren, hat andere Gründe: Kalte Luft ist trocken und bietet damit ein ideales Spektrum für die Ausbreitung von Erkältungsviren, bei dann zu tro- ckenen Schleimhäuten.


Werdegang des sinubronchialen Syndroms

Obere und untere Etage der Atemwege sind durch den Rachen und die Luftröhre miteinander verbunden. In diesem „Transportsystem“ entstehen auch die typischen Beschwerden, die mit dem sinubronchialen Syndrom verbunden sind. Am Anfang steht meist eine akute – durch Viren, seltener durch Bakterien ausgelöste – Nebenhöhlenentzündung. Klingt diese nicht ab, ist es möglich, dass der infizierte Schleim der Nebenhöhlen über den Rachenraum nach unten hin abfließt. Der Schleim wandert aufgrund der Schwerkraft vom vorderen Nasenraum nach hinten in Richtung Ra- chen. Dort sammelt er sich und fließt danach in die Bronchien weiter. Ein Abfließen des Schleims ist oft auch durch stark angeschwollene Schleim- häute und Verengungen in den feinen Gängen der Nebenhöhlen und durch seine muzinöse Konsistenz erschwert oder unmöglich. Der oft zähe Schleim führt eine große Menge an Bakterien oder Viren mit sich und transportiert die Infektion damit zur Lunge. Somit ist es möglich, dass auch die unteren Atemwege infiziert werden. Es entsteht eine akute Bronchitis.

Erkältungen sind aber nicht die einzige Ursache: Ein Etagenwechsel kann auch durch anatomische Besonderheiten wie Nasenpolypen, eine ver- krümmte Nasenscheidewand oder vergrößerte Nasenmuscheln bedingt sein. Der Abtransport des Sekrets ist dadurch nur erschwert. An erster Stelle bei der Therapie stehen die Schleimlösung und das regelmäßige Salzwasserspülen mit einer Nasendusche.


Vorsicht bei Immunschwäche

Die allgemeine Anfälligkeit für Infekte hängt dabei im Wesentlichen mit unserem Immunsystem zusammen: Liegt eine Immunschwäche vor, steigt die Gefahr gefährlicher Infektionen. Bei einigen erblichen Immundefekten ist Vorsicht geboten, insbesondere, wenn aufgrund von Genvarianten einzelne Komponenten der Immunabwehr ausfallen. Immunschwächen können aber auch durch Medikamente bedingt sein, welche vor allem bei chronischen Erkrankungen eingesetzt werden und das Immunsystem belasten. Patienten mit Spenderorganen sind in der meist auf diese Medika- mente angewiesen. Dadurch entsteht eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Eine nur vorübergehende Immunschwäche ist bei Menschen mit schweren Erkrankungen wie etwa Patienten auf Intensivstationen möglich. Oft ist das Immunsystem auch durch die individuelle Lebenweise beein- trächtigt: Ungeeignte Ernährung und Bewegungsmangel sind die größten Feinde des Immunsystems. Ein gesunder Lebenstil trägt wesentlich zu einem starken Immunsystem bei.


Risikofaktoren erkennen

Eine Studie, die am Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI) in Freiburg (D) durchgeführt wurde, widmete sich der Ursache für Atemwegsin- fektanfälligkeiten. Die wissenschaftliche Untersuchung diente dazu, eine Bestandsaufnahme zur Häufigkeit von Atemwegsinfekten in der Bevölke- rung zu erheben und anhand der Daten festzustellen, wie viel Prozent der Bevölkerung von häufigen und/oder schwerwiegenden Infekten betroffen sind. In einem zweiten Schritt wurde eine Gruppe von Personen mit vielen bzw. schwerwiegenden Infekten bezüglich einer Reihe von Faktoren mit einer Gruppe von Menschen verglichen, die – trotz ähnlich häufigem Kontakt zu Erregern – nur selten Atemwegsinfekte bekamen. Auf diese Weise wollte man mögliche Risikofaktoren erkennen und – auf lange Sicht – Präventionsmaßnahmen entwickeln, die Menschen mit einer Abwehrschwä- che vor den Folgen wiederkehrender Atemwegsinfekte schützen. Statistische Analysen dieser Daten zeigten, dass Menschen mit vielen Atemweg- sinfekten auch häufiger an Infekten an anderen Organen, wie beispielsweise der Haut oder des Magen- und Darmtraktes, litten. Allergische Er- krankungen und vor allem Asthma wurden als häufige Begleiterscheinung einer Infektneigung, ebenso wie chronisch obstruktive Atemwegserkran- kungen, erkannt.

Ergänzend kann erwähnt werden, dass die primäre Unterscheidung zwischen Erkältung, Grippe und Covid-19 betroffene Patienten oftmals über- fordert und auch hier zukünftig mehr Aufklärung gefordert ist.