ORDINATIONSMANAGEMENT Covid-19 IV 

Antigen-Tests bei Hausärzten

Niedergelassene Ärzte dürfen Antigen-Tests durchführen. Die Ankündigung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober stößt bei der Ärztekammer jedoch auf Kritik.

Das Bestehen von Symptomen sowie eine telefonische Terminvereinbarung sind Voraussetzungen für einen Test bei Hausärzten. Die Kosten für die Durchführung der Tests werden von Krankenkassen übernommen, Ärzte müssen diese Leistung aber nicht anbieten.

Den herkömmlichen PCR-Test ersetzen diese Tests jedoch nicht. Ist ein Antigen-Test positiv, so muss dieser durch einen PCR-Test bestätigt werden. Der Grund dafür ist, dass die Antigen-Tests nicht so sensitiv wie PCR-Tests sind. „Sie führen jedoch schneller zu einem Ergebnis, seien

kostengünstiger und damit eine gute Ergänzung“, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anscho- ber im Zuge der Ankündigung.

Die Probeentnahme erfolgt mittels Nasen-Rachen-Abstrich und darf nur von medizinischem Fachpersonal gemacht werden. Die Anwendungsgebiete umfassen Tests von symptomati- schen Personen in Hausarztpraxen, Spitalsambulanzen, Schulen sowie in Alters- und Pflegeheimen.


Erfolgreich im Einsatz

Zum praktischen Arzt kommen Erkrankte nach zwei bis drei Tagen mit Symptomen, zu die- sem Zeitpunkt hätten die Antigen-Tests eine Sensitivität von über 90 %. Dr. Wolfgang Mück- stein, Leiter des Primärversorgungszentrums Medizin Mariahilf, testete in den vergangenen drei Wochen in einem Probebetrieb in seiner Praxis bereits rund 100 Patienten. „Die Vorteile liegen auf der Hand, das Ergebnis ist in 15 Minuten da und der Abstrich einfach durchzufüh- ren“, berichtete er. Tests gibt es nach Ansicht Mücksteins genug, lediglich die Lieferung dau- ert ein paar Tage.

Laut Verordnung müssen CE-zertifizierte Testprodukte verwendet werden. Die Kosten liegen bei rund acht bis zehn Euro. Ärzte erhalten für Ma- terial, Probeentnahme, Auswertung des Antigen-Tests, Dokumentation und Gespräch mit den Patienten vom Krankenversicherungsträger eine Fallpauschale zwischen 35 und 65 Euro, je nachdem, wie viele Tests sie durchführen.


Unausgegorene Lösung

Ein „Ende der Ankündigungspolitik“ fordert Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Öster- reichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, als Reakti- on auf die angekündigten Coronatests im niedergelassenen Bereich. „Testungen bei Haus- ärzten auf freiwilliger Basis sind ein gutes Mittel in der aktuellen Pandemiesituation. Aber ein- mal mehr gefällt sich der Minister in der Rolle des Verkünders froher Botschaften, ohne dass die Vorgehensweise zu Ende gedacht wurde. In der konkreten Frage ist noch nicht einmal geklärt, welche und wie viele Ärzte mitmachen, die Abrechnung ist noch unklar und auch kei- ne Tests stehen zur Verfügung.“ Patienten sind verunsichert und die Ordinationen werden in dieser ohnehin schwierigen Zeit in entsprechenden Anfragen untergehen, erwartet die Ärztekammer.

Viel dringender sieht Steinhart die Finanzierung der zentralen Infektionsordinationen in Wien und anderen Ballungsräumen: „Wir haben stets betont, dass wir in den städtischen Berei- chen spezielle Ordinationen und Containerlösungen brauchen werden, um die   Patienten und Ärzte bestmöglich schützen zu können. Dazu braucht es aber verbindliche Finanzie-

rungsmodelle“, so Steinhart. Die Schnelltests können aktuell in den meisten Ordinationen gerade in Ballungszentren nicht durchgeführt werden, da die räumlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind.


rh