MEDIZIN Knorpelschädigung 

Knorpelchips werden vom

Defektrand entnommen

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Das Knorpelchips-PRP-Gemisch wird auf den Knorpelschaden aufgebracht

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fotoS: ZVG, ARTHREX

AutoCart™:

einzeitige autologe Knorpeltrans-

plantation

Eine neue bioregenerative OP-Methode wird bei großen traumatischen Knorpelschäden im Knor- pelzentrum Wien eingesetzt.

Für die Behandlung von symptomatischen, großflächigen und vollschichtigen Knor- peldefekten in großen Gelenken wurde eine neue, vollkommen autologe und einzeiti- ge Methode mit der mit der Bezeichnung AutoCart™ entwickelt. Dabei wird das Prin- zip „All Autologous Cartilage Repair (AACR) = vollständige autologe Knorpelregene- ration“ verfolgt. Es stellt eine Weiterentwicklung der Knorpelchips-Technik (Minced

Cartilage) dar, ist vollständig autolog und ermöglicht auch die arthroskopische Anwendung. Darüber hinaus ist die Methode erheblich kostengüns- tiger als die klassische Knorpelzelltransplantation, da nur eine Operation erforderlich ist und Labor- und Transportkosten wegfallen. Die Zwei-Jah- res-Ergebnisse werden derzeit im Rahmen einer internationalen Multicenterstudie erfasst und evaluiert.


Techniken zur Knorpeltherapie

Eine vollschichtige Gelenkknorpelschädigung des Kniegelenks bei jüngeren Patienten ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthro- se. Treten bei diesen Knorpelschäden klinische Symptome auf, so besteht der Konsens zur Indikation einer chirurgischen Behandlung dieses De- fektes. Ziel dieser Behandlung ist die Auffüllung des Defektes mit einem Regeneratgewebe mit hoher mechanischer Belastbarkeit und langer Be- ständigkeit. Im Idealfall gelingt es, hyalinen oder hyalinartigen Knorpelersatz zu generieren, der einerseits die Rückkehr zu einer schmerzfreien Ak- tivität ermöglicht und andererseits die Entwicklung einer Arthrose deutlich verzögert.

Die unterschiedlichen chirurgischen Techniken zur Knorpeltherapie sind allseits bekannt und umfassen im Wesentlichen die Mikrofrakturierung (MF), die osteochondrale Trans- plantation (OCT) und die autologe Knorpelzelltransplantation (ACT). In zahlreichen Be- handlungsalgorithmen werden diese unterschiedlichen Techniken bestimmten Indikatio- nen zugeordnet. Gerade der größere vollschichtige Knorpelschaden beim jüngeren Pati- enten stellt in allen bekannten Algorithmen eine Domäne der Zelltransplantation dar. Ab einer Größe von etwa 4 cm² – bei jüngeren und sportlich aktiven Patienten schon ab 2,5 cm² – ist es erforderlich, diese Defekte zelltherapeutisch zu behandeln und die bekannten Langzeitprobleme der Mikrofrakturierung zu vermeiden. Diese sind die Ausbildung eines mechanisch nicht belastbaren Faserknorpels im Regeneratgewebe und die Ausbildung von intra-läsionaler Osteophyten als Zeichen einer lokalen Verknöcherung des Regenera- tes im Defekt.

Die autologe Knorpelzelltransplantation und ihre Variationen weisen in zahlreichen Studien gerade im Langzeitverlauf ein gutes klinisches Ergebnis auf. Die Nachteile der ACT sind

durch die Notwendigkeit von zwei operativen Eingriffen und dem hohen logistischen Aufwand mit der Zellkultivierung in einem GMP-zertifizierten Labor inklusive dem Transport gegeben. Die Einstufung dieser Technik durch die europäische Gesundheitsbehörden als ATMP (Arzneimittel für neuartige Therapien [Advanced Therapy Medicinal Products]; das sind Arzneimittel für die Anwendung beim Menschen, die auf Genen, Geweben oder Zellen basieren) und die damit verbundene Kostenexplosion hat die Verfügbarkeit in vielen Ländern dramatisch eingeschränkt oder unmög- lich gemacht.


Eine OP reicht aus

Mit der AutoCart™-Methode gibt es ein neu- es bioregeneratives Verfahren, um große symptomatische Knorpelschäden in den großen Gelenken zu behandeln. Im Ver- gleich zu anderen Operationstechniken zur Knorpelregenerationen bringt diese Metho- de zwei große Vorteile: Einerseits kommt da- bei nur autologes, also körpereigenes Mate- rial zum Einsatz und andererseits kann die

Behandlung dabei in nur einer einzigen Operation erfolgen. Das Prinzip der AutoCart™-Methode basiert auf der sogenannten Knorpelchips-Tech- nik. Diese gibt es bereits seit den 1980er-Jahren und sie wurde im Laufe der Zeit konsequent weiterentwickelt. Bei der Knorpelchips-Technik wird der Knorpel in kleinste Teile zerschnitten. Diese Knorpelchips werden dann direkt in den Schaden transplantiert. Es handelt sich also um ein Ver- fahren mit autologem Gewebe. Mit einem speziellen Gewebekollektor entnimmt der Chirurg Knorpelchips entweder vom Rand des Defektes oder

aus einem anderen, unbelasteten Teil des Knorpels. Anschließend werden diese Chips mit PRP (plättchenreichem Plasma) vermischt und aufbereitet. Das PRP wird vor der OP aus dem Blut des Patienten gewonnen und ist daher auch autolog. Es zeichnet sich durch die hohe Anzahl an Wachstumsfaktoren aus, die notwendig für die Bildung von neuem Knorpelgewebe sind. Der Eingriff wird meist arthroskopisch durchgeführt und es ist nur eine einzige Operation erforderlich. Der Klinikaufenthalt beträgt meist drei Tage und zur Nachbehandlung wird eine Physiotherapie für sechs bis zwölf Wochen nach der OP empfohlen.


Studie im Knorpelzentrum Wien

Das Knorpelzentrum Wien, Zentrum für Knorpelregeneration und Orthobiologie an der Privatklink Döbling, wendet die neue AutoCart™-Methode zur Behandlung von großen traumatischen Knorpelschäden an und leistet damit Pionierarbeit in Öster-

reich. Zudem nimmt das Knorpelzentrum als einziges österreichisches Zentrum an einer Multicenterstudie teil, die die Ergebnisse der Behandlung über zwei Jahre erforscht und dokumentiert. Für diese Studie namens „Vollständig autologe (körpereigene) Knorpelchipsplastik zur Behandlung eines Knorpelschadens im Kniegelenk“ werden die Patienten vor der OP sowie sechs, zwölf und 24 Monate danach zum Zustand ihres Knies be- fragt. Außerdem werden im Rahmen der Kontrolluntersuchungen nach 12 und 24 Monaten Magnetresonanztomografien vorgenommen, um das Er- gebnis der Behandlung zu dokumentieren.