KUR & GESUNDHEITSVORSORGE | Regenerationsforschung
Multidimensionale
Regenerationsforschung
Regeneration gilt als Leistungsschlüssel. Regenerationsfördernde Maßnahmen und gesundheitsfördernde Wirkweisen rücken zuneh- mend in den Forschungsfokus, die ganzheitliche Betrachtung sowie die geeignete Wahl der Messmethodik scheinen dabei künftige The- men zu sein.
Die Balance zwischen Belastung und Erholung ist essenziell für unsere Gesundheit und hat Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit. Dies gilt für alle Lebensbereiche und trifft auf die Arbeitswelt genauso wie auf den Leistungssportbereich zu. Erholungsphasen und regenerative Maßnah- men werden dabei als wertvolle Ressourcen für den Organismus identifi- ziert. Aus physiologischer Sicht ist der Erholungsvorgang (Regeneration) als Prozess zu verstehen, der charakterisiert ist durch die Wiederherstel- lung eines erschöpften Organismus auf physischer und psychischer Ebene.
Im betrieblichen Alltag zählt Stress in unterschiedlichen Ausprägungen zu den stärksten Belastungen. Dieser kann sich in Form von Muskelver- spannungen äußern, die häufig im Nacken- und Schulterbereich sowie im Kiefer lokalisiert sind. Unzureichend erholte Personen können durch ungewohnt hohe Belastungen schnell an die Grenzen ihrer Leistungsfä- higkeit gelangen, insofern gilt es mit regenerativen Maßnahmen entge- genzuwirken. Auch im Leistungssport ist aufgrund der hohen Spiel- und Trainingsdichte eine rasche Regenerationsfähigkeit von Bedeutung. Qualitativ verbesserte Trainingseinheiten sowie längere
Aufrechterhaltung der Spielleistung sind in Verbindung damit zu nennen. Der Regeneration kommt somit auch hohe Bedeutung zu, schließlich ist sie der Schlüssel für künftigen Leistungszuwachs.
Regeneration und Leistungszuwachs
Ein Projekt des Department Gesundheit der Fachhochschule Burgenland erforscht spezielle Regenerationsformen und deren Wirkweisen. Das Projekt wurde im Verbund mit dem REDUCE Gesundheitsresort Bad Tatzmannsdorf und der Wiener Internatio- nalen Akademie für Ganzheitsmedizin (GAMED) unter dem Schwerpunkt „Regenerationsforschung“ umgesetzt. Im Teilprojekt I wurde die Regeneration von Athleten mittels wiederholter Anwendung von CO2-Bädern untersucht. Im Teilprojekt II wurde der Einfluss von wiederholten Anwendungen einer Ganzkörpervibrationsliege, die über Mechanotransduktion den Körper in Schwin- gung versetzt, auf die Regeneration von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geprüft. Beide Interventionen beeinflussen das vege- tative Nervensystem des Menschen. Die damit assoziierte Tonusveränderung und weitere organische Anpassungen des Herz- Kreislauf-Systems (physischen Regeneration) sowie Harmonisierung und psychische Stabilisierung (psychische Regeneration) galt es im Zuge von Vorher-Nachher-Erhebungen zu belegen. Zur Messung der Erholungsvorgänge wurde ein multidimensiona- ler Ansatz gewählt. Die jeweilige Testbatterie setzte sich aus einfachen motorischen Tests, ausgewählten Laborparametern, elektromyographischen Messungen der Nacken- und Kaumuskulatur sowie psychometrischen Tests zusammen.
Im Teilprojekt I hatten die Athleten der Interventionsgruppe (C02-Bad) im Vergleich zur Kontrollgruppe (H2O-Bad) signifikant weniger Muskelkater und geringere damit assoziierte Muskelschmerzen. Weiters zeigten sich verbesserte Reaktionszeiten und größere Sprunghöhen, was auf eine hohe Leistungsfähigkeit hinweist. Die Anwendung des CO2-Bades dürfte in der Analysepo- pulation einen positiven Reiz auf das Vegetativum darstellen und auch die wahrgenommene Regeneration von Athleten positiv beeinflussen.
Im Teilprojekt II wurden durch die wiederholte Anwendung der Ganzkörpervibrationsliege signifikante Ergebnisse in der Reduk- tion der Pulsfrequenz und der elektrischen Aktivität der Kaumuskulatur bei männlichen Probanden gemessen, eine verminderte Aktivität der Nackenmuskulatur zeigte sich bei Frauen. Mittels der Stresstestfragebögen zeigte sich eine nicht statistisch signifi- kante Stressreduktion.
CO2-Bäder gegen Muskelkater
Die Athleten der Interventionsgruppe (CO2-Bad) hatte im Vergleich zur Kontrollgruppe (H2O-Bad) signifikant weniger Muskelka- ter (p=0,023) und geringere Muskelschmerzen (VAS-Skala). Bei der Analyse der Laborparameter Harnstoff und C-reaktives Pro- tein zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Der Kreatinkinase-Wert hingegen stieg in der H2O-Gruppe, während es zu einem leichten Abfall in der CO2-Gruppe kam. Weiters zeigten sich verbesserte Reaktionszeiten und größere Sprunghöhen in der Interventionsgruppe. Bei sportartspezifischen Belastungen waren die durchschnittlichen Werte in der H2O-Gruppe signifi- kant höher als in der CO2-Gruppe (p=0,002). Die Auswertung der Herzratenvariabilitätsmessung (HRV)ergab für die sportliche Belastung einen Anstieg der Total Power (Maß für den Einfluss des Vegetativums auf das Herz-Kreislauf-System) bei gleichzeiti- ger Verbesserung der mittleren Herzrate.
Dies lässt den Schluss zu, dass die serielle Anwendung von CO2-Bädern im Vergleich zu den Wasserbädern einen positiven Reiz auf das Vegetativum hat und somit die Leistung sowie die wahrgenommene Regeneration von Athleten positiv beeinflus-
sen kann. Die HRV-Messung ist hierbei als geeignetes non-invasives Tool zu nennen. Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass Kohlensäurewan- nenbäder das Auftreten von Muskelkater und damit einhergehende Muskel- schmerzen bei Athleten in intensiven Trainingsphasen verringern können und somit einen positiven Einfluss auf die Regenerationsfähigkeit haben.
Gesundheitsförderung im Alltag
Im Teilprojekt II wurden durch die wiederholte Anwendung der Ganzkörper- vibrationsliege signifikante Ergebnisse in der Reduktion der Pulsfrequenz und der elektrischen Aktivität der Kaumuskulatur bei männlichen Proban- den gemessen, eine verminderte Aktivität der Nackenmuskulatur zeigte sich bei Frauen. Im Vorher-Nachher-Vergleich kam es an allen Messtagen zu einem Anstieg des Hautleitwertes. Statistisch signifikante Unterschiede zeigten sich in allen Gruppen. Bei der gesamten Studienpopulation kam es im Studienverlauf tendenziell zu einer Reduktion der elektrischen Muskelak- tivität der beiden Trapezmuskeln, allerdings ohne statistisch signifikante Unterschiede. Mittels der Stresstestfragebögen zeigte sich eine nicht statis- tisch signifikante Stressreduktion.
Fakt ist, Regeneration ist der Schlüssel für mehr Leistung. Wer mehr rege- neriert, der kann auch mehr leisten. Dennoch sind bislang nur Teilbereiche der Regeneration bekannt. Herausforderungen liegen unter anderem auch
in der Messmethodik, schließlich gilt es alle Beanspruchungsebenen zu untersuchen. Regenerationsfördernde Maßnahmen und gesundheitsfördernde Wirkweisen gilt es künftig ganzheitlich zu betrachten und multidimensional zu erfassen, um diese mit Evi- denz zu belegen.
AUTOREN: MMag. Dr. Ute Seper,
Prof. (FH) Mag.Dr. Erwin Gollner, MPH, MBA, Heike Bauer-Horvath, MA,
Mag. Julia Powischer, Johanna Strempfl, MA, Martina Meister, BA, MSc
Fachhochschule Burgenland, Department Ge- sundheit, www.fh-burgenland.at
Das Forscherteam aus dem Department Ge- sundheit der FH Burgenland hat klar gelegt, dass Regeneration der Schlüssel für mehr Leis- tung ist: Mehr Regeneration bedeutet
mehr Leistung.