LONG-COVID & PSYCHE | Erholung

Familienauszeit

vom Corona-Alltag

FotoS: pro mente / Maria Holunder

Der Spagat zwischen Familie und Beruf ist oft schwer zu bewältigen. Hinzu kommen Existenz- krisen, Trennungen, Erziehungsprobleme. Die Liste ist lang, warum Mütter oder Väter eine Aus- zeit benötigen. Für Menschen mit Erziehungsver- antwortung ist es jedoch besonders schwer, sich eine Pause vom Alltag zu nehmen.

Das stationäre Mutter-/Vater-/Kind-Angebot mia – Miteinander Auszeit in Bad Hall (OÖ), ein 3-wöchiges, präventives Angebot zur Stärkung der psychischen Gesundheit der pro mente Reha in Kooperation mit der ÖGK OÖ und dem Land OÖ, bietet Entlastung für Familien aus ganz Öster- reich. Jährlich werden 15 Turnusse für einen Elternteil mit Kindern angeboten und zwei Turnusse, wo es möglich ist, dass beide Erziehungsverant- wortliche mit Kindern einen Aufenthalt gemeinsam absolvieren.

Durch die Corona-Krise waren und sind Familien stark betroffen: Die Doppelbelastung durch Beruf und Betreuungspflichten, mit Homeschooling, Homeoffice oder Beschäftigung in einem systemrelevanten Wirtschaftsbereich hat Familien, und hier vorrangig Frauen, vor große Herausforderun- gen im Alltag gestellt. Die Organisation und Neustrukturierung familieninterner Abläufe haben Energie und Zeit gekostet. Bei vielen sind die Kraft- reserven aufgebraucht. Außerdem brachte die Corona-Pandemie und die damit einhergehende, meist nicht freiwillig gewählte, intensive Familien- zeit, mit sich, dass unterschwellige Konflikte oder auch unausgesprochene Erwartungen an den Partner oder andere Familienmitglieder plötzlich Thema waren. Und auch die Auseinandersetzung mit solchen Themen kostet Energie und Zeit. Energie und Zeit, die jeder Einzelne für sich benöti- gen würde, um die coronabedingten Belastungen besser bewältigen zu können.

Fern vom Alltag mit allen erdenklichen Verpflichtungen, welche Eltern und Kinder speziell in den letzten Monaten aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen und Vorgaben zu erfüllen hatten, konnten und können sich Familienmitglieder bei mia in einem geschützten Rahmen neu begeg- nen und dadurch auf anderer Ebene wieder annähern. Diese positiven Erfahrungen tragen dazu bei, dass das Familiensystem entlastet wird, schwierige Lebensphasen gemeinsam bewältigt werden und alle Familienmitglieder psychisch gesund bleiben können.

Das einzigartige Angebot mia – Miteinander Auszeit richtet sich an Erziehungsverantwortliche, die aus den unterschiedlichsten Gründen in schwierige Lebenssituationen geraten sind. Belastungen, wie Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung/Scheidung, Todesfall oder die Pflege von An- gehörigen können zur Überlastung des Familiensystems führen und in weiterer Folge zu Erschöpfungssymptomen, Befindlichkeitsstörungen und psychischen Erkrankungen einzelner Familienmitglieder. Schlafstörungen, Ängste oder auch depressive Verstimmungen sind einige Indikationen, die einem Antrag auf einen Aufenthalt bei mia – Miteinander Auszeit vorangehen.


Ziele des Angebots sind,

• das Selbsthilfepotenzial und die Eigenverantwortung zu stärken,

• Problemlösestrategien zu entwickeln,

• die Wiederherstellung des psychischen und physischen Wohlbefindens,

• die Festigung der Mutter-/Vater-Kind-Beziehung,

• der Austausch mit anderen Teilnehmern,

• die kontinuierliche Begleitung während des Aufenthalts und die Besprechung von Empfehlungen und Betreuungsangeboten für zu Hause, z. B. konkrete Beratungsstellen im eigenen Wohnbezirk.

Die Reflexion des eigenen Tuns und der individuellen Situation ermöglicht die Entwicklung neuer Strategien, die zur Entlastung im Alltag beitragen können.

Bereits der Entschluss, den Antrag für einen Aufenthalt bei mia – Miteinander Auszeit zu stellen, ist oft der erste Schritt in Richtung Entlastung. Pa- tienten berichten, dass das Wissen, dass sie gemeinsam mit dem Kind/den Kindern 21 Tage fern der gefühlt täglich steigenden Anforderungen Zeit verbringen werden, zur Verbesserung der eigenen Befindlichkeit führe und sie die eigene Selbstwirksamkeit wieder bewusst spüren lasse. Sie erleben sich endlich wieder in einer aktiven Rolle. Eine erste Erleichterung sei, die persönliche Überlastung im Gespräch mit dem Arzt bei der An- tragstellung auszusprechen. Das Gefühl, nicht nur mehr zu funktionieren und auf neue Herausforderungen zu reagieren, sondern aktiv zur Verbes- serung des eigenen Wohlbefindens beitragen zu können, habe sie darin bestärkt, den begonnenen Weg weiterzugehen und die eigenen Bedürf- nisse ernst zu nehmen. Immer mit dem Fokus, psychisch und physisch trotz aller Herausforderungen gesund zu bleiben.

Der Antrag auf den Mutter-/Vater-Kind Aufenthalt bei mia – Miteinander Auszeit ist über den Haus- oder Facharzt mit dem Vermerk „mia – Miteinan- der Auszeit“ beim zuständigen Sozialversicherungsträger einzureichen. Als Berechnungsgrundlage für den Selbstbehalt wird das Einkommen des Versicherten herangezogen. Sobald die schriftliche Bewilligung des Chefarztes der jeweiligen Kasse vorliegt, kann der Aufenthalt zum vereinbar- ten Termin angetreten werden.