Abb 1.: In den Workparks® werden
berufliche Situationen simuliert und
trainiert.
Abb 1.: In den Workparks® werden
berufliche Situationen simuliert und
trainiert.
REHABILITATION | Neue Rehabilitationskonzepte
FotoS: zvg
PV RehaJET®: Medizinisch berufsorientierte Rehabili- tation in Österreich
Die Rehabilitation für Job, Erwerbsfähigkeit und Teilhabe (Reha- JET®) ist ein mehrstufiges Angebot im Rahmen von Rehabilitations- heilverfahren zur integrierten medizinisch berufsorientierten Rehabi- litation für Versicherte, die keine dauernde Pensionsleistung beziehen.
Ziel ist die bestmögliche berufliche Teilhabe und der längere Verbleib im Arbeitsleben. Wesentliche Voraussetzung dafür ist die frühzeitige Erken- nung besonderer beruflicher Problemlagen (BBPL) und einer sonstigen psychosozialen Belastung. Unter BBPL wird das Bestehen einer Diskre- panz zwischen individuellem Leistungsvermögen des Rehabilitanden und den Anforderungen des individuellen Arbeitsplatzes verstanden. Sie sind gekennzeichnet durch lange oder häufige Zeiten der Arbeitsunfä- higkeit oder Arbeitslosigkeit, einer negativen subjektiven beruflichen Pro- gnose und der krankheitsbedingt erforderlichen beruflichen Verände- rung. Dazu werden nach einem Akutereignis (Phase 2 Rehabilitation) im Zuge eines Heilverfahrens, das in den eigenen Einrichtungen der Pensi- onsversicherungsanstalt (PVA) absolviert wird, alle Rehabilitanden, die keine dauernde Pensionsleistung beziehen, im RehaJET® Stufe I erfasst und auf eine BBPL gescreent. Die Stufe I des RehaJET® stellt somit die erste niederschwellige Maßnahme zur Auseinandersetzung mit berufli- chen und auch sozialen Problemlagen dar.
Berufliche (Re-) Integration
Rehabilitanden mit einer identifizierten BBPL, die nicht während des ersten Aufenthaltes gelöst werden kann, die eine positive Berufsprognose aufweisen, Eigenmotivation zeigen und alle medizinischen und versicherungsrechtlichen Voraussetzungen da- für erfüllen, können dem Heilverfahren RehaJET® Stufe II in einem der drei Kompetenzzentren der PVA (Rehazentren Bad Hof- gastein, Gröbming und Zentrum für ambulante Rehabilitation Graz) zugewiesen werden. Mit dem Ziel der beruflichen (Re-) Inte- gration in den vorhandenen Job stellt der RehaJET® Stufe II somit eine weiterführende Rehabilitation im Sinne von intensivierten medizinisch-berufsorientierten Maßnahmen dar. Diese umfasst eine gezielte berufsbezogene Diagnostik mittels spezieller funk- tionaler Verfahren zur Erhebung der Leistungsfähigkeit sowie ein individuelles, auf den jeweiligen Arbeitsplatz zugeschnittenes Arbeitssimulationstraining im sogenannten Workpark® (Abb. 1).
Das Heilverfahren RehaJET® Stufe II soll gewährleisten, dass jeder Rehabilitand genau diejenigen rehabilitationsmedizinischen Maßnahmen in genau derjenigen Anzahl und Zusammenstellung erhält, die er aufgrund seines individuellen Bedarfs, bedingt durch Erkrankung, Erwerbstätigkeit und soziale Lebenssituation, benötigt. Der gezielten berufsbezogenen Diagnostik mittels entsprechender Verfahren, dem gezielten Arbeitssimulationstraining, dem psychologischen Angebot sowie der Entlassungs- und Teilhabeberatung kommen dabei besondere Bedeutungen zu.
Erscheint der Verbleib am bzw. eine Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz trotz der gesetzten rehabilitativen Maßnahmen un- wahrscheinlich, werden weitere Maßnahmen mit dem Rehabilitanden besprochen und soweit möglich eingeleitet, zum Beispiel Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation im Rahmen des RehaJET® Stufe III.
Die Umsetzung des Stufenmodells RehaJET® wird von einem interdisziplinären therapeutischen, pflegerischen und ärztlichen Reha-Team erbracht und setzt immer die aktive Mitwirkung des Rehabilitanden voraus.
Psychokardiologische Rehabilitation
Durch den gesamten Wandel in der Arbeits- und Privatwelt ist auch in Zukunft mit einer Zunahme der Erkrankungen im psychi- schen Bereich zu rechnen. Bis allfällige Maßnahmen mit der Früherkennung, dem Früherfassen und dem Eingliedern in ein Case-Care-Management greifen, müssen weitere Maßnahmen zur Optimierung der Betreuung von Rehabilitanden mit psychi- schen Erkrankungen getroffen werden.
Derzeit definiert das indikationsspezifische medizinische Leistungsprofil „Psychiatrische Rehabilitation“ der PVA eine stationäre sechswöchige Rehabilitation, die die bestmögliche Wiederherstellung der seelischen Gesundheit im Sinne des bio-psycho-so- zialen Reha-Modells und eine optimale Reintegration der Versicherten in ihr berufliches und soziales Umfeld zum Ziel hat. Im Rahmen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt es häufig zu seelischen Belastungen, die sofort oder auch erst einige Wochen bis Monate später auftreten können, wie Antriebslosigkeit, Panikgefühle, Brustschmerzen oder Atemnot. Die PVA beginnt des- halb, ab 1. April 2019 im Rehazentrum Felbring österreichweit erstmalig ein vorerst auf zwei Jahre befristetes „Pilotprojekt Psy- chokardiologische Rehabilitation“ für die Rehabilitation von Rehabilitanden mit psychischen Erkrankungen im Anschluss an ein kardiales Akutereignis umzusetzen. Die insgesamt sechs Wochen dauernde Rehabilitation wird in zwei Teilen absolviert: Teil 1 dauert vier Wochen, Teil 2 folgt nach etwa vier Monaten und dauert zwei Wochen. Die Phase der Unterbrechung dient dazu, das
Erlernte im Alltag zu erproben und zu festigen.
Im Rahmen der psychokardiologischen Rehabilitation steht die ganzheitli- che Behandlung im Mittelpunkt. Entscheidende Kriterien sind die psychi- sche Betreuung in Einzel- und Gruppentherapien sowie Entspannungstrai- ning. Hier sollen die Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und sozia- lem Umfeld, Motivation zur Krankheitsakzeptanz, -verarbeitung und -bewäl- tigung sowie Methoden zur Stressbewältigung vermittelt werden. Entspan- nungstechniken und Schmerztherapie, Raucherberatung oder Raucherent- wöhnung ergänzen das therapeutische Angebot. Einen weiteren Schwer- punkt stellt die Ernährungsberatung in Form von Schulungen, auch im Hin- blick auf vorhandene Risikoprofile wie kataboler Stoffwechsel, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen dar.
Mit der psychokardiologischen Rehabilitation werden Rehabilitanden um- fassend und integrativ versorgt und der Wiedereinstieg in das Berufsleben wird erleichtert.
Angebote für junge Patienten
Das „FIT FOR LIFE“-Programm des Rehazentrums Alland ist ein spezielles
Angebot für jugendliche Typ-1-Diabetiker in den Feriensommermonaten. Es unterstützt Jugendliche beim Transition Manage- ment von der Kinder- zur Erwachsenenbetreuung und gleichzeitig dabei, den jugendlichen Alltag mit Diabetes leichter be- wältigen zu können. Drei Wochen besteht die intensive Möglichkeit, mit gleichaltrigen Typ-1-Diabetikern, aber auch mit älte- ren Patienten Erfahrungen auszutauschen und hier wertvolle Tipps für die Zukunft zu erhalten. Das Programm besteht aus Schulungen, Gruppen-Sessions, Sporteinheiten, Kreativworkshops und spannenden Abend-Lectures mit Themen, die für Ju- gendliche interessant sind, wie zum Beispiel Sexualität, Reisen, Alkohol, Führerschein und Berufsmöglichkeiten. Die Work- shopleiter und Vortragenden sind allesamt „Experts in the Field“ und teilweise selbst Typ-1-Diabetiker. Als besonderes Ange- bot werden Diabetesberater und Ärzte aus Erwachsenen-Spitalsbetreuungseinrichtungen eingeladen, damit die Gelegenheit für ein persönliches Kennenlernen besteht und erste Kontakte zur Weiterbetreuung in einer Erwachseneneinrichtung ge- knüpft werden können. Die ersten Turnusse erhielten sehr positives Feedback, sodass das „FIT FOR LIFE“-Programm weiter- hin im Rehazentrum Alland angeboten wird.
Foto: istockphoto/ Andrey Popov