ARZT PRIVAT | Reise
Kunstsinniger Urlaub
Arthotels faszinieren mit einer zusätzlichen Bereicherung der Sinne. Für die Dauer des Aufenthalts lebt es sich inmitten antiker oder zeitgenössischer Kunst alles andere als verstaubt. Außerdem gehen die kunstbeflissenen Vorzeigebeispiele der gehobenen Hotellerie nicht selten mit außergewöhnlicher Architektur und exzellenter Kulinarik einher.
Auch wenn wir dieser Tage reisetechnisch extrem eingeschränkt sind, gelingt es zunehmend schwerer, sowohl die Reiselust als auch das Fernweh in Zaum zu halten. Ablenkung verspricht die
Suche nach Hotels, die Besonderes bieten, um die Sehnsucht nach neuen Eindrücken zu befriedigen und zu gegebenem Zeitpunkt eine Vision für das Verbringen der nächsten freien Tage ohne große Umschweife realisieren zu können. Denn so schließt sich der Kreis von recherchefreudigen Journalisten und wissbegierigen Lesern, der in dieser Ausgabe zu besonderen Destinationen führt: Häusern, die mit Kunst einen Kontrapunkt zu luxuriösem und dennoch oft austauschbarem Hotelchic setzen. Nicht selten sind diese in Metropolen zu finden, die, sobald man die Lobby verlässt, mit einer beeindruckenden Museenvielfalt einen abwechslungsreichen Aufenthalt versprechen. Oder an idyllischen Plätzen unweit einer gut erreichbaren Großstadt liegen.
Erholung und Inspiration pur
Starten wir unsere heutige Reise in Österreich. Hier findet sich beispielsweise mit der „Blauen Gans“ in Salzburg ein Boutique- Hotel, das dem Genre Arthotel mit 120 Kunstwerken gerecht wird. Hotelier Andreas Gfrerer lebt hier seine Kulturleidenschaft zu seinem und dem Wohl der Gäste aus. Seit 2002 hat sich die „Blaue Gans“ in der Getreidegasse unter seiner Ägide – in unmittelbarer Nachbarschaft zu Festspielhaus, Museum der Moderne und Mozarthaus – zu einem Kunst-Hotspot gewandelt. Zu vielen der gezeigten Künstler hat er eine persönliche Beziehung oder die Kunstwerke kennzeichnen persönliche Meilensteine. Die Privatsammlung des Eigentümers (darunter Originale von Joseph Beuys, Jonathan Meese, Brigitte Kowanz, Franz Blaas) findet sich in den historischen Gängen ebenso wie
in den 35 Zimmern. Kulinarisch blickt man auf eine 670- jährige Geschichte zurück. Das älteste Gasthaus der Stadt ist heute dreigeteilt. In ein Restaurant, eine Brasserie und das Weinarchiv im Keller, wo man an einem großen Tisch, „La Tavolata“, gemeinsam diniert. Die hausgemachte Pasta und der Kräutergarten im Innenhof sind weitere Zeugen der Philosophie des guten Geschmacks, die hier erfahrbar wird.
Mehr als 100 hochkarätige Kunstwerke
Andy Warhol und Salvador Dalí sind nur zwei Aushängeschilder des „The Dolder Grand“ in Zürich, die seit der Wiedereröffnung 2008 – für den Umbau zeichnet übrigens Sir Norman Foster verantwortlich – Gäste empfangen. Und das bereits an der Rezeption mit dem elf Meter breiten „Big Retrospective Painting“ des weltweit
berühmtesten Pop-Art-Künstlers. Bei einem Streifzug durch das Fünf-Sterne- Hotel mit einem Kunst-iPad kann man sein Kunstwissen erweitern. Die meisten Werke sind in die öffentlichen Bereiche integriert. Auf dem Weg zum Spa begegnet man Niki de Saint Phalles „Le Monde“, am Restauranteingang trifft man auf „Femmes métamorphosées“ von Salvator Dalí. Das Ambiente des Private Dining Rooms bestimmen „Les Quatre Saisons“ des Impressionisten Camille Pissarro.
Kleinod mit Avantgarde-Reminiszenzen
Wer es sich in Sachen Arthotel in Frankreich bequem machen möchte, ist selbstverständlich mit dem historisch reich beschenkten Le Negresco in Nizza gut beraten, ein Aufenthalt im „Château de la Resle“ allerdings zählt zu jenen Geheimtipps, die das Reisen spannend machen. Dieses Landschloss, dessen Ursprung im 15. Jahrhundert liegt, wird seit 2005 von den beiden Niederländern Johan Bouman und Pieter Franssens bewohnt. Sie beschlossen schon bald, ihr Haus in der Nähe von Auxerre und Chablis für Gäste zu öffnen, vorzugsweise an Liebhaber der Schönheiten des Burgunds und der Kunst. So findet sich über dem antiken Küchentisch eine abstrakte Fotografie von Christiane Richter oder ein leuchtend farbiges Gemälde des niederländischen Künstlers Ien Lucas in der Eingangshalle. Die Kunstsammlung wird laufend erweitert und der „Château“-Stil harmoniert mit dem Interior und dem Blick auf den Hausweinberg. Hat man sich daran sattgesehen, ist ein Ausflug nach Paris (ca. zwei Stunden Autofahrt) zu den großen Meistern ein weiterer Tipp für Kunstfans.
mh
Andreas Gfrerer, Hotel-Mastermind in fünfter Generati- on, empfängt die Gäste in seiner „Blauen Gans“ in
Salzburg mit mehr als 120 Kunstwerken.
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„The Dolder Grand“ ist ein Züricher Luxushotels mit der Handschrift von Sir Norman Foster, das Kunst von Andy Warhol, Salvador Dalí und vielen weiteren internationalen Künstlern beherbergt.
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FotoS: Blaue gans/pertramer, Hiepler Brunier, Dolder Hotel AG, Chateau de la Resle
Urlaub mit avantgardisti- scher und abstrakter Kunst inmitten der malerischen Schönheit des Burgunds ist im „Château de la Resle“ möglich.
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