MEDIZIN Kreuzschmerzen 

FotoS: B. Zillner, istockphoto/ Filip_Krstic

ACP für die

Wirbelsäule

Studien bestätigen die risikoarme ACP-The- rapie als wichtigen Bestandteil multimodaler Behandlungskonzepte der Wirbelsäule.

Vier von fünf Österreichern leiden unter Ihrer Wirbelsäule. Die Betroffenen selbst werden immer jünger und das pandemiebedingte Homeoffice mit suboptimalem Arbeitsplatz befeuert die Situation. Werden Fehlhaltungen und Bewegungsmangel zum Dauerzustand, beschleunigt das die natürli- chen Abnützungserscheinungen der Wirbelgelenke und Bandscheiben. „Oft bescheren Einengungen des Wirbelkanals und Zusammendrücken von Rückenmark und Nervenwurzeln oder entzündete Facettengelenke die chronischen Beschwerden“, weiß Dr. Steven K. Moayad, Orthopäde und Schmerzspezialist am Orthopädie- und Schmerztherapiezentrum Meidling (OSZM). Und damit setzt sich der Teufelskreis in Gang: Der ständi- ge Schmerz hält Betroffene von wichtigen Rückenübungen ab. Dies aber resultiert in zunehmender Muskelschwäche, verstärkter Fehlhaltung und noch mehr Schmerzen, die oft ausstrahlen und neuropathische Symptome wie Kribbeln, Ziehen oder Taubheit in Händen und Füßen auslösen.


Präziser Befund erforderlich

„Um akute Entzündungen zwischen den Wirbeln einzudämmen und den Schmerz nach und nach zu lindern, hat sich bei uns die Behandlung mit autologem, konditioniertem Blutplasma, kurz ACP- Therapie genannt, gut bewährt“, berichtet Dr. An- dreas Klaus Birner, Spezialist für die Schmerzthe- rapie im OSZM Meidling. Bei der ACP-Therapie wird aus dem Blut des Patienten durch Aufberei- tung in einer speziellen Zentrifuge ein mit dreifach konzentrierten Blutplättchen angereichertes Plas- ma gewonnen. Dieses körpereigene Konzentrat wird unter Röntgen- oder CT-Kontrolle millimeter- genau in die betroffene Struktur der Wirbelsäule injiziert. „Liegt das Problem etwa im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule, also auf Höhe der L5/S1 und auch L4/L5, bringen wir das Plasma über den Steißbeinkanal ein“, sagt Moayad. Für den Patienten ist die Behandlung schmerzarm.

„Die ACP-Eigenbluttherapie ist ein wichtiger Baustein in der regenerativen Therapie vor allem des jüngeren Patienten“, berichtet auch der Wiener Rückenspezialist Dr. Bernhard Zillner. Die Behandlung mit ACP, so der Orthopäde, müsse optimal in ein umfassendes Behandlungskonzept aus Physiotherapie, Einzelheilgymnastik, Manualtherapie und physikalischen Anwendungen eingebettet sein: „Wesentliche Erfolgskriterien sind eine akkurate neurologisch-orthopädische Untersuchung, zeitnahe Röntgen- und MRT-Diagnostik sowie eine Muskelfunktionsketten-Analyse“, erläutert er.


Nachhaltige Schmerzlinderung

Bei der Wiedereinbringung von Eigenblut setzen die Blutplättchen im verletzten oder entzündeten Gewebe eine Vielzahl an Wachstumsfaktoren frei, die schmerzhafte Entzündungen hemmen und die gewünschte Zellregene- ration im Gewebe anregen. Das bringt den Heilungsprozess in Gang, wobei das Einsetzen der Wirkung dieser Langzeiteffekte aber drei bis vier Wochen dauern kann. Etwas Geduld ist also angesagt: „Zu Beginn der Thera- pie kann es auch sein, dass man für ein paar Tage mehr Schmerzen verspürt, da das Eigenplasma eine aktive Substanz ist und somit im Gewebe eine Reaktion auslöst“, erläutert Birner. Daher werden zur nachhaltigen Schmerzlinderung, je nach Diagnose und Beschwerden des Patienten, drei bis fünf der je 30-minütigen ACP- Anwendungen empfohlen. Profitieren von der Behandlung können Patienten jeder Altersgruppe. Ziel ist es, durch die Eigenblutbehandlung die Regeneration der geschädigten Nerven so zu unterstützen, dass sich auch Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Ziehen oder Taubheit wieder legen.

Die positive Wirkung der ACP-Therapie im Bereich der Gelenke und Bänder ist bereits durch zahlreiche Studi- en bestätigt. Ebenso ist die Anwendung bei chronischen Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule – unter anderem durch Vergleichsstudien – gut dokumentiert.(1,2,3) Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln so- wie negative Effekte auf Blutzucker, Blutdruck und Knochendichte sind ausgeschlossen. „Bei den sogenannten Red Flags, also etwa bei bestehenden Krebsleiden, bakteriellen Entzündungen oder akuten Lähmungserschei-

nungen, verzichten wir auf die Anwendung von ACP“, erklärt Zillner. Bei Wirbelgleiten, verbunden mit neurologischen Beschwerden, ist eine opera- tive Behandlung in Erwägung zu ziehen. Selbst im Vergleich zu Cortison punktet die Eigenbluttherapie: „Cortison ist ein sehr gutes Schmerzmittel in Akutfällen, verliert aber bei längerer Anwendung an Wirksamkeit und kann dann überdies Nerven sowie Gelenke schädigen“, sagt Moayad und ergänzt: „Außerdem fehlt ihm die nachhaltigregenerierende Eigenschaft des konzentrierten Eigenblut-Plasmas.“


rh