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Wer sich nach einer üppigen Spätmahlzeit rasch und flach ins Bett legt, wird mit
hoher Wahrscheinlichkeit Refluxbeschwer- den bekommen.
Das ist unangenehm, aber zunächst nicht gefährlich.
Treten diese Beschwerden aber öfters auf, sollte eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Dabei werden unter anderem vom Übergang des Ma- gens zur Speiseröhre Gewebsproben entnommen, da rückfließende Salz- säure aus dem Magen die Speiseröhre ganz erheblich schädigen kann.
Für die Magenspiegelung bedarf es keiner besonderen Vorbereitung, außer vorher sechs Stunden nichts essen und vier Stunden vor dem Termin auch nichts trinken. Wenn die Untersuchung in Sedierung durchgeführt wird, darf
man aus versicherungsrechtlichen Gründen zwölf Stunden nicht selbst Auto fahren und soll auch keine Verträge unterschreiben. Die Untersuchung wird heute routinemäßig in Sedierung, also schmerzfrei, durchgeführt.
Neben den klassischen Symptomen Sodbrennen und saurem Aufstoßen kann auch chronischer Husten oder Heiserkeit das führende Symptom sein. Starkes Druckgefühl hinter dem Brustbein, weshalb manchmal der Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt gestellt wird, erweist sich aber oft glücklicherweise nur als ein weiteres mögliches Refluxsymptom.
Stress und Sodbrennen
Oft können sich Stress und Druck im wahrsten Sinne auf den Magen schlagen. Wir wissen, dass die Psyche einen großen Einfluss auf unser Wohl- befinden, aber ganz besonders auf die Verdauung hat. Redewendungen wie „etwas runterschlucken, an etwas kauen oder etwas nicht verdauen können“ beziehen sich nicht immer nur auf Essen, sondern auch oft auf unangenehme Situationen, Stress oder Ärgernisse. Das liegt unter ande- rem daran, dass die Stresshormone Adrenalin und Cortisol auf das vegetative Nervensystem wirken, das unter anderem auch für die Steuerung des Magen-Darm-Trakts verantwortlich ist. Die Folge kann eine Überproduktion an Magensäure sein.
Auch der Schließmuskel der Speiseröhre wird unbewusst gesteuert und kann bei übermäßigem Stress geschwächt werden. So kann saurer Ma- geninhalt leichter zurück in die Speiseröhre fließen und wiederum zu Sodbrennen führen.
Zudem sind es auch bei Stress die Essgewohnheiten, die ihren Beitrag dazu leisten, dass wir uns „sauer“ fühlen. Denn unter Stress wird meist auch unregelmäßig gegessen, wir essen schneller und greifen häufig zu ungesundem Essen. Außerdem kann durch Stress die Produktion der Ma- gensäure angekurbelt werden – das beeinflusst den Säurewert des Mageninhalts, wodurch Sodbrennen und Aufstoßen auftreten können.
Refluxbeschwerden vermeiden
Zwischen der Einnahme von Mahlzeiten und dem Zubettgehen sollten ein bis zwei Stunden vergehen. Wenn Betroffene liegen, sollte der Kopfteil erhöht sein, ideal mit einem verstellbaren Lattenrost, oder wenn es von der Halswirbelsäule aus möglich ist, mit einem zweiten Kopfpolster. Es gibt besonders säurelockende Speisen, mit denen die meisten Refluxpatienten Probleme haben: Dazu zählen Orangen, Paradeiser, Weißwein, Sekt, Süßigkeiten und Kaffee. Da die höchste Säureproduktion im Körper zwischen zwei und vier Uhr morgens stattfindet, wäre ist das Trinken von Oran- gensaft am Abend jedenfalls kontraproduktiv.
Die medikamentöse Standardtherapie besteht in einer vierwöchigen Gabe von Protonenpumpenhemmern, deren Langzeitanwendung aber wegen der Gefahr einer Osteoporoseentstehung als problematisch gesehen wird. Die Protonenpumpenhemmer wirken so, als ob ein Wasserhahn ge- schlossen wird: Die Säureproduktion wird für die Zeit der Einnahme gestoppt. In dieser Zeit erholt sich die Schleimhaut des Magens und der Spei- seröhre nicht nur, sondern sie erneuert sich komplett. Ohne Säure kann natürlich auch nichts in die Speiseröhre zurückfließen und die Symptome sistieren daher sehr bald.
Diese schnelle und zuverlässige Wirkung hat auch dazu geführt, dass die Präparatgruppe der Protonenpumpenhemmer in Industriestaaten rasch zum meistverwendeten Medikament wurde und orale Kontrazeptiva sowie Aspirin weit hinter sich gelassen hat.