MEDIZIN Diarrhö 

Foto: istockphotO/ Dr_Microbe

Probiotika zur Behandlung

einer infektiösen Diarrhö

Die akute infektiöse Diarrhö stellt ein globa- les Thema der Gesundheitsversorgung dar und betrifft insbesondere Länder mit niedri- gem und mittlerem Durchschnitts- einkommen.

Vor allem für Kinder unter fünf Jahren stellt eine akute Diarrhö  einen ernstzunehmenden Gesundheitszustand dar, sie zählt in dieser Gruppe immer noch zu den häufigsten Todesursachen. Mehr als 20 verschiedene Erreger werden mit dem Auftreten einer akuten Diarrhö assoziiert, 78 % aller Fälle werden von nicht mehr als sechs Erregern verursacht. Besonders bei Kindern ist das wichtigste Ziel der Therapie, eine Dehydration zu ver- hindern und in die infektiöse Phase zu verkürzen.


Darmbarriere stärken

Probiotika bestehen aus einer Mischung lebender Bakterien und Hefen, von denen man annimmt, dass sie das natürliche Gleichgewicht der Bakterien der Darmflora nach einer Erkrankung wieder herstellen können. Probiotika werden oft als die „guten Bakterien“ bezeichnet. Sie können in Joghurts oder in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sein. Es gibt Hinweise, dass Probiotika gegen die Bakterien einer infektiösen Diarrhö wirken, indem sie in Konkurrenz um Nährstoffe und Bindungsstellen im Darm treten, Bacteriocine und organische Säuren produzieren und bakterielle Toxine neutra- lisieren. Darüber hinaus stimulieren sie die immunologischen Eigenschaften der Darm- mukosa, mildern intestinale Entzündungsreaktionen und stärken die Darmbarriere. Eine internationale Arbeitsgruppe rund um Shelui Collinson von der Liverpool School of Tropical Medicine wollte die Frage beantworten, ob sich diese guten Effekte sich auch in patientenorientierten Endpunkten wie die Erkrankungsdauer niederschlagen. Dazu wurden systematisch randomisiert kontrollierten Studien gesucht, die den Effekt

von Probiotika mit Placebo oder Allgemeinmaßnahmen verglichen. Insgesamt wurden 82 Studien mit 12.127 Teilnehmern gefunden und einge- schlossen, 11.526 dieser Teilnehmer waren Kinder. Ein Drittel der Studien wurde in Ländern durchgeführt, in denen die Kinder- oder die Erwachse- nensterblichkeit sehr hoch war. Zwei Drittel der Studien verwendeten eine Probiotika-Zubereitung mit nur einem Bakterium/Hefe, ein Drittel eine Probiotika-Zubereitung mit einer Mischung von bis zu acht verschiedenen Bakterien/Hefearten. Am häufigsten wurden Saccharomyces boulardii, Lactobacillus casei und Lactobacillus reuteri verwendet.


Definitionen nicht einheitlich

Wurden alle Studien unabhängig von ihrer Qualität eingeschlos- sen, zeigten sich, dass Probiotika die Dauer einer akuten Durchfallerkrankung signifikant um mittlere 21 Stunden senken konnten. Limitierend ist zu sagen, dass die eingeschlossenen Studien unterschiedliche klinische Definitionen für die „akute Diarrhö“ und den Zeitpunkt der Genesung verwendeten. Wei- ters gab es große Unterschiede in der Art der getesteten Pro- biotika. Insgesamt zeigten viele der Studien ein hohes Risiko für einen systematischen Fehler und es gab Hinweise, dass positi- ve Ergebnisse bevorzugt publiziert worden waren. Weiters

konnte nicht evaluiert werden, ob das Alter und der Ernährungszustand der Kinder, der sozioökonomische Status der Region und zusätzliche The- rapien auf einen möglichen Effekt der Probiotika Einfluss hatte. Die Autoren fassen zusammen, dass auf Grund der Limitationen der bisher publi- zierten Studien weiterer Forschungsbedarf erforderlich ist.


ja