Covid-update | Endoskopie
Das Team der Endoskopie am Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan
Sars-COV-2 aus
Sicht der Gastroenterologie
FotoS: ZVG, barmherzige brüder
Neben den typischen Symptomen wie Fieber, Zeichen eines Atemwegsinfektes und Verlust des Geruch- oder Geschmacksinns werden bei Sars-COV-2-Infizierten auch häufig gastrointesti- nale Symptome wie Durchfall, Erbrechen und ab- dominelle Beschwerden beschrieben.
Dies erklärt sich teilweise durch eine hohe Expression von ACE-2-Rezeptoren im gesamten Verdauungstrakt, wodurch es in diesen Bereichen zu einer gesteigerten intrazellulären Virusaufnahme nach Koppelung mit dem S-Protein der Virushülle des Coronavirus kommt. In Untersuchungen aus Stuhlproben von Infizierten konnte in über 50 % Virus-RNA nachgewiesen werden. Der Virusnachweis aus dem Stuhl gelang auch deutlich län- ger und in höheren Konzentrationen im Vergleich zu Proben aus dem Respirationstrakt derselben Personen. Anhand der bisherigen Erkenntnisse scheint eine fäko-orale Übertragung zumindest theoretisch möglich. 1Virusnachweise und -sequenzierungen aus Abwässern von Kläranlagen sind aufgrund dieser gewonnenen Erkenntnisse bereits jetzt breit angewendete und etablierte Methoden zur besseren Surveillance der Virusverbreitung.
Endoskopie in Zeiten von Sars-COV-2
Hinsichtlich Virusübertragung und Infektiosität war es sehr rasch aufgrund der zuvor geschilderten Virusreplikation und Ausscheidung – im Respi- rationstrakt als auch über den Verdauungstrakt – klar, dass es sich bei endoskopischen Eingriffen somit um Hochrisikoeingriffe mit Aerosolbildung handelt. Bei den Barmherzigen Brüdern in St. Veit wurden daraufhin ein Hygienekonzept und Richtlinien erarbeitet, in denen die verpflichtende An- wendung von Schutzkleidung, FFP-2 Masken, Schutzbrillen, Schutzhauben und Schutzvisieren vorgeschrieben wurde.2,3 Seit dem Herbst 2020 werden zusätzlich alle Patienten vor endoskopischen Eingriffen mittels Antigen-Schnelltest getestet und mittlerweile hat auch der Großteil des Teams bereits die erste mRNA-Teilimpfung erhalten. Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit bisher keine Sars-COV-2 Übertragung durch endoskopische Eingriffe nachgewiesen werden konnte.
Aufstau von Untersuchungen
Eine weitere große Herausforderung stellte vor allem im ersten Lockdown auch das zeitweise komplette Herunterfahren der Routinediagnostik dar. Dadurch kam es auch an unserer Abteilung zu einem deutlichen Aufstau von Untersuchungen. Diese konnten jedoch ab dem Frühsommer bis Jahresende durch nachfolgend erhöhte Untersuchungsfrequenzen teilweise wieder abgebaut werden (siehe Tabelle 1). Spannend in diesem Zu- sammenhang zu erwähnen ist eine österreichische Multicenter-Studie, die im ersten Lockdown eine deutliche geringere Anzahl von oberen gastro-
intestinalen Blutungsereignissen aufweisen konnte4; im Gegensatz dazu konnte jedoch auch gezeigt wer- den, dass es, durch Verzögerungen in der endosko- pischen Diagnosestellung, zu verspäteten Tumordia- gnosen mit fortgeschritteneren Tumorstadien kam5.
Wichtig scheint es künftig Patienten zu vermitteln, dass endoskopische Untersuchungen auch in Zeiten einer Pandemie mit ausreichender Sicherheit ohne er-
höhtes Infektionsrisiko auch in den Krankenanstalten durchgeführt werden können und eine Verzögerung endoskopischer Abklärungen nachteili- ge Folgen nach sich ziehen kann.
Management chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
Viel Aufklärungsbedarf besteht auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und auch der Ablauf in unserer CED-Ambu- lanz wurde an die aktuellen Geschehnisse angepasst. Nicht dringliche Routinekontrollen werden telemedizinisch abgearbeitet, bei Vorstellungen besteht FFP2-Maskenpflicht und angepasst an die lokalen Inzidenzzahlen werden auch verpflichtende Antigen-Schnelltests durchgeführt. Zeit- weise mussten auch Biologika-Erhaltungstherapien aus dem niedergelassenen Bereich übernommen werden. So wurden an unserer Ambulanz 2020 knapp über 200 Biologikaverabreichungen durchgeführt und die generellen Patientenzahlen zeigten sich auch in diesem Jahr weiter stei-
gend (Tabelle 2). Das Bundesministerium für Sozia- les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) reihte Patienten mit einer „Erkrankung, die mit einer dauerhaften und relevanten Immun- suppression behandelt werden muss“ als Risiko- gruppe ein – darunter wurde unter anderem eine dauerhafte Kortisontherapie, Azathioprin, Methotrex- at und auch Therapien mit Biologika subsummiert. Aus arbeitsrechtlicher Sicht bestand für Betroffene ab diesem Zeitpunkt unter bestimmten Vorausset- zungen sogar ein Anspruch auf Dienstfreistellung und Entgeldfortzahlungsanspruch. Um der Verunsi- cherung vieler immunsuppressiv behandelter Pati- enten entgegenzuwirken, wurde bereits im Frühjahr 2020 eine Stellungnahme der Arbeitsgruppe CED veröffentlicht6, in der klar darauf hingewiesen wur- de, dass IS-Monotherapien nach aktuellem wissen- schaftlichen Stand nicht das Risiko für einen schwe-
ren Covid-19-Verlauf erhöhen und deshalb gut eingestellte Patienten auf keinen Fall ihre Therapie beenden oder reduzieren sollten. Die einzige Ausnahme bilden hoch dosierte längerfristige Kortisontherapien (Prednisolonäquivalent > 20mg/Tag), die laut einer großen Registerauswertung (SECURE-IBD) doch schwere Infektionsverläufe mitbedingen dürften. Bis zum 26. Januar wurden über dieses Register weltweit 4.735 Sars-COV- 2-Infektionen gemeldet – darunter kam es zu 794 Hospitalisierungen und 80 dokumentierten Todesfällen. Aus Österreich liegen bisher 75 Meldun- gen mit 8 Hospitalisierungen und 2 Todesfällen vor.7 Allen CED-Patienten sollen die aktuell zugelassenen Sars-COV-2-Impfungen (mRNA: Bi- ontech, Moderna bzw. Vektorimpfstoff: Astra Zeneca) empfohlen werden. Hinweise für ein erhöhtes Nebenwirkungsprofil bestehen nicht; aller- dings könnte das Impfansprechen unter bestehender Immunsuppression etwas geringer ausfallen. Eine entsprechende Empfehlung wurde rezent im Rahmen eines internationalen Konsensusreports publiziert.8