Fortbildung & Klinik I Bundeskurie angestellte Ärzte

Wo dringend Handlungsbedarf

herrscht

• Ausbildung braucht Zeit

• Spitäler müssen wettbewerbsfähig bleiben

• Schaffung eigene Dienstposten für Ausbildungsoberärzte

• Reale Personalpolitik, um Engpässe zu vermeiden

Foto: istockphoto/ SDI Productions

Wie zukunftsfähig

ist die Arztausbildung?

Die Ärztekammer ist überzeugt: Nur wenn der ärztliche Nachwuchs gefördert wird, kann auch die Patientenversorgung auf hohem Niveau nachhaltig gewährleistet werden.

Daher hat die Bundeskurie angestellte Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer in einer vom Marktforschungsinstitut IMAS durchgeführten Online-Befragung die Ansichten der österreichischen Spitalsärzte in Ausbildung erfasst. Ziel war eine Bestandaufnahme zur Zufriedenheit mit der Arztausbildung.


Qualität wichtig, Mobilität groß

Die 1.224 teilnehmenden Ärzte in Ausbildung waren sich in einem sehr einig: Für die Wahl der Ausbildungsstelle ist die Qualität der klinischen Ausbildung entscheidend. Im Einklang mit den Ergebnissen der Ausbildungsevaluierung, die die BKAÄ regelmäßig in Auftrag gibt, sind ein großer Praxisanteil sowie die persönliche Betreuung und der theoretische und fachspezifische Input besonders wichtig. Relevant sind auch die Zeit für den Austausch untereinander und ein Mentorensystem, wohingegen die Mitarbeit an wissenschaftlichen Projekten eine untergeordnete Rolle spielt. Ausschlaggebend sind neben der Qualität auch Work-Life-Balance sowie der Standort und die Erreichbarkeit der Ausbildungsstätte. Für die Umfrageteilnehmer weniger wichtig sind etwa die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Tätigkeit oder Prestige und Ansehen der Abteilungen. „Das deutschsprachige Ausland lockt mit attraktiven Angeboten und genau daher ist es wichtig, dass unsere Spitäler wettbewerbsfähig bleiben“, sagt Daniel von Langen, Obmann der Bundessektion Turnusärzte der Österreichischen Ärztekammer.


Schweiz hoch im Kurs

Die Online-Umfrage zeigt, dass viele bereit sind, ins Ausland zu gehen, um die beste Ausbildung zu erhalten:

36 % beantworteten Frage, ob sie bereit wären, in ein anderes Land zu gehen, wenn sie den Eindruck hätten, dass die Ausbildung dort besser ist, mit einem Ja. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 51 %, wäre grundsätzlich bereit, einzig private Faktoren würden diesen Weg ver- hindern. Nur 12 % geben an, nicht ins Ausland gehen zu wollen. „Das zeigt deutlich: Wenn die Ausbildung nicht den Erwartungen entspricht, dann kehren sie Österreich den Rücken“, sagt von Langen.

Besonders die Schweiz ist hoch im Kurs: 39 % der Ärzte in Ausbildung sind davon überzeugt, dass die Ausbildung dort am besten sei, gefolgt von Deutschland mit 13 %, Schlusslicht bildet Österreich mit 5 %.

Insgesamt gaben 38 %, an, mit der Ausbildung sehr zufrieden oder zufrieden zu sein – 36 % vergaben die Note 3 und ein Viertel 4 oder 5. „Ein Befriedigend ist in der Ausbildung allerdings zu wenig, auch im Hinblick auf die Abwanderungen“, sagt Dr. Harald Mayer, Vizepräsident und Kuri- enobmann angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. Wichtig sei, auf die Bedürfnisse des Ärztenachwuchses einzugehen. Und dass die Krankenhausträger eines begreifen: „Dass Ärzte den Nachwuchs ausbilden, ist kein Hobby, sondern eine Verpflichtung. Der können wir aber nur nachkommen, wenn uns auch die Zeit dafür gegeben wird.“ Die Mehrheit, nämlich 79 %, hat laut der Umfrage den Eindruck, dass das Stamm- personal nicht genügend Zeit habe, um sich um die Ausbildung zu kümmern, lediglich 18 % gaben an, dass genügend Zeit vorhanden sei. Wenig überraschend gaben daher die Befragten an, dass zusätzliche Ausbildungsoberärzte die Situation verbessern würden – das wurde als zweitwich- tigster Punkt genannt, der helfen könne, die Ausbildung innerhalb der Arbeitszeit zu verbessern. Mit 83 % gab die Mehrheit an, dass die adminis- trativen Tätigkeiten reduziert werden müssten. 45 % wünschen sich mehr selbstständiges Durchführen von Untersuchungen und Operationen.


rh