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foto: istockphoto/ Paul Bradbury

Trotz Rekordfertigstell- ungen weniger Angebot

Professionelle Investoren sichern sich weiter ganze Wohnprojekte und schmälern so die Anlagemöglichkeiten für Private. Experten sehen möglichen guten Zeitpunkt für Verkauf.

Mit knapp 20.000 Einheiten werden in Wien heuer voraussichtlich so viele Wohnungen fertig wie noch nie zuvor. Damit werden die bisherigen Höchstwerte aus den beiden Vorjahren um rund 2.000 Wohnungen übertroffen. In den kommenden Jahren soll die Neubauleistung wieder um einiges geringer ausfallen. Darauf deutet der Rückgang bei den Neuwidmungen hin. Dass der Fertigstellungsrekord erst heuer fällt, liegt an der Pandemie. Denn einige Projekte, die eigentlich 2020 und 2021 auf den Markt hätten kommen sollen, werden aufgrund von Verzögerungen, wie etwa Lieferkettenproblemen oder Personalmangel, erst heuer fertig.

Dass heuer eine Rekordzahl an Wohnungen fertig wird, bedeutet jedenfalls nicht, dass mit einem üppigen Angebot zu rechnen ist. Im Gegenteil: Denn beim Neuflächenangebot handelt es sich laut den Experten von EHL Immobilien und der Buwog hauptsächlich um Mietwohnungen. Die Zahl der neuen Eigentumswohnungen sei in der Bundeshauptstadt seit 2019 hingegen weitgehend stabil geblieben, unter Berücksichtigung des wachsenden Anteils von Anlegerwohnungen, die zur Vermietung statt zur Eigennutzung erworben werden, gebe es praktisch überhaupt keinen Anstieg.


Prognose 2022: Preisanstieg von 5 %

Dass das Angebot für private Anleger in Wien schon mal größer war, liegt vor allem am weiter zunehmenden Appetit der institutionellen Investoren. Denn sie kaufen bevorzugt ganze Projekte, was im Übrigen auch im Sinne der Entwickler ist, für die das attraktiver ist als der Verkauf von Einzelwohnungen. Und weil die Nachfrage weiter steigt und das Angebot zurückgeht, rechnen Experten auch 2022 mit weiter steigenden Preisen. Konkret soll sich das Plus nach 7 % im Vorjahr heuer auf ca. 5 % belaufen. Bei den Mietpreisen (2021: + 3 %) soll es dagegen gemächlicher zur Sache gehen.

„Aufgrund der hohen Bautätigkeit der letzten Jahre ist ausreichend Angebot an Wohnraum vorhanden, sodass das Mietwachstum begrenzt ist“, heißt es in einem aktuellen Marktausblick des Immobiliendienstleisters CBRE Österreich. Zudem wachse mit den steigenden Grundstücks- und Errichtungskosten der Preisdruck auf die Entwickler, die gewisse Mietansätze einkalkulieren müssten, um wirtschaftlich bauen zu können. Dass die Schere zwischen Entwicklungskosten und erzielbaren Mieten mittlerweile immer weiter auseinandergehe, sei jedenfalls ein weiterer Grund für den Rückgang des Angebots bzw. der Bautätigkeit.

Bei Raiffeisen Immobilien Österreich gibt man sich durchaus optimistisch für 2022. Allerdings verweist Sprecher Mag. Nikolaus Lallitsch darauf, dass sich irritierende Einflüsse mehren. Dazu zählt er etwa eine am Horizont auftauchende Zinswende oder eine mögliche Verschärfung der Kreditvergabestandards bei Hypothekarkrediten. „All diese Aspekte werden die Leistbarkeit von Wohnraum zukünftig verschärfen“, so Lallitsch. Gleichzeitig eröffne diese Entwicklung auch Chancen. „Vor allem für Eigentümer, die eine Veräußerung ihrer Liegenschaft ins Auge fassen, könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein“, stellt Ing. Mag. (FH) Peter Weinberger, ebenfalls Sprecher bei Raiffeisen Immobilien, in den Raum.


pb